Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman
Jackals, die um die wahre Identität des Kommodore wussten. Das Haus der Hüter und seine Politpolizei hielten den einst so berüchtigten Rebellenherzog für seit langem schon verstorben, aber hätten sie je erfahren, dass er als Jared Black wiederaufgetaucht war, wären die Schwimmtanks von Bonegate die geringste Sorge des Kommodore gewesen.
»Dieser Bull Kammerlan hat hier eine ganze Crew?«, fragte Amelia.
»So ist nun mal das Schicksal der Sklavenhändler«, erwiderte der Kommodore, »seit sich die Gegner der Sklaverei durchsetzen konnten und die KAM ihre gesetzliche Abschaffung unterstützt hat.«
»Sklaverei ist ein grässliches Geschäft. Man kann dem Abschaum, der mit menschlicher Fracht handelt, nicht vertrauen.«
»Unter dem Kalifen ist das völlig legal«, erklärte der Kommodore. »Nur, wenn man sich auf der falschen Seite des Salzlosen Meeres erwischen lässt, findet das
jackalianische Gesetz seine Anwendung, und obwohl ich selbst für diesen ekelhaften Handel auch nicht viel übrig habe, brauchen wir Bull nun einmal, weil er deinen dunklen Fluss gut kennt, und weil es niemanden sonst gibt, der gegen Geld bereit wäre, den Shedarkshe hinaufzufahren.«
Ein Klappern an der Tür kündigte das Erscheinen ihres Bonegate-Gastes an. Dank der Ketten an seinen Knöcheln machte Bull Kammerlan nur kleine, watschelnde Schritte. Sein aus Gummi gefertigter Senkanzug tropfte noch und benässte die Fliesen, und ein knochenweißes Nasenstück baumelte von seinem Gesicht herunter, da man den Atemhelm entfernt hatte.
Zwei Wächter in schwarzen Presseruniformen schoben Kammerlan auf einen Stuhl gegenüber von Amelia und Black, dann verabschiedeten sie sich hastig und ließen sie allein, so dass nur Quests schweigender Anwalt Zeuge ihres Gesprächs wurde.
»Ist wohl ein bisschen anders, als vor Porto Principe von einem Boot zu tauchen?«, erkundigte sich der Kommodore.
Bull hatte Schwierigkeiten, seinen Blick auf einen Punkt zu konzentrieren, nachdem man ihn so lange in der Dunkelheit des Wassertanks gehalten hatte, aber er erkannte die Stimme. »Lebst du also noch, du elender alter Ziegenbock? Ich dachte, die Gicht hätte dich schon längst erledigt, bei der Knotengeschwindigkeit, in der du dich vollgefressen haben wirst dank der Juwelen und
Schmuckstückchen von der Peacock Herne, die dir den Gerichtsvollzieher vom Hals hielten.«
Der Kommodore tätschelte den Schmerbauch. »Und ich sehe damit sogar kreuzverdammt gut aus, Bull.«
»Du hast vielleicht Nerven, Alter, hier aufzukreuzen und dich mit mir zu treffen. Ich müsste nur laut rufen und den Pressern erzählen, wer du wirklich bist, und so schnell, wie sie auf dich spucken könnten, hätten sie dich zu mir und den Jungs in den Tank geschmissen.«
»Jetzt aber mal ganz langsam«, warnte der Kommodore. »Oder man zieht uns beiden als Royalisten die Hälse lang. Lass uns an diesem dunklen Ort unsere schönen, neuen Namen verwenden.«
»Du hast nie für die Royalisten gekämpft, Black«, sagte Bull mit leiser Stimme, »du hast nur an ihrem Frühstückstisch gesessen, das ist alles. Du warst viel zu weich, und gerade wegen dieser Weichheit, die dir und deiner Art so eigen ist, wurde die Exilflotte in ihren Docks von der KAM verbrannt.«
»Ach Bull, lass uns die alten politischen Streitereien und den Ärger mit dem Haus der Hüter vergessen, denn das Parlament hält dich und deine Jungs noch immer in den Zellen fest, wenn auch eher wegen Sklaverei denn wegen Piraterie und Volksverhetzung. Und ich habe ein Angebot für dich und deine Leute, das euch vielleicht wieder alle in die Freiheit führen könnte.«
»Und wie willst du das anstellen?«, fragte Bull. »Hat man dich zum Ersten Hüter gewählt, Dicker? Ist die Süße hier vielleicht die neue Justizministerin?«
Amelia beugte sich ein wenig vor. »Die Süße ist allmählich sehr dafür, dass man dich wieder in den Tank zurückwirft, dreckiger Sklavenhalter-Abschaum, der du bist, du kleines Seemännchen.«
Bull lachte. »Oh, das gefällt mir. Du hattest immer eine Vorliebe für Mädels mit viel Biss, Black. Hör mal zu, Süße, meine kleinen Sklavenhöhlen oben am Shedarkshe hatte ich nur, um die Rechnungen bezahlen zu können, und ich tat den Leuten einen Gefallen. Was glaubst du wohl, wieso die Craynarbier diesen dicken Krebspanzer auf ihrem Rücken tragen? Verglichen mit dem Leben in einem Höllenloch in den Dschungeln von Liongeli ist es geradezu angenehm, auf einem Auktionspodest in Cassarabien zu
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