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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Theater für die Schreiberlinge, und schon würde die steigende Zahl der Toten am Hafen irgendwo auf die ungefährlichen Innenseiten verbannt. Aber schließlich wollten die Schmierfinken auch nicht die Wahrheit. Sie wollten Geschichten, die ihre Groschenheftchen verkauften.
    Ja. Er war mit seiner Arbeit an diesem Nachmittag hochzufrieden.
    Die rot befrackten Soldaten versuchten auf dem eisigen Moor warm zu bleiben, indem sie von einem Fuß auf den anderen traten. Jamie Wildrake blickte sie unzufrieden an. Sie waren der Ausschuss der Gossen von Jackals. Da jedes Kind -jedenfalls aus gutem Hause – davon träumte, zur Königlich-Aerostatischen Marine zu gehen, zu den Beschützern des Reiches, die vom Volk vergöttert wurden, was blieb da noch für die Regimenter der Infanterie neuen Zuschnitts? Die Besetzung von Städten, die bei den Bombenabwürfen der Aerostaten zerstört worden waren? Schlechte Verpflegung und Züchtigung mit dem Riemen? Kein Wunder, dass die Schicksalsmänner oft darauf zurückgreifen mussten, Verbrechern die Wahl zwischen dem Dienst an der Waffe und Deportation zu lassen und das jackalianische Militär allmählich mit menschlichem Abschaum aus den Gefängnissen zu unterwandern. Aber Sträflinge waren es, die der Wolfschnapper heute gerade brauchte, vor allem Verbrecher in roten Röcken, die von seinen falschen Offizierspapieren beeindruckt gewesen waren, als er in ihrer schlecht besetzten Grenzgarnison aufgetaucht war.
    Wildrake fühlte, wie sich seine Muskeln anspannten, als er einen der Granitblöcke vom matschigen Boden hob. Der Druck auf seinen Armen war herrlich, jedes neuerliche Heben des Blocks baute ihn weiter auf, machte seinen Körper härter und stärker, kleine Schritte auf dem endlosen Weg zur Vollkommenheit. Im Gegensatz dazu saßen die Soldaten der Zwölften Grenzinfanterie auf ihren Packsäcken und zogen an Nuschelrauchpfeifen, und ihre Körper waren weich und fleischig, von einer Fettschicht überzogen nach viel zu vielen Tagen, in denen sie sich am Feuer ihres Bergforts gewärmt hatten. Sie hatten dem Regen zugesehen, der auf das Moor niederprasselte, eingesalzenes Rindfleisch gekaut und es mit ihrer Tagesration Teerschnaps hinuntergespült. Und vielleicht ein paar Patrouillen ausgesandt, um die Abhörposten zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Shifter nicht etwa versuchten, neue Tunnel unter der mörderischen Anlage des eigenen Fluchwalls zu graben.
    Wildrake verstand nicht, wie die Soldaten ihr Dasein ertrugen, mit diesen Speckpolstern, die sich um ihre Bäuche schlangen oder an ihren Armen schwabbelten. Wo blieb ihre Selbstachtung? Hörten sie nicht das Summen und Surren ihrer Sehnen, die danach lechzten, angespannt und bei Übungen schmerzhaft gefordert zu werden? Schmerz in den Rückenmuskeln, Schmerz in den Brustmuskeln, in den Schultern und Armen. Herrlich.
    Er kaute ein frisches Bund Schimmer und hielt Ausschau nach dem Wagen, der von Süden kommen sollte. Er erschien keine Stunde nach der Zeit, die er mit Tarik vereinbart hatte. Die Soldaten sahen nervös zu dem weiß gestrichenen, kistenartigen Wagen hinüber, der von sechs massigen Arbeitspferden über das feuchte Moorland gezogen wurde. Ihre Angst vergrößerte sich noch, als sie des Wappens der Arztgilde, der Doppelschlange, an der Seite ansichtig wurden.
    »Herr Oberst«, stieß der Leutnant der Kompanie hervor. »Dieser Wagen ist wie ein Seuchenfahrzeug markiert.«
    »Ein wenig Tarnung, Herr Leutnant«, gab Wildrake zurück. »Um eine besonders empfindliche Fracht zu transportieren.«
    Der Fahrer des Wagens sprang auf den Boden und ergriff nach cassarabischer Art Wildrakes Arm. »Nun, mein Freund, bekommt dieses vom Propheten verfluchte Land der Ungläubigen jemals die Sonne zu sehen?«
    »Der Zirkel ist so klug, sein Licht nicht an einen Wüstenköter zu verschwenden, Tarik.«
    »Ha, tatsächlich?« Der Cassarabier lachte. »Nun, dein Gold wird dennoch den Geruch meines Rechenzimmers versüßen – vielleicht reicht es auch für eines dieser albernen Schutzdächer, wie ihr sie verwendet, damit euch der Regen nicht durchnässt. Ich werde dann darunter sitzen, in einem eurer Gärten Koffeel trinken und all meine Freunde in mein Haus einladen, um ihnen zu zeigen, wie weit ich es gebracht habe.«
    »Mit ein wenig Wollstoff und einem guten Schneider kann man einen Spaniel wie einen jackalianischen Gentleman kleiden«, sagte Wildrake. »Aber er bellt dann immer noch.«
    Der Cassarabier ging zur Rückseite des

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