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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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die Clanmuster auf ihrem Körperpanzer schimmerten orangefarben in dem künstlichen Licht.

    »Ein schöner Abend für so etwas, nicht wahr?«, sagte der Kommodore.
    »Welche böse Strömung hat denn dich hier hereingespült?« , fragte die Craynarbierin, die sich keine Mühe gab, die Ablehnung in ihrer Stimme zu verbergen.
    »Kann ein armer Kerl denn nicht einmal abends ausgehen, um sich zu amüsieren, ohne dass man seine Beweggründe infrage stellt?«, fragte der Kommodore. »Aber da du es schon ansprichst – ich gebe zu, ich meinte irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass ihr beide zusammen mit Gabriel hier gelandet sein solltet.«
    Während die Craynarbierin den Kommodore böse anfunkelte, bemerkte Amelia, dass der kleine Mann neben ihr blind war.
    »Es ist eine schreckliche Sache«, sagte Black zu Amelia, »dieser Aberglauben unter Unterseefahrern. Da ist man auf einem Schiff, das von einer Schule kalbender Schlitzhaie versenkt wird, und hat das Glück, zu denen zu gehören, die sich schnell noch einen Atemhelm greifen und die Wasseroberfläche erreichen können. Nun, eigentlich würde man doch seinem Schicksal für dieses Glück danken. Aber eine Tauchbootmannschaft sieht das anders. Meersäufer fürchten solche Leute. Für sie ist man ein Jonas und wird gemieden, für den Fall, dass man die Schiffsschrauben verhext oder einen Fluch auf die Luftaufbereiter legt.«
    »Du solltest wissen, was es bedeutet, ein Unglücksschiff zu haben, Jared Black«, sagte der Blinde.
    »So unglücklich war meine wunderschöne Sprite nun
auch wieder nicht«, sagte der Kommodore. »Sie mag ja so manchen Knuff abbekommen haben, dennoch hat sie mich mit dem Schatz der Peacock Herne in meiner Seekiste sicher wieder nach Jackals zurückkehren sehen. Aber ich kann dir deine spitzen Bemerkungen verzeihen. Du musst wissen, Professorchen, Billy Snow ist einer der besten Horcher auf dieser Seite der Westküste. Wenn er seine alten Ohren an eine Lauschtrompete hält, kann er dir sagen, ob eine Wegstunde entfernt gerade eine Schule Thunfische oder ein Schwarm Barrakudas vorüberschwimmt, und er erkennt am Gesang eines Schlitzhais, ob es sich um eine Kuh oder einen Bullen handelt.«
    »Das hat uns allerdings nicht viel genützt, als diese Viecher uns angegriffen haben«, sagte die Craynarbierin.
    »Tja, aber wenn euer damaliger Skipper beschlossen hätte, sofort umzudrehen, statt sich verrückterweise auf einen Kampf einzulassen, wärt ihr mit den bestgepflegten Dampfmaschinen geflohen, die es unter der Wasseroberfläche gab, weil T’ricolas vier kräftige Arme das Schiff schnurren ließen und die Kolben schön geschmiert hielten …«
    Zwei Gestalten traten nun in den mit Sägemehl ausgestreuten Ring, und die Menge grölte; die letzten Worte des Kommodore gingen in dem Lärm unter.
    »Damsons und Gentlemen«, verkündete der Beller, »bestimmen Sie nun Ihre Einsätze, bevor diese beiden Kampftitanen mit dem edlen Sport beginnen – zu Ihrer
Unterhaltung, und, wenn Ihnen das Glück gewogen ist, zu Ihrem Gewinn!«
    »Und dort ist der dritte meiner ausgefuchsten Meersäufer«, sagte Black zu Amelia.
    »Es ist mir eine Freude«, brüllte der Beller, »nein, es ist mir eine Ehre, Ihnen Gabriel McCabe anzukündigen, den stärksten Mann von Jackals!«
    Das Licht der Arena schimmerte auf der dunklen Haut des Riesen, als der Beller ihm eine Eisenstange reichte, die er kunstgerecht verbog und mit einem Klappern auf das Sägemehl fallen ließ.
    »Der passt in ein Tauchboot?«, wunderte sich Amelia.
    »Mädel, der Erste Maat muss in der Lage sein, notfalls ein paar Köpfe aneinanderzuschlagen. Das Aufrechterhalten der Ordnung ist an Bord eine ernste Angelegenheit.«
    »Und diesem Koloss eines legendären Zeitalters steht der gemeinste Kerl gegenüber, der je durch diese Tür geschritten ist … Keulenhand-Cratchit!«
    Amelia hätte keinen Pfifferling für den Freund des Kommodore gegeben. Der rechte Arm des zweiten Kämpfers war auf dieselbe Art manipuliert worden, mit der ein Hinterzimmer-Weltensänger der Professorin selbst ihre überdimensionalen Arme verliehen hatte. Die Knochen seiner rechten Hand hatte man anschwellen lassen und zu einem massiven Amboss geformt, ein Instrument roher Kraft, und die Muskeln hatten sich zu einer sehnigen Maschine aus Fleisch entwickelt. Keulenhand-Cratchit machte seinem Ruf alle Ehre, indem
er nicht darauf wartete, dass der Beller den Kampf offiziell eröffnete; er griff Gabriel McCabe von hinten an, während sich

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