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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Erch zu verlieren.
    Abgesehen von Medraut. Und Gawain nahm an, daß auch Medraut schlecht war. Er stand der Königin nah und folgte ihrem Pfad. Medraut allerdings bestand darauf - obwohl er es nie in diesen Worten ausdrückte -, daß Gawain seine Familie gleichgültig war und daß ihm natürliche Zuneigung völlig fehlte. Gawain sei grausam und hauptsächlich mit seiner eigenen Ehre beschäftigt. Nun, Medraut verstand einfach die Umstände nicht.
    Aber konnte es sein, daß er in seiner Stellung wirklich nicht Bescheid wußte?
    Ich stellte fest, daß ich die beiden Brüder miteinander verglich. Gawain, das wußte ich, war vollendet höflich und redegewandt. Weil ich gesehen hatte, wie er mit Maelgwyn und seinen Edlen umging, wußte ich, daß er sehr überzeugend sein konnte, wenn er es darauf anlegte. Medraut hatte ein doppeltes Maß der gleichen Redegewandtheit, und er besaß dazu noch einen noblen, liebenswürdigen Charme, einen sehr realen und mächtigen Charme. Ich konnte nicht glauben, daß er so war, wie Gawain ihn beschrieb, und dennoch wünschte ich mir plötzlich, daß ich Irisch verstand und Lots Diener über Medraut ausfragen könnte, um zu sehen, ob dessen Taten zu seinen Worten paßten. Nein, ich mochte Medraut, ich war sicher, man würde gut von ihm berichten.
    Andererseits war ich trotzdem nicht ganz so sicher. Die Art, in der er Eivlin behandelte, fiel mir plötzlich wieder ein. Gleichgültig, was sie gerade tat, er erwartete von ihr, daß sie die Arbeit sofort fallen ließ, wenn er ihr sagte, sie solle laufen und irgend etwas holen. Wirklich, ursprünglich hatte ich dem Mädchen genau aus diesem Grund meine Hilfe angeboten. Mit beunruhigender Deutlichkeit hatte ich auch gespürt, daß er sie besser als die meisten anderen Diener behandelte. Und dennoch, so sagte ich mir, es bedeutete wenig, daß ein Adliger die Gefühle der Diener nicht bemerkt. Medraut war aus königlichem Geschlecht, und er hatte seine privilegierte Stellung nie verloren wie sein Bruder. Er konnte einfach annehmen, daß Diener dazu da waren, ihm alles zu erledigen, und deshalb war er wohl auch verärgert, wenn sie es nicht taten, weil er es nicht anders kannte. Ich mochte Medraut. Es gab irgendeine Möglichkeit, da war ich ganz sicher, durch die man beweisen konnte, daß sowohl Gawain als auch Medraut die Wahrheit sagten, und das ganze Problem bestand nur in einem Mißverständnis.
    Dennoch, es war vielleicht gut, wenn ich Eivlin über Medraut ausfragte. Vielleicht sollte ich sogar darum bitten, daß sie mir übersetzte, was Lots andere Diener zu sagen hatten.
    Ich wandte meinen Blick wieder zu Gawain hinüber. Der hatte sich nach seinem Gefühlsausbruch etwas beruhigt und lehnte sich jetzt im Sattel zurück, während er die Arme auf der Brust kreuzte. Ich räusperte mich. »Herr, da du ja weißt, daß Morgas. mit Maelgwyn intrigiert« (schließlich war das ja das wichtigste), »weißt du, was sie planen? Weißt du auch nur irgend etwas?«
    Er seufzte ein wenig und zuckte die Achseln. »Sie haben Briefe geschrieben, von denen einige nach Norden geschickt wurden. Soviel weiß ich. Aber es ist unwahrscheinlich, daß sie einen offenen Krieg wagen, wenigstens jetzt noch nicht.« Er zögerte, aber dann sagte er ruhig: »Ich hätte dir und Rhuawn erzählen müssen, daß wir soviel wissen. Aber ich konnte es nicht. Ich fürchte, ich bin im vergangenen Monat ein schlechter Gesprächspartner gewesen. Verzeih mir. Sie hat mich abgelenkt, meine Familie, und dann hat es ja auch noch diesen Ärger wegen meines Bruders gegeben.«
    Ich nickte, um mein Mitgefühl anzudeuten, und ich biß mir auf die Zunge, damit ich nicht weiterhin Fragen wegen Medraut stellte. Er richtete sich auf und zog die Zügel ein wenig an, und Ceincaled stellte die Ohren nach vorn.
    »Hier ist ein schöner Hang«, sagte Gawain. »Warum galoppieren wir nicht?« Er berührte die Flanken seines Hengstes und sauste
    davon, und ich trat mein eigenes Tier, bis es ihm folgte.
    Wir ritten von der Festung aus direkt nach Norden in Richtung der Hauptstraße, die von Osten nach Westen führt. Die höchsten Bergspitzen blieben links hinter uns. Das Land war wild, aber ein großer Teil des Geländes schien nur verlassen zu sein, und im Sommer wurde es als Weideland benutzt. Es war ein schönes Land, wenn auch nicht reich, und der Tag war gut dazu geeignet, Degganwy zu verlassen und sich draußen in der klaren, sauberen Luft aufzuhalten. Nach kurzer Zeit lenkte Gawain von dem Weg ab, dem

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