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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Sicht genommen wurde – für das Tier wie durch einen Baum, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien –, scheute es und warf den Kopf hoch, um dem Hindernis auszuweichen. Giles sprang auf das erschrockene Tier zu und hielt ihm den Ast vor die Augen.
    Das Pferd bäumte sich immer wieder auf.
    Burleigh, der auf diesen Angriff nicht vorbereitet war, wurde nach hinten aus dem Sattel geworfen. Er wurde mitten auf die Straße geschleudert und prallte hart auf seinem Rücken auf. Sofort stürzte sich Giles auf ihn.
    Kit sprang aus seinem Versteck und rannte los, um Giles zu helfen, Burleigh zu überwältigen. Ihr Verfolger wehrte sich verzweifelt, doch dann sah Kit, wie Giles seine Faust hob und zuschlug ... einmal ... zweimal ... Und dann lag der sich eben noch windende Mann reglos auf dem Boden.
    »Schnappt Euch das Pferd!«, rief Giles.
    Kit eilte dem reiterlosen Tier hinterher, das in einem langsamen Galopp floh. Es dauerte eine kleine Weile, doch schließlich gelang es Kit, die herabbaumelnden Zügel zu fangen und den Kopf des Pferdes herumzuziehen. »Erwischt!« Während er sich umdrehte und sah, wie Giles auf ihn zurannte, hielt er die Zügel fest umklammert.
    Auf einmal schien Giles in der Luft zu schweben: Seine Füße hoben sich vom Boden ab. Im selben Augenblick erreichte Kit, wie ein Schlag ins Gesicht, der Knall einer entfernten Explosion. Von ihrer Kraft wurde Giles ein ganzes Stück durch die Luft getragen und mit dem Kopf voran in den Schmutz geschleudert. Bei dem Geräusch bäumte sich das Pferd wild auf und riss dabei Kit die Zügel aus der Hand.
    Er sah einen Blitz hinter dem sich hochmühenden Giles aufleuchten, während ihn ein weiterer Knall wie ein Schlag erreichte. Der schimmernde Stahl in Burleighs Hand warnte Kit, dass gleich eine weitere Explosion kommen würde. »Bleibt liegen!«, schrie er seinem Gefährten zu. »Er hat eine Waffe!«
    Kit machte rasch ein paar Schritte auf ihn zu, als ein dritter Schuss die Erde vor seinen Füßen aufriss. Schlitternd kam er zum Stehen.
    »Rennt weg!«, schrie Giles und unterstrich seine Worte mit einer wegscheuchenden Geste.
    Inzwischen war Burleigh wieder auf seinen Füßen und kam mit ausgestrecktem Arm auf sie zu.
    Kit zögerte, hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, Giles zu helfen, und dem Drang, die Flucht zu ergreifen.
    »Mina wird sich schon um mich kümmern!«, rief Giles. »Lauft!«
    Ein vierter Schuss entschied die Angelegenheit. Als die Kugel an Kits Kopf vorbeizischte und der Knall die Luft zerbersten ließ, wirbelte er herum, duckte sich und hechtete instinktiv ins Gebüsch an der Straßenseite. Blindlings rannte er los; sein einziger Gedanke war, in dem leicht bewaldeten Streifen entlang der Straße unterzutauchen. Hinter sich hörte er Burleigh rufen, doch er lief weiter und achtete auf nichts; ihn beherrschte ausschließlich das Verlangen zu fliehen.
    Als der erste Anfall der Verzweiflung vorüber war, hielt Kit inne, um Luft zu holen und zur Besinnung zu kommen. Der Fluss war in seinem Rücken, und vor ihm lag ein Kornfeld. Kurz dachte er darüber nach, darin einzutauchen; doch die Aussicht, auf Händen und Knien durch die Gerste zu fliehen, hatte nur wenig Anziehendes an sich. Er hielt den Atem an, um besser lauschen zu können. Neben dem Geräusch seines eigenen schnellen Herzschlags vermochte er Stimmen auf der Straße zu hören. Er vermutete, dass sich die Stadtbewohner mit Burleigh kurz besprochen hatten und die Verfolgung nun wieder aufgenommen würde.
    Nach einer raschen Einschätzung seiner Position kam er zu der Auffassung, dass er immer noch etwas weniger als die Hälfte der Strecke zum Weg geschafft hatte, der die von Wilhelmina erwähnte Ley-Linie markierte: Sie stellte nun seiner Ansicht nach die beste Fluchtmöglichkeit dar. Und so ging er weiter durch den Waldstreifen auf den Weg zu, wobei er stets darauf achtete, dass die Straße und der Fluss zu seiner Rechten waren. Hinter sich konnte er die Stimmen und Geräusche der Männer hören, die durchs Unterholz brachen und nach seiner Spur suchten. Andere blieben auf der Straße. Er konnte auch diese Leute hören, die ihn wenig später überholten und ihm vorausgingen.
    Kit, der voller Grimm war und den unerschütterlichen Entschluss gefasst hatte, Burleigh zu entkommen, arbeitete sich ohne Pause durchs Unterholz. Während er den Stämmen und Ästen von Bäumen und Büschen auswich, bemühte er sich, keine Geräusche zu machen und im untergehenden Tageslicht unsichtbar zu

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