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Das Koenigreich des Sommers

Das Koenigreich des Sommers

Titel: Das Koenigreich des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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steckte eine wilde Rose. Sehr hübsch sah sie aus. »Ich wollte nur ein bißchen Wasser für das Pony besorgen.«
    »Für uns auch, hoffe ich.«
    »Aber sicher. Direkt unten am Hügel ist ein Bach. Komm, ich kann dir dort das Blut abwaschen.«
    Ich machte ein paar zögernde Schritte vorwärts, und sie wartete und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und fühlte mich gleichzeitig verlegen und voller Freude. Wir gingen zum Bach hinunter und ließen das Pony angebunden an einem Busch zurück.
    »Du siehst sehr hübsch aus«, sagte ich Eivlin. Mir war wieder eingefallen, daß meine Schwester solche Bemerkungen auch gern mochte.
    »Ja?« fragte sie in dem Tonfall, der bedeutet: »So, du hast es also bemerkt.«
    »Wirklich«, erwiderte ich. Eivlin lächelte zufrieden und tastete mit den Fingern nach der Rose, um zu sehen, ob sie auch nicht abfiel.
    Der Bach kam aus den Bergen. Er strömte schnell über ein felsiges Bett, und das Wasser war so kalt, daß einem die Zähne weh taten. Nachdem ich getrunken hatte, wusch Eivlin mir den Kopf, und es tat weh und machte mich wieder schwindelig, obwohl sie sehr sanft war. Als sie damit fertig war, setzten wir uns ein paar Minuten und schauten den Bach an und horchten, wie er gurgelte.
    Eivlin seufzte und lehnte sich an mich. »Es ist ein schöner Tag zum Sterben«, sagte sie leise. »Ich könnte fast froh sein. Ich bin froh. Endlich bin ich von ihr weg, und du bist bei mir. Und es ist eine schöne, ehrbare Art zu sterben.«
    »Du träumst doch nicht noch immer davon?« sagte ich verärgert. »Ich hab’ dir doch gesagt, du wirst nicht sterben.«
    Sie legte nur den Kopf an meine Schulter und streichelte meine Handfläche. Ich ärgerte mich noch ein bißchen mehr.
    »Du wirst nicht sterben«, wiederholte ich. »Warum glaubst du denn, daß du wohl sterben solltest?«
    »Meine Herrin hat es gesagt.« Sie setzte sich gerade auf. Ich wünschte, sie hätte das nicht getan.
    »Na, deine Herrin hat auch gesagt, ich würde sterben, aber du scheinst das nicht zu glauben.«
    »Ach, du! Du hast dich doch stundenlang gegen ihre Zaubersprüche gewehrt, sogar in ihrer Anwesenheit. Sie hatte gedacht, es würde leicht sein, dich zu beherrschen. Sie dachte, es wäre alles in einer halben Stunde erledigt. Aber am Ende war sie so müde, daß sie uns noch nicht einmal umbringen konnte, als sie uns fliehen sah.«
    »Vielleicht heißt das, daß ihre Zaubersprüche doch nicht das sind, was du glaubst.«
    »O nein, das stimmt nicht! Rhys, ich habe sie gesehen.« Eivlin hielt inne, dann fuhr sie ruhiger fort: »Und außerdem bin ich von Geburt an verflucht, und ich war ihre Dienerin. Für sie ist es nichts, mich umzubringen. Sie braucht nur mit den Fingern zu schnippen. Und ich habe keinen eigenen Zauber, der mich schützt, wie du.«
    Einen Augenblick lang fragte ich mich, was sie damit meinte. Dann verstand ich. »Wenn du den Christus meinst, dann kannst du auch geschützt sein, wenn du glaubst. Du, wir können beim ersten Kloster oder bei der ersten Einsiedelei halten, zu der wir kommen, und du kannst getauft werden. Vielleicht redest du dann nicht mehr vom Sterben.«
    »Was? Was ist denn das, taufen?«
    »Es ist.« Mir fiel wieder ein, wie katastrophal meine Erklärungen der anderen Sakramente auf sie gewirkt hatten. »Es ist so eine Art Zauberei, womit man sich von alten Flüchen befreien kann.«
    Eivlin schaute mich zweifelnd an. »Ist es ein komplizierter Zauberspruch? Kannst du ihn? Braucht man viel Blut dazu?«
    »Ich könnte dich schon taufen, nehme ich an. Ich glaube, es ist erlaubt. Aber es ist besser, wenn ein Priester das tut.«
    »Einer von deinen christlichen Druiden.«
    »Nein, ein Priester ist, na, macht ja nichts. Aber Blut braucht man dafür überhaupt nicht. Es ist nur notwendig, daß du an Christus glaubst - ich habe dir ja schon von ihm erzählt, nicht wahr - und dann gießt man Wasser über deinen Kopf.«
    »Wo ist denn dabei ein Zauber?«
    »Na, es ist kein richtiger Zauber, es ist ein. nun, das Wasser bedeutet, daß der Fluch abgewaschen wird. Bei mir ist das gemacht worden, als ich noch ein Baby war. Meine Mutter sagt, ich hätte wie am Spieß gebrüllt, aber ich kann mich natürlich nicht daran erinnern. Ich habe gesehen, wie meine Vettern getauft wurden.«
    Eivlin seufzte und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich sehe zwar nicht, wie das gegen meine Herrin schützen sollte, aber wenn du glaubst, es ist ein starker Zauber, dann wirkt es vielleicht doch.«
    Ich dachte

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