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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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er sich an dem großen Stahlkasten vorbei, in dem der Zahnradmechanismus des Ruderleitsystems knackend und klappernd auf die Bewegungen des Steuermanns reagierte. Er machte so viel Lärm, dass der Matrose das seltsame Wimmern nicht hörte, das von dem Dampfmann ausging, der in einer
Ecke lag. Nicht, dass er mit diesen Lauten etwas hätte anfangen können, wenn er es gehört hätte. Kein Mechomaniker auf der ganzen Welt – und schon gar kein Luftschiffer – hätte das Geräusch erkannt, mit dem sich Siltempter-Komponenten in dem verzweifelten Versuch, die ekelhafte Dampfmann-Infektion abzuwehren, auf Null zurücksetzten, denn noch nie war ein Mechomaniker bis in den Dschungel von Liongeli vorgedrungen und lebend aus dem Reich von Prinz Doppelmetall zurückgekehrt. Und der zornbebende Himmelsfahrer war ohnehin alles andere als ein Mechomaniker.
    Der Matrose öffnete nun die hintere Tür des Laderaums und trat an die hintere Reling, dann rief er zu der Ausguck-Kabine am Heck hinüber: »Halt die Klappe, du blöde Kuh. Wenn du einen von uns dazu zwingst, uns an einem Jennyseil zu dir rüberzuhangeln, dann wirst du Grund haben, so zu schreien.«
    Aber Amelia brüllte nur noch lauter, als sich das Ding, das sich tief in ihren Verstand eingegraben hatte, durch ihre Blutbahn zu ihren Handgelenken vorarbeitete und die Salze im Schweiß auf ihrer linken Hand zu Säure werden ließ. Eine brennende Flüssigkeit tropfte von Amelias nun völlig geschwärzter Haut, bis endlich die Fesseln brachen.
    < Reibe nun dein Handgelenk gegen die Fesseln der Damson >, befahl die Stimme in ihrem Kopf.
    Sie tat, was sie ihr sagte, und schrie, als das kalte Metall der Handschellen, mit denen die Wolkenratsagentin gefesselt war, ihre Haut berührte.

    »Ich warne dich zum letzten Mal«, rief der Matrose.
    < Das war’s, Professorin. Ich werde jetzt die Stoffe in deinem Blut in eine Flüssigkeit verwandeln, die eine überaus schnelle Heilung herbeiführen wird. Der Schmerz ist vor allem in deinem Kopf. >
    In der Kabine gegenüber hob der Matrose seine Pistole und zielte auf den auf- und niederwippenden Kopf der Frau im Ausguck.
    < Es sollte noch genug Säure auf deiner Hand sein, um damit den kleinen Kasten am Gürtel des Fluchanzugs der Damson zu beschmieren. Darin steckt der Mechanismus, der diesen Panzer aufschließt. >
    »Gehen Sie in Deckung«, sagte Damson Beeton und drehte den Kopf so weit, wie es ihr der Fluchanzug ermöglichte, um den Matrosen im Blick zu behalten. »Ich sage Ihnen, wann Sie loslegen können.«
    Der Finger des Matrosen legte sich gerade um den Abzug, als Eisenflankes vier Arme sich um seine Brust schlangen. Und zudrückten. Nun war es der Matrose, der schrie und sich verzweifelt wehrte, während der Kundschafter ihn hin und her schleuderte und ihn schließlich in das Grüppchen verseuchter Dampfmänner stieß. Die Schwachsinnigen betatschten seine gebrochenen Rippen mit ihren Manipulatorgreifern und pfiffen in kindlichem Staunen über die abgehackten Worte, die aus dem zerstörten Sack aus Fleisch und Knochen drangen. Mit einem Knall löste sich ein Schuss aus der Pistole des Sterbenden, und die Kugel fuhr in die Steuereinrichtung; die Federn und Rädchen des Mechanismus schlugen
sinnlos zu allen Seiten, und das Ruder hörte nicht mehr auf die Befehle, die vom Steuerrad ausgingen. Der Miniatur-Aerostat schoss im Sinkflug nach unten; seine an der Außenhaut angebrachten Dampfmaschinen neigten sich in Winkeln, die in Quests Luftschiffwerft niemals vorgesehen worden waren, und die Kuppel der Pilotenkanzel barst zusammen mit dem Spiegelglas eines camlantischen Türmchens, als beide aufeinanderprallten. Mit einem Ruck schraubte sich der Aerostat weiter in das Gebäude, und das Hämmern der Dampfmaschinen verebbte, als sich die Propeller verabschiedeten, nachdem sie kurz versucht hatten, ein Stück zu Fuß zu gehen.
    Ein Matrose war von einer großen Glasscherbe aufgespießt worden, aber der Bootsmann lebte noch. Er stolperte aus den Trümmern des Fahrzeugs in den Turm und hob zwei Pistolen mit glockenförmigen Läufen, als er sich wieder zum Schiff umwandte. Eisenflanke erschien in der Kabinentür wie ein Racheengel, beschmiert mit dem Öl seiner Artgenossen und dem Blut seiner Weichkörperfeinde. Seine Sprechvorrichtung bebte vor Wut, und der Bootsmann wurde zurückgeschleudert; sein Herz war durchbohrt von einem Pfeil aus Schallwellenenergie, den Eisenflanke wie einen Nagel eingeschlagen hatte. Der oberste Offizier des

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