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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Schimmer zu nehmen. Er pumpte sich auf, als wolle der Wolfschnapper geradezu sichergehen, dass ihn kein Folterknecht des Gemeinwesens je wieder zu nahe kommen konnte. »Nach Ihrer Flucht kam es, wenn ich mich recht erinnere, zu einer Meinungsverschiedenheit darüber, wessen Fehler dazu geführt hatte, dass Ihre Operation in Quatershift aufflog.«
    »Für mich gab es keinen Zweifel, wer daran schuld war, Frau Generaladvokatin. Harry Stave ist ein Glücksritter, eine unberechenbare Waffe, die jederzeit losgehen kann. Und er ist alles andere als ein Gentleman.«
    »Letzteres mag tatsächlich zutreffen, aber angesichts der Spur der Zerstörung, die Sie hinter sich herziehen, Wildrake, sind Sie wohl kaum in der Lage, diesbezüglich große Töne zu spucken.«
    Wildrake keuchte wegen der Schmerzen, die seine Übungen verursachten. »Ich habe die Vermutung, Ma’am, dass es gerade mein früherer Streit mit Wolf 10-2 gewesen ist, der Sie dazu gebracht hat, diese Aufgabe ausgerechnet mir in den Schoß fallen zu lassen. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich höchst inspiriert bin. Angesichts dieser Umstände wird es ohne Zweifel eine höchst interessante Jagd geben.«
    »Dann gehört das Feld Ihnen«, sagte Lady Riddle. »Und noch was, Wildrake …«
    »Ma’am?«
    »Bringen Sie genug von ihm lebend zurück, damit er von einem unserer Wahrheitshexer befragt werden kann, wenn es geht.«
    »Ich gebe mir alle Mühe, Frau Generaladvokatin«, sagte Wildrake, der sich nun auf den Boden fallen ließ und den herrlichen Schmerz in seinen pochenden Armen spürte. »Ich gebe mir alle Mühe.«
    Oliver stand auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Gefängnis von Bonegate; Tausende von Menschen hatten sich nach und nach versammelt, um ihn hängen zu sehen. Krämer verkauften kistenweise verdorbenes Obst, und einige Stücke flogen bereits auf das Schafott. Normalerweise fand man es lustiger, den Verurteilten zuerst fühlen zu lassen, wie sich die Schlinge zuzog, um ihn dann mit Abfall zu bewerfen, während er die Bonegate-Quadrille tanzte.
    Inspektor Pullinger hob die Hände, und die Schaulustigen verstummten. »Wegen Verstoßes gegen den Registrierungsbefehl der Krone, wegen der Verletzung der Registrierungsgrenzen, wegen der Weigerung, sich den Verordnungen der Irrnebel-Behörde gemäß Statut sechs des Irrnebler-Kontrollgesetzes zu beugen und wegen des vorsätzlichen Mordes in drei Fällen wird Oliver Brooks zum Tod durch den Strang verurteilt.«
    Die Menge jubelte und klatschte, als eine zirklistische Vikarin vortrat, um die Übergangsriten zu vollziehen. Sie sprach die Litanei so leise, dass nur Oliver und die anderen auf dem Schafott ihre Worte hörten. »Gequälte Seelen dieses Lebens, möge Eure Essenz zum großen Meer des Bewusstseins zurückkehren, so wie der Lebenskreis sich schließt, wirst du dieser guten Erde in einer glücklicheren Hülle zurückgegeben.«
    Die Vikarin fuhr entsetzt herum, als die entstellte Gestalt des Flüstermanns auf das Schafott kroch. »Neue Hülle? Mit der alten ist nichts verkehrt.«
    Wächter rannten schreiend davon, und die Menge ergriff panisch die Flucht.
    »Du siehst, wenn ich mich setzen möchte, dann ist immer genug Platz.«
    »Flüstermann«, stöhnte Oliver.
    »Anstrengende Träume, Oliver?«, fragte der Flüstermann. »Ich könnte ihnen sogar noch näher kommen. Da, wo ich jetzt wohne, taucht immer wieder jemand Neues auf. Weltensängerwächter mit ihrer lustigen Art, mit ihren Skalpellen, Tränken und Gummihandschuhen.«
    Oliver bemühte sich, die Schlinge von seinem Hals zu ziehen. »Dem Zirkel sei Dank, ich dachte tatsächlich, das sei die Realität. Das habe ich wirklich gedacht.«
    »Sie wird jeden Tag etwas realer, Oliver«, zischte der Flüstermann. »Wenn sie dich erwischen, dann wird genau das deine Zukunft sein. Eine Zelle neben meiner, tief unter der Erde in Hawklam, sollte für dich inzwischen einen verlockenden Ausweg darstellen. Ich habe dich doch vor Harry Stave gewarnt, oder nicht?«
    »Meine Familie ist tot, Flüstermann. Sie haben meinen Onkel umgebracht. Und Damson Griggs. Und mich haben sie auch versucht, umzubringen.«
    Der Flüstermann strich Oliver über den Rücken, als er den Strick aus dem Traum mit einem knochigen Werkzeug zerschnitt, halb Zahn, halb Armknochen. »Du siehst, wie ähnlich wir uns werden, Oliver. Meine Familie ist ebenfalls gestorben. Mein Vater hat meine Mutter dafür erwürgt, dass sie mich gebar, und ich habe ihn in seinen schmutzigen Träumen

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