Das Königsmädchen
helle Stimme hinter mir und erschreckte mich so, dass ich mich ertappt von Briar wegrollte.
»Hanna! Was machst du denn hier?«
Sie lachte so sehr, dass sie sich den Bauch halten musste.
»Ich wollte nur mal nach euch sehen.« Sie kam zu uns und setzte sich aufs Stroh. »Aber wie ich sehe, kommt ihr bestens klar.«
Sie umarmte Briar auf vertraute Weise und er verzog kurz das Gesicht vor Schmerz. Sie entschuldigte sich, doch er beruhigte sie schnell wieder. »Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht.«
»Um dich müsste man sich sorgen, wie siehst du denn aus?«, fragte Briar.
Erst jetzt bemerkte ich das purpurne Kleid aus edlem Stoff, das sie trug. Jemand hatte ihr die Haare geflochten, der Zopf glänzte und sah butterweich aus.
»Ich bin doch schon seit ein paar Tagen im Tempel. Dort ist es einfach nur traumhaft, Briar. Ich wünschte ich könnte es dir zeigen! Aber ich habe gefragt, ob ich euch besuchen darf und nun bin ich hier.«
»Du also auch?«, fragte Briar und verdrehte die Augen. Hanna sah mich fragend an.
»Ja, sie ist ebenfalls ein Königsmädchen«, sagte ich, doch er ignorierte mich.
»Freut mich, dass es dir im Tempel gefällt«, sagte er.
»Noch lieber hätte ich es, wenn Lilia auch endlich da wäre.«
Hanna ignorierte seinen beleidigenden Ton und umarmte auch mich. »Geht es dir gut?«
Ich nickte langsam. Lala kam um die Ecke gerannt und sprang Hanna sofort in die Arme. »Wo ist Seyal? Er ist doch sonst immer der Erste.«
Briar musste schwer schlucken.
»Er …«, er konnte nicht darüber sprechen.
»Er hat es nicht geschafft«, sagte ich leise und Hanna verstand sofort.
»Tut mir leid, Briar. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat.«
Ihre einfühlsamen Worte stachen mir ins Herz.
Nachdem sie Lala begrüßt hatte, ging sie zu Briar zurück und legte ihm zärtlich eine Hand auf den Arm.
»Wenn du was brauchst …«
Er legte seine Hand auf ihre.
»Danke, Hanna.«
Sie umarmten sich noch einmal und einen Moment wünschte ich mir, an Hannas Stelle zu sein. Zwischen ihnen gab es eine tiefe Freundschaft. Sie gingen ungezwungen miteinander um und ich kam mir fehl am Platz vor. Ob er traurig war, dass Hanna im Tempel lebte, weil er Gefühle für sie hatte? Schließlich war sie nicht nur wegen mir hier, sondern auch wegen ihm. Nach einem Moment der Stille nahm Hanna das Gespräch wieder auf und erzählte vom Plateau.
»Lilia, ich habe dafür gesorgt, dass wir auf ein Zimmer kommen. Ist doch in deinem Sinn oder?«
»Ja, das ist eine gute Nachricht.«
Briar schaute zur Decke und sah nachdenklich aus.
Hanna erzählte weiter: »Das Bad dort ist fast so groß wie der Marktplatz! Da könnte man das ganze Dorf drin waschen. Und das Wasser ist so warm und es schwimmen Blüten darin. Es ist wie im Traum.«
Sie erzählte auch von den anderen Mädchen und wie sich die Zwillinge, deren Namen ich immer vergaß, an Kinthos ranschmissen. »Lilia. Wir üben alle ständig unsere Begabungen für Kinthos. Was wirst du vortragen?«
Bisher hatte ich noch nicht darüber nachgedacht. Meine Mutter hatte mit mir nach Fähigkeiten gesucht, doch ich besaß weder ein Talent fürs Singen, noch für sonst etwas.
»Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe gar keine Begabungen.«
»Du musst irgendetwas üben, Lilia. Die anderen sind unheimlich gut.«
Gegen Mittag verließ uns Hanna wieder und ihr Augenzwinkern verriet mir, dass sie mich bei unserem nächsten Treffen ordentlich aushorchen würde. Nachdem sie den Stall verlassen hatte, drehte sich Briar um und tat, als wolle er schlafen.
Ich ließ ihn in Frieden.
Das Fieber kam den ganzen Tag nicht zurück und es ging ihm schnell besser, nur seine Albträume verschwanden nicht. Und so wachte ich auch diese Nacht auf und hörte, wie Briar im Traum kämpfte.
Ich krabbelte gerade zu ihm rüber und wollte mich zu ihm legen, als er wieder anfing zu murmeln.
»Nehmt sie mir nicht weg. Bitte nicht! Ich tue alles, aber nehmt mir meine Lilia nicht weg.«
Meine Lilia.
Mein Herz machte einen Satz. Es war keine Wärme, die sich in mir ausbreitete, es war ein Feuer!
Er stöhnte wieder auf und bevor er damit Karthane weckte, rüttelte ich ihn leicht. Im schwachen Kerzenschein sah ich, dass er seine Augen aufschlug und lächelte. »Daran könnte ich mich gewöhnen«, sagte er.
»Woran?«
»Na, dass du hier bist. Dass du da bist, wenn ich die Augen aufmache.«
»Briar.« In mir machte sich Trauer breit.
»Was ist los? Hast du Schmerzen?«
Ich schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher