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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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zuhören. Vinnie kam mit finsterem Gesicht zurück. Er hat sich bei Peter entschuldigt, aber der hat ihn nicht mal eines Blickes gewürdigt. Auf einmal habe ich Angst gekriegt. Ich habe Vinnie und Peter noch nie so wütend gesehen.
14. August
    Vinni hat heute einen Brief von seiner Mutter gekriegt. Sein Vater ist wieder im Knast, weil er jemanden in einer Kneipe zusammengeschlagen hat. Simon hat uns alles erklärt. Trip wollte wissen, wie es im Gefängnis ist, aber Simon meinte, das wäre nicht das Thema. Er sagte, wir müßten Vinnie helfen und für ihn da sein, wenn er uns braucht. Wir sollten mit ihm reden. Peter schwieg. Ich glaube, Simon wußte, warum.
Als Vinnie zurückkam, sah er ziemlich sauer aus. Simon fragte, ob er drüber sprechen mochte, aber Vinnie antwortete, er wolle seine Ruhe haben. Aber er hat mich gebeten, dazubleiben. Simon sah mich an, als könnte er es nicht fassen, daß Vinnie lieber mit mir redet als mit ihm.
Dann waren wir allein, und Vinnie erzählte mir die Geschichte. Sein Vater ist in eine Kneipe gegangen, um sich ein paar zu genehmigen. Da hat »eine Schwuchtel« angefangen, ihn anzugraben, und sein Vater hat den Mann zusammengeschlagen. Aber »die Schwuchtel« hat sich als Bulle entpuppt. Bevor Vinnies Vater wußte, wie ihm geschah, haben sich schon die Bullen auf ihn gestürzt und ihn eingeknastet. Während ich Vinnie zuhörte, fragte ich mich, was wohl an der Geschichte wahr ist. Wahrscheinlich wird das außer Vinnies Vater und »der Schwuchtel« nie jemand erfahren. Vinnies Mutter schrieb: »Was ist das für eine Welt, in der ein Mann nicht mal in einer Kneipe vor warmen Brüdern sicher ist?«
Allerdings war die Nachricht von Vinnies Vater nicht das Schlimmste an dem Brief. Ganz zum Schluß schrieb sie, daß Vinnie noch nicht zu ihr ziehen kann. Sie hat nämlich einen neuen Freund, und der kann Kinder nicht ausstehen. »Das verstehst du doch sicher, mein Kleiner.« Vinnie zerriß den Brief, nachdem er mir diese Stelle vorgelesen hatte.
Jetzt muß Vinnie wieder zum Jugendamt, wenn er in Boston ist. Eine Sozialarbeiterin wird ihn am Busbahnhof abholen. Vinnie sagt, nur über seine Leiche geht er mit einer Sozialarbeiterin mit. Jetzt liegt er im Bett über mir und gibt keinen Mucks von sich. Die Ruhe ist gleichzeitig beängstigend und angenehm.
15. August 18:35
    Gleich geht das »Sunshine Spectacle« los. Eigentlich sollten wir uns vorher noch ausruhen, aber ich bin zu nervös. Hoffentlich vermassle ich das Lied nicht und bringe die anderen raus. Vinnie war den ganzen Tag guter Laune. Ich Kapiere das nicht. Peter hat nur rumgemuffelt. Er redet mit niemandem. Ich habe das Gefühl, daß er nur noch die Sekunden zählt, bis er wieder nach Hause darf. Hoppla! Peter ist eben rausgegangen. »Tschüs, Glöckchenfee«, sagte Vinnie. Ich dachte zuerst, er hätte das als Witz gemeint, aber er lacht nicht.
Hoppla! Jetzt ist Vinnie auch raus. Ich frage mich, wo er hin will.
    21:56
    Ein furchtbarer Abend. Ich packe immer noch nicht, was alles passiert ist.
Das »Sunshine Spectacle« lief schon auf vollen Touren, und immer noch Keine Spur von Peter und Vinnie. Ich sagte zu Trip, daß ich sie suchen gehe und gleich wieder zurück bin. Als ich durch den Wald ging, habe ich plötzlich eine Stimme gehört: »Zur Lichtung.« Es war eine sehr tiefe Stimme. Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich gehört habe oder ob es nur Einbildung war. Egal. Ich bin zur Lichtung gerannt, und dann habe ich sie gesehen. Vinnie stand mit einem Besenstiel in der Hand vor Peter. Der lag mit runtergezogener Unterhose auf dem Bauch und weinte. Sein Gesicht war ganz grün und blau. Er zitterte, und Vinnie sagte: »Und du hast gedacht, du könntest mich zusammenschlagen, Glöckchenfee?« Ich hatte solche Angst, daß ich weggelaufen bin, so schnell ich Konnte. Beim Rennen hörte ich wieder die Stimme: »Kehr um. Kehr um.«
Ich versuchte, nicht darauf zu achten, aber die Stimme hat mir in den Ohren geklingelt. Ich mußte umkehren, damit sie aufhört, das war meine einzige Möglichkeit. Also rannte ich zurück und sah, wie Vinnie gerade Peter den Besenstiel in den Hintern rammen wollte. Mein Anblick schien ihn gar nicht zu überraschen. Er grinste mich an und winkte mir. Als ich näher kam, sagte er: »Du zuerst.«
Damit reichte er mir den Besenstiel. Ich wußte nicht, was ich damit anfangen soll. Ich stand da wie angewurzelt. »Los«, drängte Vinnie. »Der rührt sich nicht. Wenn er nur einen Mucks macht, verpaß' ich ihm noch

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