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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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brandeten dort, wo die Dampfritter die Gardisten niederwerfen konnten, über irrvernebelte Knochen. Bannerträger hielten die Farben der Sondergarde im Meer tödlicher Dampfmänner hoch erhoben und zogen eine Angriffswelle nach der anderen auf sich, da die Ritter versuchten, gerade diese Standarten für ihre Hallen in den Bergen zu erobern. Ein Dampfritter, der als Dampfhiebs Zwilling hätte durchgehen können, schob sich an Olivers Pferd vorbei; seine Flanke war von irrvernebelten Kräften aufgerissen worden. Da sie es gewöhnt waren, Seite an Seite zu kämpfen, konnten beide Parteien gegen die ehemaligen Freunde auf keinerlei Strategie zurückgreifen. Es war die rohe Kraft des Irrnebels, die auf die enorme Körperstärke von Kriegern traf, die für den Kampf geschmiedet worden waren. Es war keine Kriegsführung, sondern reiner Mord.
    Oliver wusste, was zu tun war. Ohne großes Nachdenken überkam ihn eine Erinnerung an die Menschen der Eilzeit, an den seltsamen Schatten des Landes hinter der Irrnebelwand. Seine menschliche Hülle erbebte unter der Macht jenes anderen Reiches, und jener Teil seiner selbst, der zu seiner Mutter gehörte, drehte und wendete seine Aufbaukraft immer wieder aufs Neue. Er wuchs und wuchs, bis die Anstrengung sich auf ein gefährliches Maß gesteigert hatte. Rufe erklangen von den Weltensängern, die sich um die Sondergarde kümmerten, denn sie erkannten, dass kleine Wellen über das natürliche Gewebe der Welt liefen. Sie deuteten in Olivers Richtung. Jeder Zoll seines Fleisches stand in Flammen, Dimensionen, die es in Jackals nicht gab, falteten sich um seinen Körper, drehten sich, kreisten auf unmögliche Weise.
    Der beschädigte Dampfmann zu Olivers Füßen zitterte, blaue Energie elektrifizierte seinen klappernden Körper der unglückliche Ritter war zu nahe an dem Strudel, der sich jetzt bildete. Scharfschützen der Dritten Brigade schössen auf Oliver, und die Kugeln flogen durch ihn hindurch, da ihnen der Realitätsabgleich fehlte, um ihm wirklich schaden zu können. Oliver schrie vor Schmerz, als die Schockwelle ätherischer Energie hervorzuckte, in einem großen Knall über die Felder von Rivermarsh strahlte und über das Heer der Dampfmänner brandete, irrvernebelte Gardisten umwarf und Säbel und Pistolen durch die Luft fliegen ließ. Dampfmänner und Sondergardisten kamen mühsam wieder auf die Beine und suchten nach der Ursache der Explosion.
    Tatsächlich hatte sich etwas verändert. Hände griffen an Kehlen und spürten zum ersten Mal seit Jahren die blasse Haut ihrer nackten Hälse. Die Bändigerringe waren verschwunden, die fluchbeladenen Kragen des Sklaventums lagen nicht mehr um den Hals der Sondergardisten. Sie waren frei – sie hatten nun tatsächlich jene Freiheit, die Tzlayloc ihnen versprochen und die ihnen die Gemeinwohlvertretung noch einmal gestohlen hatte … die Freiheit, sich zu entscheiden und zu wählen, für wen sie kämpfen wollten. Wie Hunde, die von einem brutalen Herrn misshandelt worden sind, wandten sie sich gegen die Linien der Quatershifter, während die verblüfften Weltensänger noch versuchten, die Bannflüche zu aktivieren, mit denen sie die Irrnebler töten wollten – bis sie endlich erkannten, dass ihre Sklaven nicht mehr mit den entsetzlichen Vorrichtungen gefesselt waren.
    Die Dampfritter schienen von der plötzlichen Kehrtwende der jackalianischen Irrnebler ebenso verwirrt wie die Reihen der Shifter. Oliver beobachtete, wie ein General auf einer Transportplattform himmelwärts gehoben wurde. Es war Meister Säge. Seine Waffenarme waren dreckiger als in den Hallen der Berge von Mechanzia, von Blut und Ruß bedeckt. Er deutete nordwestlich auf das Herz der Formation der Dritten Brigade, und seine Hymnenstimme war weit über die gepanzerten Köpfe der Militärordensbrüder zu hören, die in den Gesang einfielen, eine Sprechvorrichtung nach der anderen. Die Dampfmänner drehten ab und zogen wie ein Pfeil gegen die Mitte der Formation der Dritten Brigade.
    »Unser Vorstoß ist zum Erliegen gekommen«, berichtete der berittene Offizier Marschall Arinze. »Die Sondergarde hat ihre Bändigerringe zerstört und kämpft gegen uns.«
    Arinze sah nervös zu den karierten Rümpfen der Flotte hinauf, die im Wind dahintrieb; statt Feuerflossen hagelte es nun tote ShifterMatrosen und Offiziere. Direkt vor ihm war ein Leichnam auf eine der Kanonen geprallt, und es war offensichtlich, dass dessen Uniform von den Kugeln eines Druckrepetiergewehrs zerfetzt

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