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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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weiter. Ich versuchte mich mit der Tatsache vertraut zu machen, daß alle immer gewußt hatten, daß Medraut ein Bastard war. Und dann, aus irgendeinem seltsamen Grunde, dachte ich an den Kaiser Artus. Sein glattes blondes Haar und seine weit auseinanderstehenden grauen Augen fielen mir ein. Aber nein, Artus war Morgas’ Halbbruder - es war unmöglich.
    »Agravain hat sehr wild gesprochen«, fuhr Gawain fort. »Ich begann, um ihn zu fürchten. Unsere Mutter hat ihn nie gemocht, und er ist hilflos gegen sie, er könnte ihr nichts entgegensetzen. Die anderen aus der Truppe unseres Vaters wußten es. Es ist seltsam: Ich hätte schwören können, daß Medraut die Truppe befehligen konnte, wie er wollte, aber jetzt wurde mir deutlich, daß die meisten Männer Agravain gefolgt wären, hätte es Morgas nicht gegeben. Sie hatten Morgas nie gemocht, sondern nur große Furcht vor ihr gehabt. Genug Männer haben sich ihr entgegengestellt, und anschließend sind sie von der grünen Erde verschwunden. Keiner wagt es mehr, sich ihr zu widersetzen. Aber sie haben es immer gehaßt, von einer Fremden, einer Hexe, beherrscht zu werden, und Medraut stand ihr zu nah, als daß sie es gern gesehen hätten. Viele der Männer hatten vor Jahren an Agravains Seite gekämpft, und sie wollten loyal sein. Aber sie hätten es nicht gewagt, ihn gegen Morgas zu unterstützen.
    Maelgwyn Gwynedd kam auch, um Lots Leiche zu sehen, und er befahl den Leuten in der Festung Degganwy allgemeine Trauer, aus Mitgefühl. Aber es war deutlich zu sehen, daß er sich über den Tod unseres Vaters freute, und er erwartete, die Truppe und den Besitz unseres Vaters zur freien Verfügung zu erhalten. Agravain wollte ihn sofort umbringen. Es ist gut, daß Maelgwyn kein Irisch spricht, oder es hätte auf der Stelle einen Kampf zwischen den Truppen gegeben. So aber konnte ich Agravain beruhigen und ein paar Stunden bei ihm bleiben. Endlich versprach ich ihm, ich würde mit unserer Mutter reden, und ich nahm ihm das Versprechen ab, nicht eher zu handeln, bis ich das getan hatte.
    Ich hatte vorgehabt, sie zu besuchen, seit mir klargeworden war, daß Medraut und Rhuawn mir wegen der Geschehnisse mit dir keine Auskunft geben würden. Aber ich suchte sie an einem öffentlichen Ort zu erwischen. Ich wußte, ich mußte jetzt mit ihr privat sprechen. Medraut war verschwunden - ich nehme an, er holte dich gerade. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.
    Dann, am Spätnachmittag, kam Rhuawn und suchte mich. Ich ließ Agravain eine Weile allein und redete statt dessen mit Rhuawn. Er warf mir einen sehr seltsamen Blick zu und sagte: >Ein paar aus deiner Familie kümmern dich also doch?< Ich erwiderte: >Sie liegen mir alle am Herzen, soweit das bei jedem einzelnen geht. Aber manche sind meine Feinde. Medraut hat mich gehaßt, seit ich die Inseln verlassen habe, und unsern Herrn Artus haßt er noch länger. Warum hast du auf ihn gehört?< Rhuawn wurde wieder kalt. >Medraut ist weder dein noch mein Feind<, sagte er. >Er hat Degganwy verlassen, aus Kummer über den Tod deines Vaters. Aber er schickte eine Botschaft, in der er sagt, daß er Rhys gefunden hat.< >Wo?< fragte ich. >In einer Schäferhütte, oben in den Bergen. Rhys ist verletzt. Medraut sagt, er will, daß du kommst. Ich kann dir heute abend den Weg dorthin zeigen<.«
    Ich stimmte fast zu. Ich war müde, und durch den Tod meines Vaters hatte ich den Wunsch, Medraut zu sprechen. Es ist wahr, daß wir einander einmal nahegestanden haben. Wahrscheinlich haßt er mich deswegen jetzt so tief, weil er wirklich das Gefühl hat, ich hätte ihn betrogen. Und Rhuawn bat mich, mit ihm zu kommen, und ich hatte mich schon entschlossen, mich meiner Mutter zu stellen. Warum also sollte ich Medraut allein fürchten? Aber als ich schon sagen wollte, daß ich mitkäme, hatte ich plötzlich das Gefühl, daß Rhuawn zu still war. Ich erinnerte mich an deine Botschaft. Ich schaute Rhuawns Gesicht an, und es war mir, als ob ich darin ein fremdes Gesicht reflektiert sah, so wie der Boden eines Teiches durch den strahlenden Spiegel des Wassers hindurchschimmert. Anstatt also zuzustimmen, sagte ich: >Vielleicht komme ich mit. Sprich heute abend noch einmal mit mir.< Rhuawn warf mir einen kalten Blick zu und ging ohne ein weiteres Wort, und ich ging wieder zu Agravain. Du hast mir gesagt, daß Rhuawn nicht so schuldig ist, wie ich zuerst gedacht hatte, und jetzt weiß ich nicht, wieviel er begriffen hatte, als er mir den Vorschlag machte. Ich weiß

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