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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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Wolkenlücken zu sehen; weit, weit unten schimmerte es wie ein Spiegel aus zerschmetterten Diamanten.
    »O nein«, fluchte der Kommodore in seinen Sauerstoffregulator hinein.
    Es war der verrückte Gesichtswechsler Cornelius Fortune, den eine Truppe Luftmatrosen vor sich her trieb. Und wenn Fortune nicht mehr in Freiheit war, dann konnte das nur bedeuten, dass dieser Teufel Abraham
Quest noch lebte. Der Treck immer neuer Fahrzeuge, der aus den Luftschiffen quoll, deutete zudem darauf hin, dass es auch Billy Snow nicht hatte verhindern können, dass die Expedition in das Grab vordrang.
    Zwei der drei Entflohenen waren gescheitert. Lastete nun also wieder alles auf ihm? Wollte ihm die Welt nicht endlich einmal ein bisschen Ruhe gönnen? Reichte es nicht, dass er am äußersten Rand dieses schwebenden Mausoleums hockte und dem Wolkenrat sinnlose Zeichen schickte? Ihre hinterhältigen Augen hatten keine Probleme gehabt, ihn aufzuspüren, als der brave Blacky noch den Namen Samson Dark trug und die Schiffe des Parlaments mit seinen royalistischen Freibeutern ausgeraubt hatte. Jetzt, das einzige Mal in seinem Leben, dass er die Leute des Wolkenrats brauchte, damit sie mit ihren dunklen Schiffen und ihren cleveren Waffen anrückten, saßen sie offenbar alle auf dem Wachedeck und pennten.
    Er schüttelte betrübt den Kopf und hielt sich wieder das Teleskop vor sein Auge. In kurzem Kampf nahmen die Luftschiffsoldaten ihrem Gefangenen die Fesseln ab und stürzten ihn dann vom Rand der Stadt – ließen ihn in die Luft laufen, wie die Wolkenmaate es nannten, wenn ein zum Tode verurteilter Soldat auf diese Weise hingerichtet wurde.
    Jared Black erhaschte einen kurzen Blick auf die Maske von Feueratem-Nick, die am Kopf des Verrückten hin und her flatterte, da ihre Befestigungsbänder sie festhielten, und die Winde spielten mit der stürzenden
Gestalt wie eine Katze mit einer Maus. Cornelius Fortune hatte im Fallen eine knochenweiße Flöte aus seinem Gürtel gezogen, und während seine Gestalt immer kleiner wurde, hörte der Kommodore eine leise Melodie, als würden die heftigen Seitenwinde durch die Flöte strömen und ein Begräbnislied erklingen lassen. Kleiner und kleiner wurde er, dann schluckte der Wolkenteppich den schwindenden Punkt.
    Kommodore Black zog einen Flachmann mit der Rumration eines Luftmatrosen aus seinem gestohlenen Sack. Teerschnaps nannten die Wolkenmaate das Zeug. Es war dick wie Sirup, ein eklig billiges Zeug, aber er hatte nichts anderes dabei. Seufzend nahm er einen Schluck und brachte einen Trinkspruch auf den letzten Gefangenen aus – nun, den vorletzten –, der den furchtlosen, kurzen Ausbruch aus den Zellen der Leviathan überlebt hatte.
    »Du hast das Beste herausgeholt, du verrückter, waghalsiger Irrer, und den alten Blacky allein zurückgelassen, damit er diesen Teufeln gegenübertritt. Immer bin ich allein, muss uns alle allein retten. So ein verdammtes Pech aber auch.«
     
    Die Belegschaft des Monitorariums im Wolkenrat hatte sich zu einer spontanen Versammlung auf der Balustrade zusammengefunden. Selten war eine Dienstübergabe zwischen Tag- und Nachtwache in dem riesenhaften runden Raum von so hitzigen Wortgefechten begleitet gewesen.

    »Schwebland pflegt normalerweise statisch zu sein.«
    »Aber diese Inseln können den Kraftlinien folgen, das haben wir doch auch schon erlebt.«
    »Es gibt keine bereits erfasste Himmelsmasse, die auch nur annähernd eine solche Größe hätte.«
    »Es könnte ein frisches Schwebbeben sein …«
    »Und wo ist dann die dazu passende Zerstörung am Boden? Außerdem stehen auf diesem Beben Gebäude.«
    Ein hornissenartiges Brummen ertönte von der Glocke in der Nähe der Lautsprecherdrähte, und Kontrolleur 10 löste sich aus der Diskussionsrunde, um von der Balustrade aus über die langsam rotierenden Teleskope und ihre Reiter zu blicken, die von hier oben wie ein Jahrmarktkarussell in einem umgedrehten Planetarium wirkten.
    Kontrolleur 10 nahm sein Sprachrohr und die Kopfhörer zur Hand. »Was gibt es?«
    Die Stimme des Überwachers drang dünn über den Draht. »Skrayper und Laschliten.«
    »Sie stören mich hier wegen einer Laschlitenjagd? Ich habe gestern ein Dutzend Fluggruppen in den Wolken jagen sehen. Wir müssen uns hier mit verloren gegangenen Luftschiffen und einer neuen Himmelsmasse herumschlagen.«
    »Nein«, erwiderte der Überwacher und winkte von seinem Sehrohr hinauf. »Der Himmel ist voller Skrayper. Sie sind überall. Und die

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