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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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auch nicht, wieweit er Medraut glaubte. Am Tag zuvor hatte ich ihm ein paar sehr bittere Dinge gesagt, und ich weiß nicht, wie weit mein Zorn ihn getrieben hatte. Denn böse ist er nicht.
    »Er hätte dich nicht verraten dürfen«, sagte ich. »Er kannte dich seit Jahren, durch dein Leben und deine Taten. Medraut kannte er nur durch seine Worte und nur ein paar Wochen lang. Es kann vorkommen, daß ein Mann von glatten Worten in die Irre geleitet wird, aber, bei allen Heiligen im Himmel, wenn er auch nur einen Funken Verstand hat, dann sollte er nicht so weit gehen, einen vernünftigen Freund des Wahnsinns zu zeihen.«
    Gawain schüttelte nur den Kopf. »Rhuawn ist ein guter Mann. Wie auch immer, als er gegangen war, dachte ich einen Moment nach und entschloß mich, selbst zu sehen, was los war. Wie du weißt, bin ich sehr oft umhergeritten, und ich kannte mehrere Schäferhütten, die Rhuawn vielleicht gemeint haben konnte. Früher am Tag hatten sie gesagt, du hättest die Festung verlassen. Das hieß, daß der Platz, an den sie dachten, wahrscheinlich im Norden lag, in der Nähe der Hauptstraße. Ich dachte noch ein wenig darüber nach und erzählte dann Agravain, was ich vorhatte. Ich bereitete mich auf einen langen Ritt vor. Und an der zweiten Schäferhütte, die ich fand, war das Pferd meiner Mutter angebunden. Den Rest kennst du. Aber, Vetter.« Er zügelte Ceincaled plötzlich und packte mich mit der Schwerthand am Unterarm, so daß ich auch anhalten mußte. Er schaute mir sehr ernst in die Augen und sprach langsam und ruhig: »Ich schulde dir sehr viel. Der Schatten meiner Mutter hat über meinem ganzen Leben gelegen, aber jetzt bin ich frei davon.
    Dennoch, wenn du mich nicht davon abgehalten hättest, sie zu töten, dann hätte sie mich für immer damit gebunden. Das allein sichert dir meine Dankbarkeit für ein ganzes Leben. Aber du hast den ganzen Kampf aufgenommen, obwohl es nicht dein Kampf war, und du hast gefochten und gelitten und den Glauben behalten, als.«
    »Gawain, mein Herr, um Gottes willen, nicht mehr davon! Wenn es darum geht, Menschen zu retten, dann hast du mich soviel öfter gerettet als ich dich. Und wenn der Kampf zwischen Licht und Finsternis nicht mein Kampf ist, wessen Kampf ist es dann? Ich habe noch nie gehört, daß nur Krieger die Erlaubnis haben, Gott zu dienen. Ich habe nicht mehr getan, als ich hätte tun sollen.« Und ich schaute auf den Fleck im Sattelleder hinab, um seinem Blick aus dem Weg zu gehen. Ronan oder Ronans Diener hätte den Sattel eigentlich reinigen sollen.
    Gawain drückte leicht meinen Arm und ließ ihn dann los. »Wirklich?« Ich blickte auf, so gleichmütig, wie ich konnte, und er lächelte. Dann gab er plötzlich Ceincaled die Sporen, und das Pferd begann zu galoppieren. Ich trat mein ziemlich mißmutiges Pferd, damit es ihm folgte. Gawain rief zu mir zurück: »Wie weit ist es noch bis zur Abtei? Ronans Tier soll angeblich ein Schlachtroß sein. Wir könnten schneller vorwärts kommen.«
    Aber wir kamen gut voran, und kurz nach Mittag erreichten wir St. Elena. Ich hatte fast die Abzweigung verpaßt, aber eine hohe Esche fiel mir wieder ein, und wir ritten den gewundenen Pfad hinab, den Pater Gilla mit seiner Stute immer benutzte.
    Wir mußten wiederholt an das hohe hölzerne Tor klopfen, ehe das kleine Fensterchen in den Planken sich öffnete und ein schmales, braunäugiges Gesicht hinausspähte. »Wir haben keinen Platz für Reisende«, sagte die Frau.
    »Und wir suchen eure Gastfreundschaft nicht«, meinte ich. »Aber meine Freundin Eivlin ist krank und liegt bei euch, wie ich selbst auch, bis gestern nachmittag.«
    »Sancta Maria mater.! Du bist derjenige, den sie gestern hier weggeholt haben, diese schrecklichen Krieger. Wie kommt es, daß du wieder da bist?«
    »Mein Herr hier, der hat mich gerettet. Er ist gekommen, um meiner Freundin Hilfe zu bringen. Du kannst Schwester Teleri fragen, wenn du an meinen Worten zweifelst.«
    Das Gesicht verschwand, und das Fenster schloß sich. Wir warteten eine Weile, während wir beim Tor standen, und Gawain beugte sich auf Ceincaled nach vorn und stemmte einen Arm auf die Knie. Schließlich wurde das Fenster wieder aufgeschlagen, und das scharfkantige, dunkle Gesicht von Teleri spähte hinaus.
    »Rhys! Du bist es ja wirklich.«
    »Ich bin es, heil und ganz. Und ich habe meinen Herrn gebracht.« Teleri schaute zum erstenmal auf den Mann hinter mir, und ihr Blick wurde starr. Gawain sprang vom Pferd, blieb einen

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