Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
weiter in den Arsch kriechen. Am liebsten hätte ich ihm eine geklebt. Er hat kein Recht, so mit mir zu reden.
11. August
Heute nachmittag wäre Peter fast ertrunken. Es war merkwürdig. Wir waren in der Freizeit beim Schwimmen, und ich habe gesehen, daß Peter unterging und nicht mehr hochgekommen ist. Als ich tauchte, konnte ich ihn nirgends entdecken. Ich habe Simon zur Hilfe gerufen, und er ist ins Wasser gesprungen. Keuchend ist er mit Peter wieder aufgetaucht. Trip und ich halfen Simon, Peter auf den Bootssteg zu legen, und dann haben wir zugesehen, wie Simon ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung verpaßt hat. Peter hat erst Wasser gespuckt und schließlich wieder geatmet. Alle machten ziemlich betretene Gesichter. Bis auf Peter, der sah ganz grün aus. Simon hat ihn eine Weile ausruhen lassen und ihn dann zur Krankenstation gebracht.
Dann tauchte Onkel Lloyd auf und wollte wissen, wie das passiert ist. Simon meinte, es gebe keinen Grund zur Sorge. Peter hätte sich bestimmt unter Wasser den Kopf am Bootssteg angestoßen und das Bewußtsein verloren. Als ich das hörte, war ich ziemlich erleichtert. Gleichzeitig machte es mich wütend, daß ich erleichtert war. Ich hatte das scheußliche Gefühl, daß
Peters Unfall vielleicht gar kein Unfall war. Aber ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Wenn ich nun falsch läge?
Als ich in unsere Hütte kam, hatte sich Vinnie in eine Zeitschrift vertieft. »Was tut sich so?« fragte er.
Am liebsten hätte ich ihm erzählt, was für eine Scheiße er mit seiner großen Klappe angerichtet hat. Ich wollte ihn fragen, wie er sich denn fühlen würde, wenn jemand Gerüchte über ihn verbreitet. Aber ich habe die Klappe gehalten. »Ach, nichts«, meinte ich. Dann habe ich mich ins Bett gelegt.
Ich kann es kaum erwarten, daß das Ferienlager vorbei ist.
12. August
Heute ist Peter den ganzen Tag auf der Krankenstation geblieben. Obwohl die Schwester ihm bestätigt hat, daß mit ihm alles in Ordnung ist, hat er sich geweigert rauszukommen. Als ich ihn am Nachmittag besuchte, sah er ziemlich niedergeschlagen aus. Ich fragte ihn, wie er sich fühlt. »Wie ein Idiot«, sagte er.
Ich habe mich nicht erkundigt, was er damit meint. Ich wollte es gar nicht wissen.
16:48
Eben ist Simon losgegangen, um Peter zu überreden, daß er zurückkommt. Bei diesem Gespräch würde ich zu gerne Mäuschen spielen. Vorher hat Simon uns verboten, Peter auf das anzusprechen, was er im Schlaf gesagt hat. Dabei hat er hauptsächlich Vinnie angeschaut. Trip und ich haben es beide versprochen. Vinnie machte ein ernstes Gesicht und antwortete: »Ich schwöre.«
Nachdem Simon weg war, hat Vinnie einen Witz über ihn und Peter gemacht. Dann blickte er Trip und mich an und erwartete, daß wir lachen. Trip hat ein bißchen gekichert, aber ich habe keinen Mucks von mir gegeben. Wie gerne hätte ich Vinnie gesagt, daß ich es satt habe, doch er schaut nur aus dem Fenster und summt: »Here Comes The Bride.«
18:27
Peter ist wieder da. Vinnie lief sofort auf ihn zu und sagte: »Willkommen daheim, Kumpel.« Ich hörte wie Peter ihm zuzischte: »Laß mich in Ruhe, oder ich hole einen Rechen und schlag' dich zusammen.«
Vinnie wirkte wie vom Blitz getroffen. Er hat den Mund nicht mehr zugekriegt und war völlig sprachlos. Ich war auch sprachlos, aber insgeheim habe ich Peter zugejubelt. Wahrscheinlich hat Peter sich diese Antwort den ganzen Tag überlegt. Fressen oder gefressen werden.
Vinnie trat einen Schritt zurück und hat Peter wortlos vorbeigelassen. Dann kam Simon und hat uns alle nacheinander angesehen. »Schön, daß bei euch alles wieder in Ordnung ist«, sagte er.
Wenn der wüßte ...
13. August
Der Abend war ein Alptraum. Wir hatten Probe fürs »Sunshine Spectacle«. Alles ist prima gelaufen, bis unser Lied dran war. Vinnie hat die Requisiten durcheinandergebracht. Er hat zum falschen Zeitpunkt den Schirm rausgeholt und Peter zufällig/absichtlich damit gestoßen. Ich habe es gesehen. Peter drehte sich um und brüllte ihn an. Da ist Simon auf die Bühne gestürzt und wollte wissen, was los ist. Peter erklärte, daß Vinnie ihn mit dem Schirm sticht. Vinnie behauptete, es wäre ein Versehen gewesen, und hat ganz unschuldig getan. Beide haben Trip und mich angeschaut und erwartet, daß wir Partei ergreifen. Wir schwiegen.
Simon nahm Vinnie beiseite und redete leise auf ihn ein. Ich hörte, wie Vinnie ständig beteuerte, es sei »Keine Absicht« gewesen. Simon schüttelte den Kopf und sagte, er soll ihm gut
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