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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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herüber in unsere Hütte und hielt ihn lange dort, ohne Gawain vorzuwarnen. Der größte Teil des Nachmittags war angenehm wie gewöhnlich. Er verging in entspannter Unterhaltung. Dann öffnete sich die Tür, und Gawain erschien. Hinter ihm lag das Zwielicht, und es regnete, und das Haar meines Herrn klebte ihm vor Nässe am Kopf. Er selbst triefte und sah müde aus. Aber er warf nur einen Blick auf Medraut, und beide erstarrten. Einen Augenblick lang dachte ich, Gawain wolle wieder rückwärts hinaus in den Regen gehen, unter irgendeinem Vorwand. Rhuawn stand hastig auf, grüßte Gawain und bot ihm Met an. Gawain schaute ihn noch nicht einmal
    an, sondern er stand nur da und starrte Medraut an.
    Medraut starrte zurück. Die beiden Gesichter, das dunkle und das helle, waren so still wie der Himmel, und nur ihre Augen waren strahlend und kalt. Dann, zwischen einem Augenblick und dem nächsten, schritt Gawain durch das Zimmer, stellte sich vor seinen Bruder und schaute zu ihm hinab. Die offene Tür ließ den nassen Geruch der Nacht ein, und der Regen tropfte von seinem Mantel auf den Fußboden.
    »Was machst du hier?« Gawains Stimme war ruhig, aber irgend etwas in seinem Tonfall sagte mir, daß Gefahr drohte.
    Medraut richtete sich vor dem Feuer auf, stellte sich hin, wischte die Holzasche von seiner Schulter und lächelte zögernd. »Ich wurde hierhergebeten, Bruder. Wenn du mich nicht willst, dann gehe ich.«
    Gawain warf Rhuawn einen Blick zu und dann mir. »Wahrhaftig, du wurdest gebeten. Aber was hast du gemacht, Medraut?«
    Der andere lächelte nervös und bedauernd. »Ich habe Harfe gespielt, wie du es mir einmal beigebracht hast. Was ist daran falsch?«
    »Das ist es nicht, was ich meinte.« Gawain musterte seinen Bruder mit festem Blick. Etwas Wasser rann aus seinem Haar und lief ihm die Wange hinunter. Es glitzerte wie rote Bronze im Feuerlicht. »Medraut.« Seine Stimme hatte sich verändert und war ernst geworden. »Früher einmal wolltest du sein wie CuChulainn, voll Kraft und Fähigkeiten. Voll Mut und Ehre. Ich habe gedacht, du könntest einmal ein zweiter CuChulainn werden. Ist das alles nichts für dich, außer einem Flüstern in der Dunkelheit und der Hoffnung und einem purpurnen Mantel im Tageslicht?«
    Nur einen Augenblick lang glaubte ich, ich sähe etwas Seltsames in Medrauts Gesicht. Es war eine kalte, bittere Finsternis, die sich hinter seinen Augen zeigte. Aber das war nur für einen Augenblick, und dann lächelte er wehmütig und schmerzhaft, und ich bezweifelte, ob ich überhaupt etwas gesehen hatte. »Noch immer unnachgiebig?« fragte er Gawain. »Bedeuten wir dir nichts, deine Familie und dein Heimatland, das du einmal geliebt hast? Hast du uns verkauft um ein weißes Pferd und ein Schwert und einen Platz hinter dem Pendragon?«
    »Zuerst dem Licht, nicht Artus. Und es war der Mühe wert, trotz allen Kummers. Wie ist es mit deinem Handel, Medraut?«
    Medraut ging schnell zur Tür, packte sie und blieb stehen, die Hand auf dem Riegel. »Ich kann hier nichts tun.« Er schaute seinen
    Bruder nicht an, und seine Stimme klang gepreßt von irgendeinem inneren Schmerz. »Wenn du noch immer Lust hast, Rhuawn, dann können wir morgen jagen gehen. Gute Nacht, Gawain.« Er schlüpfte hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Rhuawn starrte Gawain zornig an, aber er sagte nichts.
    Gawain seufzte, nahm die Nadel von seinem Mantel und hielt ihn einen Augenblick in der Hand. Das Rot des Stoffes leuchtete lebendig vor seiner schmalen, dunklen Gestalt. Zögernd setzte er sich, schaute Rhuawn an und dann mich.
    »Ihr dürft Medraut nicht glauben«, sagte er endlich. »Was immer er plant, es ist nicht zu eurem Besten.«
    Rhuawn sagte nichts. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Mein Herr hatte seinen Bruder nicht schön behandelt. Aber nach einer Weile bot ich Gawain etwas Met an, nur um das Schweigen zu brechen. Einen Augenblick glaubte ich, er würde weiter über Medraut reden, aber er nahm nur den Met, fuhr sich mit einer schmalen Hand durch sein nasses Haar und nippte langsam das heiße Getränk.
    Am folgenden Tag, als ich zu Eivlin ging und an ihre Tür klopfte, rief sie nicht sofort: »Komm herein!«. Ich wartete einen Augenblick, dann klopfte ich noch einmal. Diesmal rief eine Stimme: »Herein.«
    Ich drückte die Tür auf und blieb auf der Schwelle stehen. Morgas von den Orcades saß dort. Sie hatte mir den Rücken zugekehrt und band ihr schwarzes Haar mit einem goldenen Band auf. Sie trug nur

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