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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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der Königlich-Aerostatischen Marine auf, seine vorbereitete Stellungnahme zu verlesen«, kündigte die Sprecherin an.
    »Erwählte Hüter«, begann der Minister. »Ich habe die vorläufigen Informationen der Admiräle vom Blau hinsichtlich der unbefohlenen Bombardierung Middlesteels durch die KAM Resolute erhalten. Diese Informationen dienen der Einleitung einer offiziellen Untersuchung durch die Krone. Entgegen den sensationslüsternen Spekulationen der Dock-Street-Blätter hat die KAM Resolute nie über die offizielle Befehlskette die Anweisung erhalten, die Hauptstadt anzugreifen. Diese Aktion stand in keinem Zusammenhang mit den beschämenden Aufständen, die zu dieser Zeit in vielen Bereichen der Stadt tobten. Ein Umstand, der dadurch unterstrichen wird, dass zu den vielen Opfern der rechtswidrigen Bombardierung durch den Aerostaten viele hochrangige Vertreter der Polizei von Middlesteel und der Miliz gehörten, sowie der Gerichte, des Weltensängerordens und der Fechtregimenter, die versuchten, für Ordnung in der Stadt zu sorgen.«
    »Das schreit nach Rücktritt!«, brüllte einer der Hüter von den Herzländer-Bänken, und sein Ruf wurde von vielen anderen Parlamentariern zischend aufgenommen.
    Irritiert fuhr der Minister fort. »Die KAM Resolute wich von dem schriftlichen Befehl der Admiralität ab, die Kreisgrenzen von Medfolk und Shapshire zu patrouillieren. Der Schiffsführer der Resolute belog seine eigenen Offiziere und behauptete fälschlicherweise, das Schiff habe Order, einen bewaffneten Carlistenaufstand in der Hauptstadt niederzuschlagen.«
    Auf der Oppositionsbank schwenkte Zinnfach eine kleine gelbe Flagge. Die Sprecherin nahm seinen Antrag an, und der Dampfmann erhob sich, um seine Ansichten vorzubringen. »Vielleicht wäre der ehrenwerte Gentleman vom Kriegsministerium so freundlich, uns zu erklären, wieso einer der erfahrensten Luftschiffer, ein Veteran von etwa vierzig Dienstjahren, eine unserer Städte bombardiert hat?«
    »Nun ja«, erwiderte der Minister. »Wir glauben, dass der Kommandant verrückt wurde. Kurzzeitig.«
    Von allen Seiten des Saales war ungläubiges Prusten zu hören. Einige der Hüter auf der Regierungsbank stießen ein Pfeifen aus und imitierten damit das Geräusch entweichender Luft, wie sie aus den Kesseln der Dampfmänner drang, wenn diese nicht richtig funktionierten. Zinnfach überhörte ihren Spott. »Ja, das ist genau das Stückchen an dieser Geschichte, das ich besonders beunruhigend finde. Wir haben eine Menge Kriegsschiffe und eine Menge Luftschiffer auf unserer Gehaltsliste. Ich fohle ein wenig Unbehagen angesichts der Erkenntnis, dass es jedem von ihnen zu jeder Zeit in den Kopf kommen könnte, über eine unserer Städte zu fliegen und Brandbomben abzuwerfen.«
    »Es wurden Maßnahmen ergriffen.«
    Der Minister wurde überschrien.
    »Wie praktisch, dass Kapitän Dorian Kemp sich das Leben nahm und uns so die Kosten eines Kriegsgerichtsverfahrens erspart«, bemerkte Zinnfach.
    »Das sehe ich genauso«, sagte der Minister. »Sich das Leben zu nehmen ist wohl kaum die Handlungsweise eines geistig gesunden Mannes.«
    »Geistige Gesundheit ist offenbar ein relativer Begriff, wenn es um jene geht, die in der Marine dienen«, gab Zinnfach zurück und zog eine Ausgabe des Middlesteel Sentinel hervor. »Obwohl ihre Spaße zumindest den Karikaturisten der Dock Street unaufhörlich Nahrung zu bieten scheinen.«
    Eine große Schwarz-Weiß-Zeichnung auf der Titelseite des Blattes zeigte den Luftkapitän der Resolute, wie er mit weit aufgerissenen Augen auf der Kommandobrücke seines Schiffes einen Gesetzesentwurf vorlas. Die Unterschrift lautete: Das Gesetz zur Beseitigung menschenunwürdigen Wohnraums von 1596.
    Auf beiden Seiten des Saales wurden nun wilde Beschimpfungen und Rufe laut. Zwischen den Bänken standen die Liktoren der Einpeitscherin mit ihren Schlafenden Heinrichen bereit, falls einzelne Parlamentsmitglieder dazu übergehen sollten, ihre politischen Rivalen zu bedrängen. Diese Leibwächter, meist ehemalige Angehörige der Politpolizei mit mindestens zwanzig Jahren Diensterfahrung, waren dafür bekannt, zügig und gewaltbereit einzugreifen, falls die Hüter mit den Fäusten aufeinander losgehen sollten. Limitierte Auflagen alter Karikaturen, die sich mit den berüchtigteren Schlägereien im Parlament beschäftigten, waren unter Sammlern sehr gefragt.
    Einen Schattenminister der Zirklistischen Mitte packte schließlich die Wut, als ein leerer Koffeelbecher,

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