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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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einen entsetzten Schrei aus, doch sie waren bereits an ihm vorbei.
    Mit drei Laufschritten eilten sie durch den kurzen überwölbten Durchgang, mit drei weiteren hatten sie den Torbereich hinter sich gelassen und waren außerhalb der Stadt. Der Torwächter schrie ihnen hinterher, sie sollten anhalten, und stimmte so in die Rufe der Verfolger ein, die nun das Torhaus erreicht hatten.
    Die Dämmerung legte sich zwar rasch über das Land, doch der Himmel selbst war immer noch hell. Und so konnte Kit sogleich das Schimmern des Wassers erkennen. »Da entlang ist das Wasser!«, rief er. »Wir rennen dorthin und versuchen sie dabei abzuhängen.«
    Noch bevor ihm diese Wörter vollständig über die Lippen gekommen waren, hörte er ein weiteres Geräusch: das rhythmische Klappern von eisernen Pferdehufen auf Pflastersteinen. Er schaute zurück und sah eine dunkle Figur im Sattel eines hellgrauen Pferdes. Ein flüchtiger Blick auf den Reiter genügte, und Kit wusste, dass sich Burleigh nun ebenfalls an der Jagd beteiligte und durch die Straßen sauste. Die Verfolger, die zusammengedrängt durch das Tor strömten, stieben anschließend auseinander, um sich beim Rennen nicht gegenseitig anzurempeln.
    Die Straße vor ihnen verlief in einer lang gezogenen Kurve um eine ausgedehnte Biegung des Flusses herum; auf der einen Seite befand sich die Stadtmauer, auf der anderen das Flussufer. Niemand war auf dieser Straße zu sehen, und man konnte auch keine Stelle ausmachen, wo sie sich vor den Verfolgern hätten verstecken können, die nun mit größerem Tempo hinter ihnen herrannten. Kit erinnerte sich an Minas Äußerung, dass der Ley etwa eine Meile entfernt war, und rief seinem Gefährten zu: »Burleigh ist mit einem Pferd hinter uns her. Das werden wir niemals schaffen.«
    »Rennt weiter!«, erwiderte Giles. »Wenn wir die Flussbiegung erreichen können, haben wir vielleicht doch noch die Möglichkeit, ihnen zu entgehen.«
    Kit biss die Zähne zusammen und hastete weiter. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Biegung weiter entfernt war, als sie geschätzt hatten. Zwar gelang es ihnen, die Distanz zwischen ihnen und dem Mob zu vergrößern, doch als sie um die Kurve eilten, mussten sie feststellen, dass Burleigh ihnen rasch näher kam. Kit wurde langsamer; seine Brust hob und senkte sich in einem hektischen Rhythmus, das Herz schlug wie wild. »Das ist nicht gut«, keuchte er zwischen zwei Atemzügen. »Wir müssen versuchen, es mit ihm aufzunehmen.«
    Giles schaute zurück und schätzte die Entfernung zwischen ihnen und dem nahenden Reiter ab. »Wir müssen ihn von diesem Pferd runterbekommen.«
    »Ihr habt recht«, stimmte Kit ihm zu. »Aber wie schaffen wir das?«
    »Ich kenne Pferde.« Das Geräusch der trommelnden Hufe wurde lauter. »Es gibt Möglichkeiten, einen Reiter abzuwerfen.«
    Die Rufe der Verfolger hallten über das Wasser und wehten das Flussufer entlang. Plötzlich begriff Kit, wie es sich wohl anfühlte, ein Fuchs zu sein, der verzweifelt den Rachen der bellenden Hunde zu entkommen suchte. »Was ist mit dem Mob?«
    »Sobald wir das Pferd haben, können wir es für unsere Flucht benutzen.«
    »Klingt wie ein Plan«, befand Kit. »Was machen wir jetzt?«
    »Da.« Giles zeigte auf eine Gruppe von Holunderbüschen. »Versteckt Euch dort, aber haltet Euch bereit hervorzuspringen, sobald ich den Reiter auf dem Boden habe.«
    »Ihr seid sicher, dass Ihr das allein hinbekommt?«
    Giles nickte.
    Mit einem letzten Blick nach hinten huschte Kit ins Gebüsch, während sich Giles einen langen Ast mit vielen Blättern schnappte und dann neben der Straße in Stellung ging. Er hielt den Ast unten und ein wenig hinter sich, stand locker da und wartete, während das Pferd mit donnerndem Hufgetrappel näher kam.
    Als Burleigh ihn sah, rief er etwas. Kit, der von seinem Versteck aus alles beobachtete, stellte sich vor, dass er spüren konnte, wie die Erde erzitterte, während die stampfenden Hufe rasch die Distanz verringerten.
    Giles war ruhig wie ein Stein und blieb standfest auf seinem Posten.
    Die schweren Hufe wirbelten, das Pferd kam immer näher und näher herangedonnert.
    Kit hielt den Atem an, als Burleigh plötzlich von der Straße abwich, um den scheinbar widerstandslosen Giles niederzureiten. Doch genau in dem Moment, als das heranbrausende Tier fast bei ihm war, trat Giles ein wenig zur Seite, schwang den Ast hoch und schleudert das Ende, an dem viele Blätter hingen, dem Pferd frontal gegen den Kopf. Als ihm die

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