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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Die Erleichterung stand ihm ins runde Gesicht geschrieben. »Ich habe nicht gesehen, dass du letzte Nacht nach Hause gekommen bist – und dazu all die Aufregung. Ich war in Sorge, dass dir irgendetwas passiert sein könnte.«
    Sie lächelte und tätschelte beruhigend seinen Arm. »Nichts wird mir passieren. Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe?«
    »Wenn ich mich umdrehen und herausfinden sollte, dass du fort bist«, antwortete er, indem er ihre Worte auswendig wiedergab, »dann brauche ich mich nicht zu sorgen. Du wirst immer zurückkommen.«
    »Ich werde immer zurückkommen«, bekräftigte sie. Dann gab sie ihm spontan einen weiteren Kuss. Er starrte sie an und blinzelte im frühmorgendlichen Licht. »Das ist ein heiliges Versprechen, Etzel. Ich werde immer zurückkommen.«
    »Ja, ich glaube dir«, erwiderte er und senkte scheu seinen Kopf. »Aber manchmal denke ich, es wäre vielleicht besser, wenn ich dir helfen würde bei ...« – er suchte nach einem passenden Ausdruck – »... bei dieser Arbeit, die du machst.«
    »Ich weiß, mein Guter«, sagte sie, ließ ihre Hand auf seinem Arm ruhen und fühlte seine Wärme dort. »Vielleicht wirst du mir ja eines Tages helfen. Doch einstweilen gibt es da noch zu viel, was ich nicht verstehe, zu viel, was ich noch lernen muss ...«
    »Ich könnte dir helfen, diese Dinge zu lernen, glaube ich.«
    Sie lächelte. »Du hilfst mir doch schon. Du hilfst mir mehr, als du dir möglicherweise vorstellen kannst, nur indem du hier bist, wenn ich zurückkomme.«
    »Aber vielleicht –«
    »Das ist die Wahrheit, Etzel. Ich brauche dich hier, damit du mein Fels in der Brandung und mein Anker bist. Eines Tages werde ich dir alles über meine andere Arbeit erzählen. Doch einstweilen muss es so bleiben.« Sie blickte ihm eindringlich in die Augen – suggerierte ihm, sie zu verstehen. »Abgemacht?«
    »Natürlich, meine Liebe.« Er schenkte ihr ein kleines zerknirschtes Lächeln. »Wenn es das ist, was du möchtest. Du weißt doch: Ich kann dir nichts abschlagen.«
    Sie gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm. »Und ich werde versuchen, dich niemals um etwas zu bitten, das du mir nicht bereitwillig geben würdest.« Mina ging zur Tür ihres Geschäfts. »Ich bin ausgehungert. Ich könnte ein ganzes Pferd essen – von den Nüstern bis zum Schwanz.«
    »Es gibt frisch gebackenes Brot und eine gute Wurst«, informierte sie Engelbert, der mit seiner Arbeit fortfuhr, den schweren Markisenstoff hinunterzuziehen und auszubreiten. »Ich werde mich dir anschließen, wenn ich das hier beendet habe.«
    Auf ihrem Weg durch das Kaffeehaus blieb Mina in der Küche stehen. Dort begrüßte sie die Angestellten und befahl ihnen ihre Arbeiten an. Danach ging sie nach oben, um ihre Kleidung zu wechseln und nach ihrem verletzten Gast zu sehen. Dank ihres raffinierten Eingreifens und der Hilfe von Lady Fayth war Giles nicht nur am Leben geblieben, sondern sicher in Wilhelminas Obhut. Sie hatte keinen Zweifel: Wäre er Burleigh überlassen worden, so würde sich Giles inzwischen die Radieschen von unten ansehen.
    »Wollt Ihr wirklich, dass die Stadtmiliz in Euren Geschäften herumschnüffelt?«, hatte sie den Earl gefragt.
    »Was geht Euch das an?«, hatte Burleigh erwidert, der voller Streitlust eine drohende Haltung zeigte.
    Sie wusste, dass sie sich auf sehr dünnem Eis bewegte; gleichwohl zuckte sie mit den Schultern und antwortete: »Nichts. Ich kenne den Mann überhaupt nicht. Doch ich kenne die Stadtbürokratie. Er ist gesehen worden, und es werden Fragen dazu gestellt. Wenn Ihr ihn tot haben wollt, hättet Ihr ihn töten sollen, als Ihr die Gelegenheit dazu hattet. Jetzt ist es viel zu spät.«
    »Sie hat recht«, pflichtete Lady Fayth ihr bei.
    Er wandte sich Wilhelmina zu und fragte: »Könnt Ihr Euch um ihn kümmern?«
    »Ich?« Sie heuchelte Überraschung. »Ich führe hier ein friedliches Leben. Damit will ich nichts zu tun haben.«
    Burleigh blickte sie mit solcher Härte an, dass ihr der Gedanke kam, er hätte ihre List durchschaut. Aber dann zog er sie zur Seite und sagte: »Ich möchte, dass er verschwindet. Erledigt das.«
    »Warum sollte ich? Ich habe doch mit allem überhaupt nichts zu tun.«
    »Ihr habt hochgestellte Freunde. Ich frage mich, was diese Freunde von Euch sagen würden, wenn sie die Wahrheit über Euch wüssten.« Er warf ihr einen verschlagenen, wissenden Blick zu. »Was würde dann Eurem friedlichen Leben hier passieren?«
    »Das würdet Ihr nicht tun.«
    »Oh,

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