Das Koenigreich des Sommers
glaubst - na, du wirst ja doch tun, was du willst, und nichts kann dich aufhalten. Aber Eivlin, Eivlin hat damit nichts zu tun. Sie ist eine tapfere Frau und sehr ehrenhaft. Ich habe sie auch nicht entehrt, also braucht ihr keine Angst zu haben, sie hierzubehalten. Und wenn ich sie noch nicht geheiratet habe, dann heißt das nicht, daß ich es nicht tun werde.«
Meine letzten Worte überraschten mich, denn ich hatte daran überhaupt noch nicht gedacht. Und dennoch, ich konnte mir eine viel schlimmere Frau vorstellen, aber keine bessere. Plötzlich war ich still, während ich mir den Gedanken durch den Kopf gehen ließ.
Teleri schnaufte, dann lachte sie. »Das war gut gesprochen! Aber niemand von uns bedroht deinen Liebling. Natürlich wird sie bleiben, bis es ihr besser geht, und du auch, denn ich kann noch nicht mal für einen dicken Ochsenschädel garantieren, wenn er so herumrennt wie du. Elidan, hast du dir heute morgen seinen Kopf schon angesehen?«
Elidan preßte die Handballen auf die Augen und nickte. Teleri schwieg wieder. Ich war sicher, daß Teleri als Bauerntochter aufgewachsen war.
»Er ist schon ein bißchen besser«, sagte Elidan, während Teleri die Beulen untersuchte. »Ich glaube es wenigstens. Aber du hast recht, er muß bleiben, und wir können keine Eide verlangen, wenn er sie nicht leisten will. Wir können ihn nicht für das Verbrechen eines anderen bestrafen.«
Teleri nickte und befestigte den Verband wieder. »Viel besser heute. Ein guter, dicker Schädel.«
»Das sagt meine Schwester auch«, bemerkte ich. »Wie geht’s Eivlin?«
Elidan kam zum Bett herüber und setzte sich. Sie sah erschöpft aus. »Sie könnten wir nicht wegschicken. Eigentlich sollte es ihr gutgehen. Sie hat kein Fieber. Sie friert nicht und zittert auch nicht. Sie ist nicht verletzt und hat auch keine Anzeichen von Krankheiten. Aber sie fühlt nichts, sie reagiert auf nichts, und ihr Herz schlägt sehr langsam und ungleichmäßig.«
Teleri preßte einen Augenblick lang Elidans Hand und lächelte sie an. Ich schaute die Frau an und verstand, warum Gawain sie geliebt hatte. Sie ließ sich nicht vom Haß das Gefühl für Humor verdunkeln, und sie hatte den Mut, sehr viel für das zu riskieren, was sie wollte. Willenskraft und Adel schimmerten durch sie hindurch wie ein Stein durch die Flut eines Flusses. Sie war unnachgiebig. Aber sie würde auch unnachgiebig bleiben, so dachte ich, wenn
Gawain kam und sie bat. Artus hatte recht gehabt. Die Kinder des Caw hielten es für eine Unehre, zu verzeihen.
»Wirklich, wir wollten dich deswegen auch fragen«, sagte Teleri energisch. »Was ist mit diesem Mädchen passiert, daß sie so ist? Und keinen Unsinn über Flüche!«
»Aber das war der Grund«, sagte ich. Elidans Gesicht blieb ruhig und ausdruckslos, aber Teleri lehnte sich zurück. Sie hob wieder die schmalen schwarzen Augenbrauen. »Es hört sich an wie Blödsinn, aber es ist wahr«, bestätigte ich. »Mein Herr hat nichts zu tun damit, das dürft ihr nicht glauben. Eivlin war Dienstmädchen der Königin Morgas von den Ynysoedd Erch. Morgas und König Lot sind in Degganwy und schmieden Pläne mit Maelgwyn Gwynedd. Mein Herr ist dort hingeschickt worden, als Botschafter des Kaisers. Morgas hatte etwas gegen meinen Herrn vor und wollte mich dabei benutzen, aber Eivlin half mir zu entkommen, als sie mich gefangen hatten, und dafür hat die Königin sie verflucht.«
»Du erzählst da seltsame Dinge«, bemerkte Teleri. »Also gut, ein Fluch. Und was war das mit der Taufe, wovon du da gefaselt hast?«
»Eivlin war nicht getauft. Sie ist in Erin geboren und auf den Inseln aufgewachsen. Als sie anfing zu schreien, daß Schatten sie angriffen, da hab’ ich mir gedacht, es könnte vielleicht helfen. Und sie hat ja auch aufgehört zu schreien. Sie ist ohnmächtig geworden, so, wie sie jetzt ist.«
»Mit Sicherheit macht sie weniger Krach«, Teleri musterte gründlich mein Gesicht. »Aber du scheinst diese Geschichte wirklich zu glauben.«
»Wie könnte das anders sein, wo ich sie doch erlitten habe?«
Sie sah gedankenvoll drein. »Ich habe nie viel von Geistergeschichten gehalten. Trotzdem kann ich dich keinen Idioten nennen, denn ich habe so eine Krankheit noch nie gesehen. Aber.«
»Aber es geht einem gegen den Strich, so was zu glauben. Schwester, ich glaube es selbst nicht gern. Wenn es um das Kämpfen geht, dann ziehe ich wirkliche Dinge Schatten auf einer leeren Straße vor. Aber Morgas’ Macht ist wirklich und
Weitere Kostenlose Bücher