Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
Sie bringen ihn zur Beobachtung ins Krankenhaus. Ich warte noch immer darauf, daß Vinnie auftaucht. Darauf, daß die Bombe platzt.
16. August
Bin seit eben wieder da und todmüde. War die ganze Nacht bei Peter im Krankenhaus. Um Punkt drei heute früh ist er zu sich gekommen. Er sagte zwar, daß er okay ist, aber jedesmal, wenn er sich aufsetzen wollte, ist ihm schwindlig geworden. Schließlich ist er eingeschlafen. Ich bin an seinem Bett sitzengeblieben und habe immer wieder gesagt, wie leid es mir tut. Als Peters Eltern auftauchten, habe ich mich schnell verdrückt. Noch mehr Wut und Tränen hätte ich nicht ertragen. Vielleicht hat Peter schon öfter so was erlebt, und es ist für sie nichts Neues mehr. Oder es ist das erstemal. Ich will es gar nicht wissen. Die Eltern aus »Drei Jungen und drei Mädchen« haben ganz schön Schwein gehabt dachte ich. Die mußten sich nie mit solchem Mist rumschlagen.
Ich habe Simon alles erzählt. Ich mußte es tun. Er hat mich abgefangen und ausgequetscht. Aber ich habe ihm nicht alle Einzelheiten verraten. Daß Peter keine Unterhose anhatte und das mit dem Besenstiel. Ich dachte, daß Peter das später immer noch selbst erzählen kann, wenn er will. Doch ich glaube, das wird er nicht. Ich habe nur gesagt, daß Vinnie ihn zusammengeschlagen hat. Simon fragte, was ich getan hätte, und ich antwortete, daß ich Peter geholfen habe, sich gegen Vinnie zu verteidigen. Ich verschwieg, wie oft ich Vinnie geschlagen habe. Als er mich fragte, sagte ich: »Ein paarmal.«
Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nicht einmal mehr, wann Vinnie abgehauen ist und ich auf den Stein eingedroschen habe. Simon hat Onkel Lloyd berichtet, was passiert ist. Onkel Lloyd hielt mir einen Vortrag darüber, daß man dem Gegner auch die andere Wange darbieten soll. Dann hat er mir aufgetragen, für »die arme verlorene Seele dieses jungen Mannes« ein Gebet zu sprechen, und die Polizei anzurufen.
Ich werde heute nacht für Vinnie beten. Ich werde beten, daß ihn ein Zug überfährt.
18:30
Eben ist Peter zurückgekommen. Ich war überrascht, ihn zu sehen. Ich hatte geglaubt, er würde gleich mit seinen Eltern nach Hause fahren und den Sommer abhaken, weil das Ferienlager sowieso bald vorbei ist. Aber er ist wieder da. Er sieht schlimm aus. Sein Gesicht ist ganz verschwollen, und er hat einen Verband um den Kopf. Ich fragte, wie er sich fühlt. »Wie durch den Fleischwolf gedreht«, antwortete er.
Ich sagte, wie sehr es mich wundert, daß er wieder da ist, und er meinte: »Warum? Das Ferienlager ist doch noch nicht vorbei.«
Dann kletterte er auf sein Bett und fing an zu lesen. Ich habe ihn nur angeschaut. Es muß ihn wahnsinnig viel Mut gekostet haben, durch diese Tür zu gehen. Am liebsten hätte ich es ihm gesagt, aber ehe ich dazu kam, hat er sich bei mir für meine Hilfe bedankt. Ich habe mich furchtbar gefühlt.
17. August
Heute morgen ist Vinnie aufgegriffen worden. Simon hat es uns erzählt und dabei die ganze Zeit den Kopf geschüttelt. Er hat versucht, Geld aus der Kasse eines 7-Eleven-Supermarkts in Monroe zu klauen, doch der Besitzer hat ihn ertappt und die Polizei gerufen. Es hat eine Verfolgungsjagd gegeben, und als die Polizisten ihn endlich erwischten, sahen sie, daß er ganz grün und blau im Gesicht war. Auf die Frage, wer das gewesen ist, hat Vinnie Onkel Lloyd beschuldigt.
Also haben sie es erst für einen Fall von Kindesmißhandlung gehalten. Bei der Vernehmung erklärte Onkel Lloyd, was seiner Ansicht nach passiert ist: Ein paar seiner Jungs hätten eine kleine Meinungsverschiedenheit gehabt, und Vinnie wäre vor lauter Schuldbewußtsein davongelaufen. Dann hat die Polizei Peter und mich befragt. Wir haben den Polizisten das gleiche gesagt wie Simon: Vinnie hat Peter angegriffen. Ich habe es gesehen und Peter geholfen. Bestimmt wird Vinnie kaum Interesse daran haben, daß die ganze Wahrheit ans Licht kommt - ebensowenig wie wir. Beim AnblicK von Peters Gesicht rief der Bulle: »Ach, du meine Güte!« Es sah echt ziemlich schlimm aus. Er fragte, ob Peter vor Gericht aussagen würde. Peter hat ganz schnell »nein« gesagt. Der Bulle hat ihn nicht gedrängt.
Simon erzählte uns, daß Vinnie ins Jugendgefängnis gebracht worden ist, wo er hingehört (hoffentlich in dieselbe Zelle wie Kuprekski). Ich dachte, daß Peter sich darüber freuen würde, aber er sah bedrückt aus. »Warum hat Vinnie mich so gehaßt?« meinte er.
Ich habe nichts geantwortet, weil ich wirklich nicht die
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