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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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sich zu Hanna, die sofort rot anlief. Wie gemein von Jole. So hatte sie Hanna als Plaudertasche hingestellt.
    »Findest du die Idee schlecht oder gut?«, fragte Kinthos jedoch, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Jole sah in fragend an und wusste nicht, was sie am besten antwortete.
    »Gute Frage. Lilia, was meinst du?«, fragte Jole und sah mich herausfordernd an.
    »Hmm.« Ich überlegte kurz. »Ich finde, du solltest schon heute Abend zwei von uns nach Hause schicken und morgen wieder.«
    Er verzog den Mund zu einem süffisanten Lächeln.
    »Auch nicht schlecht.«
    Es war plötzlich ganz still im Raum und alle hörten uns gebannt zu.
    »Es kann dir wohl nicht schnell genug gehen, nach Hause zu kommen«, sagte Jole freundlich lächelnd, als hätte sie nur einen Scherz gemacht.
    »Oh, weißt du, ich mache mir keine Sorgen, da ich noch eine Weile hier bleibe. Von mir aus können heute Abend ruhig fünf oder mehr nach Hause geschickt werden.«
    Ich prostete Kinthos zu und ignorierte die bösen Blicke, von denen mich keiner so traf, wie der von Hanna. »Warum noch lange warten, wo du dir bestimmt schon sicher bist.«
    Alle stocherten weiter in ihrem Dessert herum und waren still. Kinthos wechselte das Thema und erzählte von einem großen Fest, auf dem die Jungkrieger vereidigt werden würden und eine Auserwählte ihre Fähigkeit vorstellen durfte. Er wusste nur noch nicht, welche es sein würde. Diejenige dürfte sich dann aussuchen, was sie vorführen würde.
    Hanna klatschte begeistert in die Hände. »Das ist ja toll! Ich wüsste schon, was ich machen würde«, sagte sie laut.
    Jole verdrehte die Augen. »Bitte, verschone uns mit deinem Gejaule!«
    Kinthos schaute Hanna nicht an, aber er sah erfreut aus.
    »Du singst, Hanna?«, fragte er, verweilte mit dem Blick aber auf seinem Löffel.
    »Oh ja! Und ich wüsste schon ganz genau, was ich bei diesem Fest vorsingen würde!« Sie errötete.
    »Und was?«
    »Das ist eine Überraschung. Das wird nicht verraten, lass dich überraschen.«
    Wie klug von ihr, sie hatte sein Interesse geweckt. Bestimmt würde er sie nicht wegschicken, ohne zu hören, wie sie sang.
    Es klopfte an unserer Tür, nachdem die Sonne untergegangen war. Ich öffnete und eine lächelnde Atira stand vor mir.
    »Guten Abend Atira!«
    Hanna erschien hinter mir. Atira lächelte auch sie an. »Ich wollte euch mitteilen, dass Kinthos euch beide gerne weiterhin hier am Tempel zu Besuch haben möchte.«
    Hanna schrie mir vor Freude ins Ohr und sprang mir auf den Rücken. Atira schüttelte den Kopf, brummelte etwas und schloss die Tür.
    »Warte!«, rief ich und riss die Tür wieder auf. Hanna verstummte sofort. »Atira, warte!«
    Das graue Haar flog durch die Luft, als sie sich wieder zu mir drehte.
    »Du willst wissen, welche gehen musste, nicht wahr?«
    Ich nickte und lächelte.
    »Es hat Viola getroffen.«
    »Danke, Atira«, sagte ich und schloss die Tür.
    Ich sah zu Hanna. Sie sah traurig aus.
    »Wer ist Viola?«, fragte ich.
    Hanna schüttelte den Kopf. »Lineas Schwester.«
    Also eine von den Zwillingen. Wie können sie jetzt nur die Akrobatik-Nummer vorführen?
    »Das habe ich nicht erwartet.«
    »Nein, ich auch nicht.«
    »Aber ich freue mich so, Lilia, ist das nicht toll!« Sie freute sich übermäßig und sprang auf unseren Betten hin und her.
    »Komm lass uns spazieren gehen.«
    Sie nickte erfreut.
    »Am liebsten würde ich zu meinen Eltern gehen und es ihnen erzählen«, sagte sie. Es war so schön, wie sie sich freute. Wir entschieden uns dann doch für den Park und ich versprach ihr, am nächsten Tag mit ihr ins Dorf zu gehen. Der Garten wurde vom Mond erleuchtet und ein paar Kerzen gaben etwas Licht. »Lilia, es war nicht nett von dir zu sagen, dass Kinthos heute schon so viele nach Hause schicken soll.«
    »Hätte er doch sowieso nicht gemacht.«
    »Trotzdem, ich bin froh für jeden Tag, den ich hier sein kann.«
    Sie drehte sich im Kreis und ließ ihr Kleid fliegen. »Es ist alles wie im Traum. Die Kleider, die Diener, das Essen«, sie überlegte. »Das Bad allein ist zum Ausrasten!«
    Erst jetzt wurde mir klar, dass dies alles für ein Mädchen aus dem Dorf völlig neu war.
    »Darüber habe ich gar nicht nachgedacht.«
    Sie umarmte mich. »Ja, das habe ich vermutet. Ich bin froh für jeden Tag, den ich mit dir hier sein kann.«
    »Vielleicht kannst du ja für immer hierbleiben, Hanna.«
    Sie lachte laut auf. Es war ein herrliches Lachen, das eher wie ein Kichern war. Als würde ihre

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