Das Koenigreich der Luefte
Chance«, sagte Oliver. »Bringt den Irrnebler Nathaniel Harwood zu mir heraus. Bringt ihn mir jetzt, sonst werde ich ihn mir holen.«
»Du wirst von mir nichts weiter bekommen als meinen Handrücken mitten in die Visage, Junge.« Der Wärter rief seinen Kollegen etwas zu und forderte Verstärkung an.
»Glaubst du, wir sind hier im Bonegate? Hier gibt’s keinen Besuchstag – wir lassen auch keine Gaffer rein, damit sie die Gefangenen für einen Penny pro Stich in ihren Käfigen tanzen sehen können.«
»Ich bin nicht gekommen, um ihn tanzen zu sehen«, sagte Oliver und schnitt mit seinem Zaubermesser einen Kreis in die schwere Tür. Der schwarze Stahl zischte unter dem Messer, dann fiel das Metallstück mit dem Klang einer großen Kirchenglocke vor seine Stiefelspitzen. »Ich bin gekommen, um euch tanzen zu sehen.«
Blitzschnell war er durch das Loch getaucht und stand in einem Feuersturm aus Beschwörungen, Zauberformeln und Flüchen. Die im Halbkreis aufgestellten Weltensänger übergössen ihn mit einem Schwall wilder Energie. Oliver ließ zu, dass sie ihn mit ihrer Hexenkunst attackierten; die Kraftlinien pochten, während die Macht der Erde manipuliert und verzerrt wurde, um gegen seinen Körper geworfen zu werden. Der Energiestrom wurde dünner, als die Gewalt ihres Angriffs allmählich nachließ: Nun wich der Zorn und das Selbstbewusstsein der Weltensänger der Überraschung und verwandelte sich schließlich in nackte Angst, als er den Eingangsbereich der Anstalt mit seinem Lachen erfüllte. Ihr Angriff verebbte, dann war er ganz vorüber.
»Oliver Brooks!«
Oliver sah die Gestalt am anderen Ende der Halle. »Inspektor Pullinger, na, so was! Da wollte ich einen alten Freund besuchen, und stattdessen finde ich zwei.«
»Ich hatte Recht«, zischte Edwin Pullinger. »Die ganze Zeit über hatte ich Recht, was dich betraf.«
»Ich bin Ihrem Rat gefolgt, Inspektor. Ich bin nach Middlesteel gegangen, um der Sondergarde beizutreten. Aber die scheint inzwischen gemeinsame Sache mit den Shirtern zu machen, genau wie Sie. Bin ich demnach der letzte aufrechte Gardist?«
Wärter in fluchbewehrten Anzügen stürzten hinter Pullinger heran und zogen ihre Giftkeulen aus den Gürteln. »Ich wusste immer, dass du ein dreckiger kleiner Irrnebler bist«, sagte der Weltensänger. »Einer von denen, die sich niemals kontrollieren lassen würden.«
»Mein Vater war ein Wolfschnapper, meine Mutter eine Halbgöttin, und mein Schicksal gehört mir ganz allein. Für euch bin ich die Hand der Gerechtigkeit.«
»Du bist zu gefährlich, als dass man dir einen Bändigerkragen um den Hals legen dürfte«, sagte der Zauberer. Er zog eine Schnupftabaksdose hervor und inhalierte eine Prise Purpurschnitt. »Und nun, da Jackals nach den Gesetzen der Gemeinwohlvertretung regiert wird, müssen wir uns nicht länger an die ermüdenden Einschränkungen halten, die uns durch die Charta des Hauses der Hüter aufgebürdet wurden.«
»Das Gesetz der Eisenfaust«, sagte Oliver angewidert. »Das Gesetz, nach dem Sie tun können, was Sie wollen. Dann sind wir beide frei von den Gesetzen, die uns früher einmal banden. Ihr Weltengesang kann mich nicht berühren. Das ist meine besondere Macht, Inspektor. Ich wurde nicht vom Irrnebel berührt. Ich bin der Irrnebel.«
»Und dafür wirst du sterben.«
Pullingers Wärter hatten die Giftkeulen erhoben. Inzwischen befanden sich wohl um die fünfzig Männer in der Halle. Die Zauberwaffe lag bebend in Olivers rechter Hand, und nun floss das Metall an der Spitze aus beiden Seiten der Klinge hinaus; der Griff formte sich ebenfalls neu unter dem Geräusch knackender Knochen und wurde länger und länger. Die Waffe war immer noch unnatürlich leicht – selbst nun als Doppelaxt. Der Teil der Seele seines Vaters, der in die Waffe Eingang gefunden hatte, war mit der Wahl zufrieden. Oliver versuchte, die Gemeinheit, die er in den Seelen der Wärter spürte, auszuschließen. Ihre Sünden empfand er wie einen Schmerz – die Schläge, die Hexereiexperimente, die Kämpfe, die sie von den Irrneblern austragen ließen, um auf den Ausgang Wetten abzuschließen; ganze Lebensspannen voller nebenbei begangener, alltäglicher Grausamkeiten.
Die Zauberklinge, die sich in seiner Hand wand und zuckte, wusste einen Weg, das Böse auszuschließen. »Dann kommt, ihr stolzen Männer der Anstalt von Hawklam. Zeigt mir, wie ich sterben könnte.«
»Mehr Druck auf die Kessel!«, rief der Heuschreckenpriester.
Der
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