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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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…«
    »Schlafen? Aber Sir, Sie sind eine Schlafmütze, Sie haben doch den ganzen Morgen und auch den Nachmittag im Bett verbracht. Sie könnten sich doch nun
wenigstens für den Abend in höfliche Gesellschaft begeben.«
    Cornelius rieb sich die Augen. »Vergeben Sie mir, Damson Beeton. Mir kommt es so vor, als sei ich schon seit Stunden auf.«
    »Es handelt sich um eine Veranstaltung, bei der Gelder für die Armen gesammelt werden sollen«, schalt die Haushälterin. »Unter dem Vorsitz des Hauses Quest. Es gibt an jedem Tag der Woche weitere Feiern; wenn Sie es also heute nicht schaffen, dann haben Sie aber zumindest für die nächsten Abende keine Entschuldigung! Es werden Mitglieder des Hauses der Hüter anwesend sein, vielleicht sogar der Erste, der alte Schurke Benjamin Carl. Viele große Damen werden auf der Suche nach der richtigen Partie sein un –«
    Cornelius nahm die Einladung und überflog sie, bevor er sie zurückgab. »Ich freue mich, dass man sich so gut um die ›Armen‹ kümmert, Damson. Zünden Sie eine Laterne an, um ein Boot zu rufen. Ich werde gehen.«
    Seinen Sarkasmus überhörend, rauschte die Haushälterin davon, höchst befriedigt, dass sie sich nun doch noch durchgesetzt hatte. Als sie ging, kicherte sie in sich hinein. Sie war wirklich eine sehr gute Haushälterin. Manchmal vergaß sie sogar wochenlang, was sie wirklich war. Aber so sollte es ja auch sein. »Damson Beeton« war kunstvoll konzipiert und konstruiert worden. Jede kleine Eigenheit. Jedes kleine Detail. Aber wo hatte sie nun das verdammte Laternenöl im Garten abgestellt?
»Dein Arm schmerzt dich noch, das sehe ich an deinem Gang«, sagte Septimoth. »Nimmst du ein Boot, um den alten Mann in seinem Laden zu besuchen?«
    »Du kennst mich zu gut«, sagte Cornelius, der zusah, wie die Haushälterin davonwatschelte. Er spannte den rechten Arm, und die Gelenke bewegten sich kaum. »Ich glaube, darin steckt immer noch irgendwo eine Gewehrkugel.«
    »Du gehst zu viele Gefahren ein«, meinte Septimoth.
    Cornelius streckte die Hand aus und berührte die ledrige Schulter seines Freundes. »Nein, alter Freund, in den meisten Wochen sind es sogar zu wenige.«
    »Willst du, dass ich dich begleite?«
    »Nein. Ich werde mich wie ein Gentleman zu seinem Haus begeben«, sagte Cornelius. »Die Nachbarn würden bestimmt anfangen zu reden, wenn sie sähen, wie du mich aus dem Himmel auf sein Dach fallen lässt.«
    Septimoth nickte und zog seinen kostbarsten Besitz hervor, eine Knochenflöte; sie war alles, was ihm von seiner Mutter geblieben war. »Dann werde ich eine Weile spielen.«
    Cornelius lächelte. Damson Beeton würde begeistert sein. Er ließ Septimoth zurück, der die Treppe zu einer Luke hinaufstieg; er würde sich in seinem Horst auf dem Dachboden zwischen den Schornsteinen des Herrenhauses wie ein lederhäutiger Wasserspeier zusammenrollen und das Land der Insel mit seinen unmenschlichen Tönen beglücken. Kein Wunder, wenn
die Lotsen der Meinung waren, dass es auf diesem Abschnitt des Flusses spukte.
    Die fremdartige Melodie erklang bereits, als Cornelius den Anleger erreichte. Das gläserne Türchen von Damson Beetons Laterne klapperte leicht in der Brise und spritzte kleine Tropfen Schlitzhai-Tran auf die Holzplanken.
    Eine lange, dunkle Gestalt kam vom Fluss heran, und der Fährmann auf der hinteren Bank hob die Riemen. »Guten Abend, Meister.« Er deutete auf die andere Gestalt, die bereits vorn in dem Ruderboot saß. »Macht Ihnen doch nichts aus, wenn Sie zu zweit fahren, oder, Meister? Auf den Inseln ist heute ganz schön was los, mehr, als ich sonst je erlebt habe. Überall finden Gesellschaften statt.«
    Cornelius nickte und kletterte ins Boot, wobei sich der andere Passagier unbehaglich rührte. Cornelius hatte sich den unauffälligen Mantel, der wenig Aufschluss über seine gesellschaftliche Stellung gab, eng um den Körper gewickelt. Er hätte sowohl auf einen Gefreiten hindeuten können, der gerade auf Urlaub war, aber er konnte ebenso gut die edlen Kleider eines Dandys verbergen, der einen reichen Verwandten auf den Felsnaseninseln besuchte.
    Die Tatsache, dass es dem Träger dieses Kleidungsstücks gestattet war, beide Rollen gleichermaßen zu spielen, fiel dem anderen Passagier durchaus auf, der, um auf der sicheren Seite zu sein, höflich grüßte. »Ganz schön kalt heute Abend, Sir, für derart frivole Vergnügungen.
Offenbar findet auf jedem Stückchen Land am Ufer dieses Flusses ein Ball statt.«
    Cornelius

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