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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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das verdammte Grabmal für ihn geöffnet«, stöhnte Amelia. »Ich habe jeden in Jackals mit meiner Besessenheit von Camlantis umgebracht. Nehmen Sie die verdammte Krone und überleben Sie.«
    Ein Schlitz öffnete sich dort, wo Wand und Boden zusammenstießen.
    Bull schüttelte den Kopf. »Aus meiner Sicht stehen da auf Ihrer Seite zwei Leute.«
    
    »Aber du bist nicht allein, oder?«, sagte Bull. »Du
warst schon immer ein komischer Vogel, Billy Snow, mit deinen komischen Geschichten und deiner Vorliebe für dieses ganze Gemüse, aber ich hatte ja keine Ahnung, was wirklich dahintersteckt.«
    Die schwarze Flüssigkeit sickerte auf den Boden wie der Schweiß der Hölle.
    Amelia schubste die Krone zu Bull herüber. »Ich will sie nicht.«
    Die Dämpfe sammelten sich um ihre Füße. Aus dieser Nähe erkannte Amelia, dass es ein Rußsturm aus Milliarden dunkler Sprenkel war. Winzige, lebende Maschinen  – Billy enthüllte ihren Aufbau in Amelias Kopf –, die dazu geschaffen waren, alle Empfindungen in jeder Zelle nacheinander auszuschalten, sich zu verbreiten, zu vermehren und alles aufzusaugen, bis alles Leben, das intelligenter sein mochte als ein jackalianischer Rattengrubenterrier, vom Angesicht der Erde getilgt worden war.
    Bull nahm die Krone in die Hand. »Meine Familie stellte einst die Verwalter unseres Landes, bis Leute wie Quest beschlossen, dass es besser von Kontorschreibern regiert werden sollte.«
    Die Wolke erhob sich langsam und wurde zu zwei spottenden Silhouetten, als hätten sich die Schatten der beiden Gefangenen gelöst und seien verrückt geworden.
    Bull hielt Amelia die Krone entgegen. »Und haben sie das nicht gut gemacht?«
    »Ich habe das Grabmal geöffnet.«

    »Dann haben Sie und dieser alte Spinner, der in Ihrem Kopf herumspukt, wohl auch die Kraft, es wieder zu schließen.«
    Damit warf er die Krone Amelia zu, während sich die Wolke zu einer Lanze formte und mit schlangenartigem Zischen auf seine Brust zukam. »Sorgen Sie aber dafür, dass dieser dicke Dummbeutel, der sich mein Onkel nennt, erfährt, wie ich starb.«
    < Einer muss überleben. >
    Ihre Hände streckten sich gegen ihren Willen aus, ergriffen die schützende Krone und schoben sie auf ihre Haarmähne.
    Der Nebel umschloss nun den Sklavenhalter, hüllte ihn ein, und dann folgte ein makabres Brutzeln wie von Speck auf einem Grill. Der Dunst wurde dunkler und dicker, absorbierte die neue Materie, wirbelte in wilden Wolken herum. Als er sich wieder auflöste, war Kammerlan verschwunden. Ein Zaubertrick. Kein Blut, keine Knochen, keine Spur, die darauf hindeutete, dass es ihn je gegeben hatte. Bull Kammerlan war gestorben, ohne dass ein Schrei über seine Lippen kam. Vor Amelia schwebten die kleinen Tintentupfer und formten Gestalten. Es war noch jemand hier gewesen, jemand, von dem sich der Nebel nähren musste. Aber nun war niemand mehr da. Der Dunst kreiste eine Weile durch den kleinen Raum, dann zog er sich verwirrt zurück und wich wieder zu Boden, wurde dort erneut zu einer Flüssigkeit, die auf ekelhafte Weise wieder aus ihrer Zelle sickerte. Dann schloss sich der Schlitz.

    Bull war fort, T’ricola tot und Eisenflanke nur noch ein hilfloser Krüppel; den verrückten Gesichtswechsler und seinen Laschlitenfreund hatte man ermordet. Nur eine war noch am Leben, Amelia, und der uralte camlantische Geist, der in ihrem Kopf herumspukte.
    Amelia sank auf die Knie. »Und jetzt?«
    < Jetzt wird Quest den Zündprozess der Nanofaktur, die unter uns eingebettet ist, in Gang setzen >, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf und zeigte ihr ein Bild der riesenhaften Zuchttanks, in denen der Todesnebel entstand. < Und er wird die Welt neu erschaffen. Nachdem er sie zunächst abgeschlachtet hat. >

19

    I n sicherer Höhe auf dem Dach eines Turms nahm der Kommodore ein Teleskop aus der Tasche entwendeter Versorgungsgüter und zog das Messingrohr aus, um es auf die Straße unten zu richten. Es war offensichtlich, wo sich das Grabmal befand, vor dem Billy Snow sie gewarnt hatte; man musste nur dem stetigen Fluss von Wagen und Materialien folgen, der sich durch die Stadt wälzte; ameisengleich strömten Kolonnen von Fahrzeugen aus den am Boden verankerten Luftschiffen.
    Er konzentrierte sich auf die Gruppe von Leuten, die auf den Rand von Camlantis zuhielten. Es war kurz vor der Morgendämmerung, und das Wasser der Tintensee war zwischen den

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