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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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untertauchen, wohin sie mir nicht folgen können. Du musst dir keine Sorgen um mich machen.«
    Der Flüstermann stieß ein zischendes Lachen aus. »Um dich Sorgen machen? Grundgütiger Zirkel, und das, wo alle dachten, ich sei eine Bedrohung für das Land? Auf Wiedersehen, Oliver. Verkaufe dein Leben nicht zu billig.«
    Oliver sah, wie der Flüstermann auf die Bäume zuhielt und seine schlurfenden Schritte allmählich im Brombeerdickicht verstummten, bis nur noch das Rufen einer Eule zu hören war. »Auf Wiedersehen, Flüstermann. Auf Wiedersehen, alter Freund.«
    Als der Flüstermann verschwunden war, erschien die Hohe Frau der Lichter an Olivers Seite. »Ich könnte den Fleck auf deiner Seele verschwinden lassen, wenn du es wünschtest.«
    »Keine kurze Reißleine mehr, Mutter?«
    »Seine Zeit ist vorüber. Er hat sich wohl leider ein wenig übernommen.«
    »Das war sicherlich meine Schuld, ich habe ihn doch ziemlich aufgestachelt. Was meine Seele betrifft, ich bin der, der ich nun einmal bin. Ein Teil von dir war kurz einmal menschlich – menschlich genug, um sich einen Geliebten aus unserer Rasse zu wählen –, und du erinnerst dich vielleicht an Veränderung, an Weiterentwicklung.«
    Die Hohe Frau der Lichter zog einen Kreis in der Luft, und funkelnde Stäubchen erschienen, die blass wirkten neben den kleinen Sternen, die sie umkreisten. »Das System existiert, um dem Wandel Raum zu bieten. Die Veränderung, selbst das Ende aller Dinge, ist die einzige wahre Konstante.«
    »Ich hoffe, ich habe dich nicht enttäuscht.«
    »Nein, Oliver.« Sie lächelte. »Ganz im Gegenteil. Du hast mich erstaunt.«
    »Werde ich dich wiedersehen?«
    Sie verblasste, und die Bäume und das Mondlicht waren durch ihre weißen Gewänder plötzlich sichtbar. »In tausend Jahren vielleicht. Dein Volk gerät immer wieder in Schwierigkeiten und neigt dazu, an die falschen Dinge zu glauben.«
    Oliver seufzte. Er würde in tausend Jahren nicht mehr hier sein. Aber Jackals schon, und auch die Pistolen, und sie, sie würden sich erinnern.
    Meister Säge ging an der Seite des Obersten aus dem Rat der Seher, und ihr Gespräch hallte die Flure Mechanzias entlang. Beinahe hatten sie die Hallen der Bildung erreicht; der vergnügte Lärm, den die Krippenkörper der jungen Dampfmänner beim Spiel machten, bildete einen fröhlichen Kontrast zum endlosen Strom der Geschäfte, den die Rolle des Regenten mit sich brachte.
    »Bei dieser Entscheidung ist kein Spielraum für Fehler«, sagte Meister Säge.
    »Das würden auch die Loas nicht zulassen.« Der Oberste nickte. »Die Rädchen des Ganggiju fallen seit Wochen auf dieselbe Weise – ich selbst wurde von Zaka von den Zylindern und AdjasouRost geritten, und sie sind beide einer Meinung. Es ist schon seit einer Weile offensichtlich, in welchem Körper König Dampf sich niedergelassen hat. Du musst es erkennen, Meister Säge, selbst ein ehrwürdiger alter Krieger wie du.«
    »Ja«, sagte Meister Säge. »Die Uralten in der Halle der Toten flüstern seinen Namen, die Querdenker finden ihn überall im großen Bauplan verstreut, wenn sie an der Informationskrankheit leiden. Es ist ein Wunder, dass sein Name nicht unvermittelt in den Liedern des Volkes auftaucht.«
    Er nickte dem Erzieher zu, der sie an den Toren dieser Ebene begrüßte. Zwei Dampfmannkinder in Krippenkörpern rasten an ihnen vorbei, so dass ihre Raupenketten über den Boden schlitterten, ohne die drei Erwachsenen überhaupt wahrzunehmen.
    »Wenn wir noch lange zögern, wird auch das sicherlich geschehen«, sagte der Oberste. »Ah, da ist er. Ein so ernsthaftes Kind.«
    Der Seher, der Erzieher und Meister Säge blieben stehen. Der junge Dampfmann saß am Tisch, Papier war vor ihm ausgebreitet, und er konzentrierte sich so sehr, dass er weder die Erwachsenen noch die spielenden Krippenkörper um sich herum bemerkte.
    Meister Säge hatte seine Vermutungen. Die gesprungene Seelenplatine, die ihm vor vier Jahren von dem WeichkörperMädchen auf dem blutigen Schlachtfeld von Rivermarsh überreicht worden war, jene Seelenplatine, die zu der Schändlichkeit gehörte und die man in der Geburtskammer gereinigt und recycelt haben würde. Beim Barte von Zaka von den Zylindern, er hätte so gern gewusst, wo diese eine Seelenplatine geblieben war.
    »Was ist das, was er da tut?«, fragte Meister Säge.
    »Es handelt sich um eine Art visueller Darstellung«, sagte der Erzieher. »Wie Schreiben oder das Zeichnen der Baupläne eines Konstrukteurs. Man

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