Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
führen mich eine Zeit lang aus der Stadt.«
    Smike wartete, bis der Smog den alten blinden Mann verschluckt hatte und das Klappern seines Stocks gegen die Grabsteine verstummt war, bevor er den Mut hatte, auf die silbernen Sovereigns zu beißen. Die Münzen waren echt. Smike betrachtete die beiden Hälften des Klatschers der Gibbonkatz, die im geöffneten Grab
lagen. Es war Zeit zu verschwinden, nur für den Fall, dass weitere Schergen der Verbrecherkönigin in größerer Zahl auftauchen würden.
    Die Münzen wanderten in die Jacke des Taschendiebs, und er schlang sich den Sack über die Schulter. »Überbringe eine Botschaft für mich, mein Junge. Verstecke Sechsnieten für mich, mein Junge. Wofür hält er mich eigentlich, für einen verdammten Briefträger oder einen verdammten Bestatter?«
    Aber er würde den Leichnam verstecken und die Botschaft überbringen. Aus Angst … und in Erwartung eines weiteren silbernen Sovereigns.
     
    Professorin Amelia Harsh nickte dem Dampfmann höflich zu, der eine Rasenwalze über das Gras schob. Es war ein kleiner eiserner Kobold mit einem einzigen, teleskopartigen Auge. Er erwiderte ihren Gruß. Die Drohne war nicht intelligent genug, um selbst eine Unterhaltung mit Amelia zu beginnen, aber sie würde zweifelsohne dem Hauptbewusstsein, das sie steuerte, Bericht darüber erstatten, dass sie angekommen war.
    Amelia ging über den Kiesweg und sah zum Gebäude auf, dessen oberstes Stockwerk von einem großen Ziffernblatt geziert wurde. Tock House ließ nur noch wenige Zeichen der Kriegsschäden erkennen, obwohl es nach der Invasion Middlesteels in sehr schlechtem Zustand gewesen war. Angegriffen, in Brand gesetzt, dann schließlich von den Shiftern erobert und geplündert. Amelia war sich bewusst, dass sie großes Glück gehabt
hatte, außer Landes in Stainfolk gewesen zu sein, als die brutale Dritte Brigade von Quatérshift die jackalianische Hauptstadt besetzt hatte; aber sie hatte jene, die hier damals lebten, als Freunde betrachtet, und einer von ihnen hatte leider weniger Glück gehabt als sie. Amelia hatte den jetzigen Bewohnern von Tock House dabei geholfen, in der Unterstadt nach dem Leichnam von Silas Nickleby zu suchen, aber sie hatten nicht einmal genügend Überreste gefunden, um ihn im Obstgarten zu bestatten.
    Bevor Amelia die zwei steinernen Löwen erreichte, die die Eingangstreppe flankierten, öffnete sich die Tür des Hauses, und eine junge Frau mit flammend rotem Haar trat ihr mit einem Gruß entgegen. Amelia packte mit ihrer überdimensionalen Pranke die blasse, schmale Hand, die sich ihr entgegenstreckte.
    »Frau Professor Harsh, unser letztes Treffen liegt schon viel zu lange zurück. Ich hörte davon, dass Sie Ihre Stellung an der Universität verloren haben, aber Sie waren nicht in Ihrer Wohnung, als ich Ihnen einen Besuch abstatten wollte.«
    »Ich war viel unterwegs, meine Kleine, du kennst mich doch. Woher hast du nun wieder diesen niederträchtigen Klatsch gehört?«
    »Von einem gemeinsamen Freund«, sagte Molly Templar. »Einer, der in den Maschinenräumen in Greenhall arbeitet.«
    »Von diesem Wiesel Binchy? Es überrascht mich, dass er noch mit dir spricht, nach alldem, was ihm während der Invasion zugestoßen ist.«

    Molly zuckte die Achseln und führte Amelia in die gemütliche Eingangshalle von Tock House. »Einmal Zinker, immer Zinker. Er hat nichts Besseres zu tun, als seine Lochkarten in den Walzen der Maschinen von Greenhall zum Laufen zu bringen. Vermutlich führt er Datenblätter über uns alle. Brauchen Sie Geld, Frau Professor, um Ihre Arbeit weiter voranzutreiben?«
    »Meine Arbeit benötigt stets finanzielle Zuschüsse, meine Kleine, aber nicht von jemandem wie dir.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet, Frau Professor, und bei allen Problemen, die ich vielleicht habe, ist Geld wirklich meine geringste Sorge.«
    »Ja, das hatte ich mir schon gedacht«, sagte Amelia. »Ich habe deinen letzten Roman gelesen, Molly, wie auch fast alle anderen in Jackals.«
    »Aber ich möchte Sie wissen lassen«, fuhr Molly fort, »dass das Angebot bestehen bleibt, falls Sie es doch noch einmal in Anspruch nehmen möchten.«
    »Borge Geld von deinen Feinden, nie von Freunden oder Familie. Das ist ein altes chimecanisches Sprichwort. Nein, ich wollte bei unserem alten Seebären vorbeischauen. Ist er zu Hause?«
    Molly führte sie die geschwungene Treppe hinauf. »Der Kommodore ist oben bei Aliquot Kupferspur. Er hat dem alten Dampfer die ganze letzte

Weitere Kostenlose Bücher