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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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noch eine weitere Stunde, um die erste
Generation neuer Camlantiker in ihre schützenden Särge einzuschließen …«
    Wieder der Geist.
    »Deine Revolution hat ausgedient, Kind Pairdans. Deine Stadt wird wieder zum Leben erwachen.« Quest winkte Veryann zu sich heran. »Sorgen Sie dafür, dass unsere Gäste verabschiedet werden.« Damit schwang er sich auf die Sitzbank eines Velozipeds, das ihn zum Grabmal hinüberbrachte.
    Veryann schnallte Amelia an einem Sitz neben der Wolkenrat-Agentin fest.
    »Wie gefällt denn Ihnen dieser Plan?«, fragte Amelia.
    »Es ist der Plan meines Lehnsherrn«, sagte Veryann.
    »Das klingt nicht so, als würden Sie ihn billigen.«
    »Er folgt einer grausamen Logik«, erklärte Veryann. »Die Starken überleben. Die Schwachen gehen unter. So ist das Leben, und so lautet auch der Kodex unserer freien Gefolgschaft.«
    »Der Kodex der catosischen Stadtstaaten«, sagte Amelia. »Was wird von Catosia übrig bleiben, wenn der camlantische Todesnebel über Ihr Land gezogen ist und Ihr Volk vergiftet hat?«
    »Wir werden übrig bleiben«, sagte Veryann. Sie blickte nach draußen. Der Rumpf des Miniatur-Aerostats hatte fast seine volle Größe erreicht, die Arbeiter zogen Stützstreben ein, um der Bespannung mehr Halt zu geben. »Außerdem gelten wir bei unseren Leuten ohnehin nicht mehr als wahre Catosierinnen. Wir wurden verbannt.«

    »Sie wurden verbannt, weil Sie einen der reglementierten, kleinen Turnierkriege verloren haben, mit dem man bei Ihnen Streitigkeiten schlichtet«, sagte Amelia. »Sie werden weit draußen in den Ebenen veranstaltet, damit die Städte nicht in Mitleidenschaft gezogen und die unschuldigen Bürger bei den Feindseligkeiten nicht verletzt werden. Das ist doch der Kodex Ihrer Kämpferinnen, oder?«
    »Er ist unser Lehnsherr«, wiederholte Veryann. Sie verließ die Ausguckkabine und klappte die ausziehbare Treppe in den Schiffsrumpf zurück.
    Die Dampfmaschinen an den Seiten der Pilotenkanzel erwachten stotternd zum Leben, die Propeller begannen sich zu drehen, und das Luftschiff hob sich allmählich über Veryanns goldenen Scheitel. Amelia schüttelte betroffen den Kopf und sah auf die Offizierin hinunter. »Ich wünsche Ihnen viel Spaß in Camlantis.«
    »Leben Sie wohl, Frau Professorin.«
    Bevor das Luftschiff endgültig abheben konnte, schlug einer der Matrosen, die an den Belegleinen standen, seinen Ankernagel wieder in den Boden und warf seinen Kollegen um, und mit einem zweiten Stiefeltritt brachte er den Arbeiter zum Schweigen. Dann zog der Abtrünnige ein Entermesser aus dem Gürtel. »Das Lebwohl heben wir uns lieber für später auf, Mädel.«
    Amelias Herz machte einen Sprung. Kommodore Black!
    Veryann zückte ihren catosischen Säbel, und ihre Augen glitten zu dem Miniatur-Luftschiff hinüber, das
sich, in einem seltsamen Winkel an nur einer Ankertrosse hängend, von seiner Befestigung loszureißen versuchte. »Sie hätten in den Ruinen hier versteckt bleiben sollen, Jared.«
    »Gehen Sie nicht für diesen reichen Verrückten, den Sie Ihren Herrn nennen, in den Tod«, flehte der Kommodore.
    Sie umkreiste den dickbäuchigen Tauchbootkapitän vorsichtig. »Das beabsichtige ich nicht im Geringsten.«
    Eine Gruppe Soldaten, die von der anderen Seite des Platzes auf die beiden Kämpfenden vorgerückt war, schrie entsetzt auf und stob in alle Richtungen davon. Der Himmel über Camlantis war plötzlich schwarz vor Skraypern, Hunderten von Skraypern. Steuerleinen reichten zu ihren laschlitischen Reitern hinauf, die ihre organischen Zeppeline mit in die Haut geschlagenen Haken lenkten. Viele Tausend der geflügelten Echsen glitten zudem in komplizierten Formationen auf den Luftströmen der oberen Atmosphäre dahin, in gezackter V-Form, in spitzen Sechsecken, in pfeilbesetzten Reihen – den Krallen von Sturmleck und den anderen, grausamen Göttern der Winde.
    »Ein Unglück kommt selten allein«, bemerkte der Kommodore. »Sie haben wohl erfahren, dass Sie ihren gefiederten Freund Septimoth in einem Käfig halten.«
    »Dann sind sie weit geflogen, um einen Leichnam zu befreien. Sie können seine Laschlitenknochen haben und eine Harfe daraus bauen«, zischte Veryann und durchschlug das letzte Seil, das den Miniatur-Aerostaten
am Boden hielt. Das Luftschiff erhob sich langsam von dem breiten Platz, stieg aber nicht allzu hoch, um nicht in die Reichweite der schlagenden Flügel der laschlitischen Bataillone zu geraten.
    »Fliegen Sie nach Mechanzia«,

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