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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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»Euer Majestät, was tut Ihr da? Euer Platz ist hier, bei der Führung Eurer Armee.«
    »Erster Hüter, ich war ein Kämpfer, bevor ich König wurde«, sagte der Dampfmann, und die Kugeln seiner Sprechvorrichtung bebten in ihren Lagern. »Und ein Kämpfer verteidigt sein Volk.«
    Kommodore Black wandte sich an Kupferspur, als der König davonstampfte. »Grundgütiger Zirkel! Aliquot Kupferspur, wohin geht der große Kerl denn jetzt?«
    »Wohin, Kommodore? Ich glaube, er geht in den Tod.«
    Oliver fand den Flüstermann zusammengebrochen im Schnee liegend. Die KriegerIllusion war wieder der Realität deformierter Muskeln und formlosen Fleisches gewichen. Vom sechsbeinigen Hexenpferd war nichts zu sehen.
    »Nathaniel?« Oliver musste den Irrnebler schütteln, bevor der allmählich zu sich kam.
    »Jemand hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen«, zischte der Flüstermann. »Ich fühlte es in der Erde, in den Knochen der Welt. Es roch wie die Hohe Frau der Lichter, aber es war stärker, viel stärker.«
     
    »Das war nicht die Hohe Frau der Lichter«, sagte Oliver.
    Das war gefährlich. Der Schattenbär leistete sich unerlaubte Einmischungen. Das Wesen war inzwischen so verzweifelt darum bemüht, die Aufgabe zu erledigen, für die es erschaffen worden war, dass es zum Vorteil gerade jener Seite aktiv wurde, die es eigentlich neutralisieren sollte. Es wollte, dass die Wildcaotyl den Sieg davontrugen und damit begannen, ihre eigenen Götter in ein Reich zu gebären, das für sie viel zu klein war, um dadurch die Rechtfertigung für den alles umfassenden Krieg zu erhalten.
    »Ich habe dir doch gesagt, sie ist von etwas anderem ersetzt worden, von etwas sehr Wildem und Gemeinem, das uns scheitern sehen will.«
    »Was auch immer es ist, ich habe dem verdammten Ding ganz schön wehgetan«, sagte der Flüstermann. »Es kommt nicht besonders gut mit den kleinen Einzelheiten zurecht, genauso wenig wie die Hohe Frau der Lichter. Das ist seine Schwäche: Wenn man sich in viele kleine Einzelheiten verwandelt, dann kann man es verwirren, wie ein Schwärm Garnelen, der einen Schlitzhai attackiert.«
    »Nathaniel«, sagte Oliver. »Wenn du bewusstlos warst, wer im Namen des Zirkels ist dann für das da verantwortlich?«
    Der Flüstermann sah in die Richtung, in die Oliver deutete. Der Himmel war immer noch voller furchterregender Löwen und Kriegerhäuptlingen aus lange schon vergangener Zeit, wie der irrvernebelte Gefangene sie in den Köpfen der Soldaten hatte auferstehen lassen. Todesfeen ritten den Wind und glitten unter den treibenden Aerostaten über den Himmel.
    »Na, jetzt bin ich verdammt noch mal wirklich sprachlos«, zischte der Flüstermann. Wellen liefen über seinen Körper, und er verwandelte sich erneut in den Duellanten aus seinem alten Geschichtsbuch.
    Oliver stieg wieder auf und half gerade dem Flüstermann hinter sich in den Sattel, als Hauptmann Flare auf sie zugestolpert kam. Seine Gardistenuniform war zerfetzt von den zahllosen Lanzenhieben und Kugeln der Druckrepetiergewehre, mit denen ihn die Dampfritter angegriffen hatten, und um seinen Hals zog sich eine rote Strieme, dort, wo so lange der Bändigerring gesessen hatte.
    Er sah Oliver mit einem Hauch des Wiedererkennens an, und dann weiteten sich seine Augen, als er den Flüstermann in Augenschein nahm. Er durchschaute die Illusion des Irrneblers, denn schließlich war sein Blick ähnlich außergewöhnlich wie seine halbgöttergleichen Kräfte. »Auch so zeigt sich der Irrnebel? Gütiger Zirkel, ich habe nie gesehen, dass er einen Körper derart veränderte, ohne dabei zum Tod zu führen.«
    »Du hättest weniger Zeit im Palast verbringen, sondern lieber einmal in die unteren Geschosse der Anstalt von Hawklam hinabsteigen sollen, mein Hübscher.«
    Oliver berührte seinen Hals. »Keine Bändigerringe mehr, Hauptmann. Keine Befehle mehr.«
    »Du?«, fragte Flare erstaunt. »Es gibt keine Macht in der Welt, die einen Bannfluch aufheben kann.«
    »In dieser Welt vielleicht nicht. Hier stehen Sie als freier Mann – aber wie werden Sie Ihre Freiheit nutzen?«
    »Mein Sohn«, sagte Flare. »Ich will zu meinem Sohn.«
    »Ihr Sohn?«, wiederholte Oliver verblüfft. »Aber Sie sind doch gar nicht verheiratet, Mann, die Groschenheftchen haben doch immer eine große Sache daraus gemacht, dass Sie so ein begehrenswerter Junggeselle sind!«
    »Oliver, du Trottel – es ist Prinz Alpheus«, zischte der Flüstermann. »Das ist sein Sohn, und er zappelt wie das

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