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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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jetzt allerdings mit anderen Dingen beschäftigt«, sagte Oliver.
    Von der Haustür ertönten einige Schläge, und Mutter fuhr zusammen. Oliver sandte seine Sinne aus, und ihn verließ der Mut. Draußen standen ein Shifter-Offizier und eine Kompanie Fleischmetaller. Kommodore Black schielte durch einen Spalt des vernagelten Fensters. »Im Durchgang hinter dem Laden sind auch noch kreuzverdammte Soldaten.«
    Mutter deutete auf die Gewehre, die auf den Regalen lagen. »Wer hätte gedacht, dass auch die Carlisten Feld und Farn lesen? Wir sind aufgeflogen. Was glaubt ihr, wie lautet die Strafe für den Besitz einer privaten Waffenkammer?«
    Oliver ließ zwei Glaspatronen aus seinem Patronengurt gleiten. »Ich glaube nicht, dass die neuen Gerichte die Deportation befürworten.«
    »Das habe ich ohnehin schon mal ausprobiert.« Mutter Glück ging den Korridor hinunter und zog dabei einen ziehharmonikaähnlichen Schlauch hinter sich her, der ihr Dampfmann-Gewehr mit dem Druckofen verband. »Ich bin zu alt für diesen Quatsch.«
    »Aufmachen!«, befahl eine Stimme von der anderen Seite der Tür. »Im Namen des jackalianischen Gemeinwesens!«
    »Keine Sorge, Kleiner«, rief Mutter Glück. Ihre riesenhafte Dampfmann-Waffe begann wie ein Kessel zu pfeifen. »Ich bin schon dabei, euch aufzumachen. Und zwar so richtig.«
    Sie drückte einen Hebel an ihrer Waffe, und ein Kreischen ertönte, als ob ein Sägeblatt durch einen Holzblock fuhr. Die Tür zerbarst in zwei Teile und bedeckte Oliver, den Kommodore und Mutter Glück mit einem Schauer Holzsplitter. Mutter trat die beiden Hälften, die noch in den Angeln hingen, zur Seite. Als sie den Hebel zurückschob, schoss ein Hagel Metallkugeln aus dem Behälter der Waffe, während die Schwerkraftzuführung des Gewehrs dafür sorgte, dass es sich sofort erneut lud.
    Der Offizier war bis zur anderen Straßenseite geschleudert worden, und seine blaue Uniform hatte sich in einen Haufen leuchtend roter Lumpen verwandelt.
    »Willkommen in Middlesteel, Kleiner.« Sie wandte sich nun den gleichgemachten Revolutionären zu und hob das Druckrepetiergewehr. »Und was euch angeht, ihr seid eine verdammte Schande.«
    »Mutter, nein!«
    Oliver zerrte den Kommodore wieder in den Schutz des Ladens, als sie die schwere Waffe abfeuerte und ein Sturm von Geschossen die Fleischmetaller traf. Die Revolutionäre wurden zurückgeworfen, und der Tod kam durch tausendfache Einschläge, als die Kugeln das Eisen zerfetzten und die darunterliegenden Organe durchbohrten. Ein Sturm von Kugeln prallte jedoch auch zurück, zerschlug die Fenster in der Straße und ließ ganze Wolken Ziegelstaub aufsteigen. Das sägende Geräusch verstummte. Mutter lag vornüber auf der Straße, und Oliver lief zu ihr hinüber. Drehte sie um. Sie blutete aus vielen hundert Wunden, die von den Querschlägern gerissen worden waren, und sie kämpfte darum, ihre Augen offen zu behalten. »Ich sage es deinem Vater, wenn ich ihn sehe, mein Kleiner, bevor ich den Zirkel voranschreite.«
    »Ich weiß, das werden Sie.« Er konnte sie kaum verstehen. Sie hob eine mit Leber besprenkelte Hand und legte sie auf Olivers Pistole. Die Waffe schien ihr die Energie zu geben, die sie für ein letztes Flüstern brauchte. »Vertrau – ihnen -nicht, Oliver. Vertraue – niemals – dem Wolkenrat.«
    Sie war nicht mehr. Er Heß sie aufs Pflaster sinken, und ihr Rücken färbte den Schnee blutrot. Black rief ihm eine Warnung zu. Die Truppen, die auf der Rückseite des Ladens herumgestöbert hatten, waren nun zur Straßenseite vorgedrungen. Oliver hörte laute Trillerpfeifen. Sie klangen genau wie die der Presser, aber er bezweifelte, dass sie damit Konstabler von Harn Yard herbeiriefen.
    Oliver stolperte zum Laden zurück. Kommodore Black wollte Mutters Waffe mitnehmen, aber er musste sie zunächst ihren toten Fingern entwinden. Dann zog er das Druckrepetiergewehr und seine Schlauchverbindung wieder durch die aufgesprengte Tür ins Haus. Gleichgemachte, mit Piken bewaffnete Revolutionäre trotteten über die Straße auf sie zu, ihren Shifter-Offizieren hinterdrein.
    »Tut mir leid, mein Junge«, sagte der Kommodore. »Das wird wohl unser letztes Gefecht.«
    Oliver seufzte. Mutter verwahrte die glasummantelten Fässer mit Sprengkapselsaft vermutlich im Keller neben den Werkzeugen des Glasbläserhandwerks. Sie konnten sie in die Luft jagen, Dampfhiebs Beispiel folgen und eine ganze Straße voll dieser Strolche mit in den Tod reißen.
    »Mir tut es auch leid,

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