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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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aufzuholen, denn die Rekrutierung der Jungkrieger war schon lange vorbei. Es wirkte fast, als ob er lachte, während er seine Gegner austänzelte. Urwais prustete und hatte Mühe mitzuhalten.
    Ich spürte, wie sich eine Person neben mich gesellte und schaute auf. Es war Kinthos. Mir war die Situation, in der er mich vorfand, unangenehm. Sofort verneigte ich mich vor ihm, doch er schaute nur auf das Treiben im Hof.
    »Ich schaue ihnen auch gerne zu.«
    Mein Vater blickte zu uns auf und klatschte in die Hände.
    »Der Oberste!«, rief er.
    Alle schauten hoch und verneigten sich dann vor uns. Ich sah zu Briar, der seinen Blick gesenkt hielt.
    »Macht weiter!«, sagte Kinthos laut.
    Die Krieger machten unbeirrt weiter. Kinthos richtete nun seine Aufmerksamkeit auf mich. »Du bist froh, dass er hier ist, nicht wahr?«
    Du liebe Güte, hatte er etwa bemerkt, wie ich Briar angesehen hatte? Stand mir die Freude ins Gesicht geschrieben?
    »Briar und ich sind Freunde geworden, denke ich.«
    »Freunde. Aha.«
    Er glaubt mir nicht . Ahnte Kinthos, welche Gefühle ich für Briar hatte? Aber welche Gefühle hatte ich denn wirklich für ihn? Wahrscheinlich empfand ich so, weil ich Briar so viel zu verdanken hatte. Ich drehte mich zu Kinthos und sah ihm in die Augen.
    »Kinthos, wir beide kennen uns schon so lange. Es ist für mich«, ich stockte und überlegte, welches das richtige Wort war. Was sollte ich sagen? Unangenehm? Merkwürdig? Seltsam? Komisch? »Es ist für mich eine neue Erfahrung, etwas anderes in dir zu sehen, als den besten Freund, den ich bisher hatte.«
    Er lächelte und ich wusste, dass ich ihm nicht wehgetan hatte. Sein Blick huschte kurz zu meinen Narben am Hals. Ich vergewisserte mich, dass die Tücher noch an der Stelle waren, wo die Dienerinnen sie fixiert hatten, als sie mir beim Ankleiden geholfen hatten. Man konnte nichts erkennen.
    »Hast du starke Schmerzen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es war merkwürdig, mit Kinthos über meine Wunden zu reden. Ich blickte noch einmal zu Briar. Auch er sah gerade zu uns hoch. »Ich habe gestern gesehen, dass du noch ein bisschen humpelst. Fällt es dir schwer zu laufen?«
    »Wenn es dich interessiert, ob ich ewig humpeln werde, -das weiß ich selbst noch nicht«, sagte ich biestig, schenkte ihm einen wütenden Blick und stapfte davon. Ich versuchte so wenig zu humpeln wie möglich, was mir unangenehme Schmerzen verursachte.
    »Lilia, so war das doch gar nicht gemeint«, rief er, machte sich aber nicht die Mühe, hinter mir her zu kommen. Ich wusste nicht genau, warum ich plötzlich so aufgebracht war, aber das war ich.
    Ohne zu merken, wohin ich ging, lief ich in den nächsten Korridor und fand mich plötzlich in der Allee wieder, die zum Park führte. Ich blieb stehen und blickte den Weg entlang, der zum Brunnen führte. Wovor lief ich eigentlich davon? Tränen traten mir in die Augen. Das Bein tat höllisch weh, aber schlimmer war diese peinliche Reaktion auf Kinthos‘ Worte. Warum war ich nur so beleidigt gewesen? Er hatte einfach nicht das Recht dazu, mich so was zu fragen.
    »Lilia.«
    Ich drehte mich so langsam um, wie ich nur konnte. Ich wollte nicht, dass Briar meine Tränen sah. Ich würde mich umdrehen und ihm nicht in die Augen sehen. Ich würde ihn ganz normal begrüßen und so tun, als wäre er ein gewöhnlicher Krieger. Zwischen uns herrschte eine Freundschaft, mehr nicht. Und seine Stimme und die Art, wie er meinen Namen aussprach, waren sicher nicht schuld daran, dass mir gerade so heiß wurde.
    Als ich komplett zu ihm gewandt war, pochte mein Herz entsetzlich und mir blieb die Luft weg. Ich freute mich so sehr, dass er hier bei mir im Tempel war.
    »Lilia, ist alles in Ordnung?«
    Ein Blick in seine wunderschönen Augen und ich war verloren – ich rannte ihm in die Arme und brach in Tränen aus.
    »Oh, Briar!«
    Er war überrascht und schlang dann seine starken Arme um mich. Wir waren eng umschlungen und ich genoss die Umarmung. Wie sehr hatte ich mich nach Briar gesehnt, obwohl ich nicht wusste, warum. Wir waren Freunde und daran würde sich nichts ändern.
    Wir sind hier im Tempel und man kann uns sehen, ermahnte ich mich selbst. Ich löste mich langsam und spürte, dass auch Briar die Umarmung nur zögerlich aufgab. Er sah mich fragend an.
    »Ich freue mich, dass du endlich da bist.«
    Zärtlich strich seine Hand über meinen Hals und ich legte meine Hand auf seine Brust.
    »Geht es dir gut? Was hat Kinthos zu dir gesagt? Du sahst so verletzt

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