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Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch

Titel: Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Brown
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geringste Ahnung habe. Seine beschissene Kindheit Kann man nicht dafür verantwortlich machen. Es gibt viele Leute, die aus einem guten Elternhaus kommen und trotzdem Schwule hassen. Wie kann man das erklären? Wo soll man anfangen? Ich lasse es lieber bleiben. Genausogut Könnte man versuchen zu erklären, warum manche Leute Schwarze, Juden oder Rothaarige hassen. Es gibt dafür keine logischen Gründe, außer denen, die diese Menschen sich selbst ausdenken.
Peter blickte aus dem Fenster und sagte: »Er ist immer noch da draußen.«
Ich ging zum Fenster und nickte. Zusammen haben wir auf eine Welt voller Vinnies hinausgeblickt und waren ganz still.
18. August
    Heute waren Peter und ich auf dem See rudern. Er fing an, von Aaron zu reden und davon, daß ich mich bestimmt schon furchtbar auf »sie« freue. Ich habe mich so scheußlich gefühlt wie noch nie. Ich konnte es nicht mehr ertragen.
»ihn«, habe ich gesagt.
Hinter mir TOTENSTILLE.
»Aaron ist ein Junge«, sagte ich.
Bevor Peter den Mund aufmachen konnte, habe ich ihm die ganze Geschichte von Aaron erzählt. Alles, was wir zusammen gemacht haben. Wie es zur großen Katastrophe gekommen ist. Wie ich ihn nach dieser langen Zeit immer noch vermisse. Daß ich »es« schon seit Jahren weiß.
Ich weiß nicht, was ich von Peter erwartet habe. Ich dachte, er würde sich vielleicht freuen, daß ich mich ihm anvertraut habe. Als ich mich kurz zu ihm umdrehte, sah ich, daß er alles andere als erfreut war. Er war sauer auf mich. Und je länger er darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Er meinte, daß ich auch nicht besser bin als Vinnie. Er hat mir alle möglichen Schimpfwörter an den Kopf geworfen. Hat mich angebrüllt, ich wäre ein Arschloch. »Nicht so laut«, sagte ich, aber er meinte nur, ich solle doch zum Teufel gehen.
Da habe ich Angst gekriegt. Ich rechnete schon damit, daß er jetzt im Boot aufsteht und allen am Ufer zuruft: »Ben hat mir eben gesagt, daß er schwul ist!« Etwas Schlimmeres konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ich wollte abhauen. Am liebsten hätte ich das Boot umgekippt, wäre ans Ufer geschwommen und hätte alles abgestritten, was Peter über mich sagt.
Doch dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: nichts ist schlimmer, als wenn ich weiter ein Geheimnis daraus mache. Das dauernde Theaterspielen wird mich noch zermürben. Mich ständig verstellen zu müssen. Über Witze lachen zu müssen, die ich nicht Komisch finde. Mir selbst lauter Mist vorzulügen. Und mich zu zwingen, daran zu glauben. Den ganzen Sommer habe ich mich so bemüht, meine Gefühle abzutöten. Und dabei hätte ich mich fast selbst abgetötet.
Habe beschlossen, daß es mir egal ist, wer Bescheid weiß. Ich muß endlich aufhören, Angst zu haben. Verdammt, es ist schließlich die Wahrheit. Ben Smith IST schwul. Solange ich mich deswegen schäme, wird mich jeder, der es herausfindet, behandeln wie den letzten Dreck.
Ich habe Peter gesagt, daß er es ruhig herumerzählen Kann.
Er Konnte es nicht fassen und fragte, ob ich spinne. »Nein«, sagte ich.
Er hat geschwiegen. Ich dachte schon, daß er jetzt Luft holt, um es über den ganzen See zu brüllen. Er hat voll und ganz das Recht dazu. Aber er hat gar nichts gesagt. Er war ganz still. Ich habe nur seine Ruder klatschen hören, also habe ich auch wieder gerudert. Als wir in der Nähe des Strandes waren, sagte Peter leise: »Ich erzähle es niemandem.«
Ich habe mich umgedreht und ihn angeschaut. Sein Gesicht war noch immer voller blauer Flecken und sah schrecklich aus. Aber er war nicht mehr sauer. Nur zu erschöpft und gekränkt, um zu reden. Da wußte ich, daß Peter es niemandem erzählen wird. Das war meine Aufgabe.
Also habe ich angefangen, so laut ich konnte »Ich bin schwul!« zu brüllen. Meine Stimme hat sich nicht einmal überschlagen. Sie hallte so kräftig über den See, daß es jedesmal aussah, als würden die Bäume erzittern. Die anderen Jungen kamen aus den Hütten gelaufen, bis eine kleine Menschenmenge am Strand stand und mich beobachtete. Onkel Lloyd war auch dabei. Das hätte mir angst machen sollen, hat es aber nicht. Ich habe noch zehnmal diesen Satz geschrien. Noch nie in meinem Leben habe ich mich besser gefühlt. Wenn es ein Lied gewesen wäre, hätte ich es gesungen. An Onkel Lloyds angewidertem Gesicht erkannte ich, was er wahrscheinlich dachte: »Großartig ... schon wieder so einer.« Doch das war mir egal. Es ist nur wichtig, was ich finde. Und ich finde, daß ich eigentlich ganz

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