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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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begreifen, was ich sagte. Aber er trieb die Ochsen weiter und leitete sie auf den rauhen Feldweg, der nach Hause führte. Der Fremde drängte sein Pferd in langsamem Schritt neben uns, und sein Schwert war noch immer gezogen und bereit. Das Heft glänzte golden, und ein rotes Juwel glühte daran.
    Ich schaute den Stein an und fragte mich, was wohl als nächstes käme. Der Mann konnte noch immer ein Räuber sein, aber hatte ein Räuber wohl so ein herrliches Pferd und ein juwelenbesetztes Schwert? Er mußte Mitglied irgendeines Heeres sein, der Diener eines Königs, entweder unseres eigenen Königs Constantius oder eines der anderen Könige und großen Herren von Britannien. Wenn er Constantius’ Mann war, dann würde er uns wahrscheinlich in Frieden lassen. Aber wenn er einem anderen diente, dann war er schlimmer als ein Räuber. Er hatte gesagt: »Ich kann bezahlen«, aber das hieß nicht, daß er auch bezahlen würde. Nun, wenn er gewalttätig wurde, dann gab es genug Männer in unserem Clan, die mit ihm fertigwerden konnten, selbst wenn er bewaffnet und die meisten von ihnen unbewaffnet waren. Und wenn er menschlich war. Nein, er mußte menschlich sein. Und er hatte ja auch nicht versucht, uns um die Karre und die Ochsen umzubringen. Vielleicht wollte er wirklich nur einen Ruheplatz für die Nacht. Vielleicht war er ein Bote auf der Reise für seinen eigenen Clan und hatte in seiner Hast die Hauptstraße verlassen und sich verirrt. Oder vielleicht war er in letzter Zeit verbannt worden. Wenn er ein Krieger war. Ich fragte mich, ob ich ihn wohl dazu bringen konnte, darüber zu sprechen. Eine alte Sehnsucht stieg wieder in mir auf, eine Sehnsucht, die die meisten Clansmänner mit der Kindheit hinter sich zurücklassen. Ich hatte das auch versucht, aber es war mir nicht gelungen. Diese Sehnsucht hatte etwas zu tun mit Gold und Rot und dem Glänzen von Waffen.
    »Herr«, sagte ich nach langem Schweigen, »welche Straße wünscht ihr denn morgen einzuschlagen?« Diese Frage war genausogut wie jede andere, um herauszufinden, woher er kam und wohin er ging.
    Er beäugte mich mißtrauisch, aber ich weigerte mich, mir angst machen zu lassen. »Das spielt keine Rolle«, sagte er.
    »Nun, Herr, wenn du eine Unterkunft brauchst, dann könnten wir dir etwas von den Straßen erzählen, die aus dieser Gegend herausführen.« Goronwy trat mich wieder leise, denn er wagte es nicht, mir offen zu sagen, ich solle den Mund halten und den Mann in Ruhe lassen.
    »Straßen spielen für mich keine Rolle.«
    »Aber für dein Pferd vielleicht.« Goronwys Tritt hatte mich nur wütend gemacht. »Ich will dir nur zu Diensten sein, Herr. Aber es scheint, dein Pferd würde auch leichter laufen, wenn es gut gefüttert
    würde.«
    Er schaute kalt und stolz auf mich hinab. Dann betrachtete er den geschwungenen weißen Hals seines Hengstes. Mit der Hand, die die Zügel hielt, streichelte er langsam über den Widerrist des Pferdes, und das Tier zuckte mit den Ohren. »Mein Roß hat noch Kraft genug für einen Angriff«, sagte der Reiter bedeutungsvoll und schaute mich wieder an. Aber ich dachte doch, er machte sich ein bißchen Sorgen um das Tier. »Sag mir, Rhys ap Sion, der mir nur zu Diensten sein will, welchen Weg hältst du denn für ein Pferd am besten?«
    Einen Augenblick lang war ich unsicher. Aber ich fing mich wieder. »Es gibt die römische Straße, die von Baddon nach Ynys Witrin führt, an Camlann vorbei - und dann die nach Osten, in das Land der Westsachsen, wenn die Straße keine Rolle spielt. Sie mündet im Süden in die erste Straße ein. Hast du keinen Herrn, Fürst, zu dem du reist?«
    Er lächelte wieder sein bitteres Lächeln. »Ich bin ein Mann des Pendragon.«
    Goronwy blickte scharf zu ihm auf und hielt den Atem an. Der Pendragon, das war Artus ap Uther, >Imperator Britanniae<, nach dem alten Titel. Von seinem Heerbann sagte man, er sei der beste westlich von Konstantinopel. Noch nicht zwei Jahre war es her, seit die sächsischen Eindringlinge in der großen Schlacht von Baddon aufgehalten worden waren, und ihre Streitkraft war für viele Generationen zerschlagen. Das hatte der Pendragon mit seinem Heerbann fertiggebracht, damals und in den Jahren davor. Seit jener Zeit waren einzelne Streiter seiner großen Truppe zurück in ihre eigenen Länder gegangen, manche waren von ihrem König auch dazu eingesetzt worden, die Horden von Räubern im Westen des Landes zu bekämpfen, und manche waren hinüber nach Gallien gegangen, um

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