Das Königshaus der Monster
Zunge schoss hervor und leckte über die Unterlippe. »Die würde ich nicht mal von der Bettkante stoßen, wenn sie mir Krümel hinterlassen würde.« Er kurbelte das Fenster hinunter und brüllte einen Vorschlag von wuchtiger Unflätigkeit hinaus.
Der Prinz nahm es kaum wahr. »Sagen Sie, Mister Streater«, murmelte er, »und in dieser Angelegenheit wäre ich dankbar für vorbehaltlose Offenheit – was würden Sie mir raten?«
»Schlecht behandeln, Mann! Ich behaupte nicht, dass der Gedanke originell ist, aber das ändert nichts an seiner Richtigkeit. Die Weiber wollen merken, wer der Boss ist. Es hat ja seinen Grund, warum ein grober Klotz wie ich mehr Nummern kriegt, als er bewältigen kann, und Sie stehen da wie ein Jammerlappen, dem die Frau hinterrücks Hörner aufsetzt. Sie wissen, woher das kommt?«
Langsam und ernst bewegte der Prinz den Kopf von links nach rechts und wieder zurück.
»Das kommt daher, dass Sie sich vor Weibern fürchten und ich nicht. Ich weiß, wie man mit ihnen umgeht, und ich weiß, wie ich ihnen geben kann, was sie wollen. Es ist ein Spiel, Arthur, und das Traurige – die verdammte Tragödie – daran ist, dass Nieten wie Sie nie draufkommen, wie es läuft.«
»Darf ich also annehmen, Mister Streater, dass Sie noch nie verliebt waren?«
Streater bog von der Strand ab zur Waterloo Bridge und sagte in einem Tonfall, der überdeutlich machte, dass er keine weiteren Fragen zu diesem Thema beantworten würde: »Nur ein Mal.«
Auf der Brücke nahm Streater ohne viel Federlesens die Busspur, und der Prinz erkundigte sich, wohin sie eigentlich fuhren.
»Nicht weit. Versprochen.«
»Aber ich muss heute noch einen Baum pflanzen! Die Kinder erwarten mich!«
»Zum Teufel mit den Kindern.«
Arthur sah ihn entsetzt an. »Wie bitte?«
»Tut mir leid«, brummte Streater. »Tut mir leid, Kumpel. Sollte mein Maul besser im Zaum halten.«
Direkt vor der Station Waterloo, auf einem für Einsatzfahrzeuge reservierten Straßenstück, brachte Streater den Wagen zum Stehen, schaltete den Motor ab, klappte das Handschuhfach auf, zog eine zerfranste, ausgebleichte Baseballkappe heraus und reichte sie dem Prinzen.
»Was soll das sein?«
»Ihre Tarnung, Chef.«
Arthur wollte sich gerade mit diesem seltsamen Ding auf seinem Kopf vertraut machen, als die hinteren Türen des Wagens aufgerissen wurden und sich zwei dicke Männer auf die Rückbank quetschten. Sie brachten den Gestank von Schmieröl und alten Tierkadavern mit.
Einer der beiden ruckte seine gewaltigen Fleischmassen so weit wie möglich vor, um Arthur besser in Augenschein nehmen zu können. »Das isser also?«, knurrte er mit unüberhörbarem Gossenakzent. »Mannomann, der is ja noch potthässlicher, ab ich dachte.«
Der andere hielt dem Thronfolger einen fetttriefenden, verschmierten Pappkarton unter die Nase.
»Big Mac oder Nuggets?«, fragte er zu Arthurs Verblüffung.
Dem Prinzen sollte es nie gelingen, die beiden Männer auseinanderzuhalten. Auf den ersten Blick wirkten sie fast identisch: speckige Nacken, unrasierte Hängebacken, schmuddelige Hemden, ausgefranste Jacketts und fleckige Regenmäntel. Und sie verströmten auch den gleichen Geruch: nach Straße, nach windigen Geschäften und nach Bestechlichkeit.
»Ich bin Detective Chief Inspector George Virtue«, sagte einer der beiden. »Und dieser Fettsack ist Detective Sergeant Vince Mercy.«
»Was soll denn das nun bedeuten?«, fragte der Prinz, konsternierte Ungläubigkeit in der Stimme.
»Kleine Exkursion«, antwortete einer der beiden. Virtue? Mercy? Es war wirklich schwer zu sagen. »Kurzer Bummel zur Entspannung!«
»Jetzt seid endlich ruhig«, fuhr Streater dazwischen. »Wir gehen gleich rein.«
»Sie wollen zum Zug?«, fragte Arthur hoffnungsvoll.
Streater schickte sich gerade an, den Prinzen aufzufordern, den Mund zu halten und abzuwarten, als jemand auf die Windschutzscheibe klopfte, um den Wagen herumrannte und sich unglaublicherweise zu den beiden auf den Rücksitz quetschte.
Der Neuankömmling war verschwitzt und nervös, hatte graues – zu langes – Haar und trug eine geradezu peinliche Fülle von Goldschmuck. »Streater, wer ist das und was macht er hier?«, erkundigte er sich streng und deutete mit dem Kinn auf den Prinzen.
Die Frage entlockte Streater ein noch breiteres Grinsen als sonst. »Das ist Arthur Windsor. Arthur, das da ist …«
»Mister X«, unterbrach ihn der Mann hastig, plötzlich nervös geworden.
»Um Himmels willen, Mann!
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