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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Falten wieder herauszubekommen.
    Wir mussten beide laut lachen und Urwais schaute uns mit einem flehenden Gesichtsausdruck an, ihn von seinen Qualen zu erlösen.
    »Lilia, ich habe dir gestern etwas geschnitzt«, sagte Briar plötzlich. Er zog ein braunes Lederband hervor, an dem eine kleine, hölzerne Platte befestigt war, in die das Zeichen unseres Volkes geritzt war. »Dreh sie um.«
    Ich drehte die Platte um. Vier Striemen waren über das makellose Holz gezogen und machten es so zu etwas Einzigartigem. »Es soll dich immer daran erinnern, dass ich sie schön finde, Lilia. Unsere Narben verbinden uns.«
    Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln und war dankbar. Er legte mir die Kette so an, dass jeder nur das Zeichen unseres Volkes sehen würde, und nur Briar und ich das Geheimnis auf der Rückseite kannten. Genauso, wie es mit Briars und meiner Freundschaft war. »Ich hole dir etwas zu trinken, meine liebe Lilia.«
    Ich nickte Briar zu und schloss die Augen, um die monotonen Geräusche der Marktschreier und Käufer in mir aufzunehmen. Dabei umfasste ich glücklich mein neues Schmuckstück.
    Es verging eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass Briar schon lange fort war. Längst hätte er zurück sein müssen und so öffnete ich die Augen, um zu sehen, wo er blieb. Ich drehte mich ein paar Mal um mich selbst, konnte ihn aber nirgends entdecken. Ich schaute zu der Stelle, an der frisches Wasser aus einem Wasserspeier gelaufen kam, doch auch dort war Briar nicht zu sehen.
    Ich sah Urwais, der vorsichtig die Stoffe hielt, und Hanna, die sich gerade mit einem gelben Stoff lächelnd im Kreis drehte, als wäre es der schönste, den sie je gesehen hatte. Die Krieger standen noch immer in etwas Abstand neben mir, aber Briar konnte ich nirgends ausmachen. Wo ist er nur? Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich ging die Straße entlang, vorbei an Hanna und Urwais, schob Stoffe zur Seite und wurde in Sorge um ihn immer schneller. Ich fand mich plötzlich zwischen unzähligen Stoffbahnen wieder und sah den Ausgang nicht.
    Immer wieder schob ich blaue, gelbe, rote und bunt gemusterte Seide zur Seite, kroch drunter her, bis ich nach einer Weile endlich auf der anderen Seite des Platzes herauskam. Doch hier war es menschenleer, weit und breit konnte ich niemanden ausmachen, selbst die Marktschreier konnte man hier kaum noch hören und so fühlte ich plötzlich eine bedrohliche Stille, die diese Stelle ausmachte. Ich musste zurück zu den anderen, vielleicht war Briar wieder bei ihnen. Ich schaute zurück auf die Bahnen von Stoff und mir war klar, dass ich nicht noch mal da hindurchgehen wollte, also entschied ich mich, außen rum zu gehen.
    Ich beeilte mich. Als ich um die erste Kurve bog, sah ich plötzlich am Ende der Straße Briar und war erleichtert, dass er wohlauf war. Er unterhielt sich mit einem Mann in dunklem Umhang, den man durch seine große Kapuze nicht erkennen konnte. Er war sehr groß und schien schmal gebaut, wobei sein Mantel seine Statur nicht richtig erkennen ließ. Es war auf keinen Fall einer der Krieger.
    Langsam ging ich auf sie zu, weil ich sie in ihrer Unterhaltung nicht stören wollte. Sie hatten mich noch nicht bemerkt. Als ich schon näher war, bemerkte ich, dass keiner von beiden sprach. Sie standen sich nur gegenüber und reichten sich die Hand zur Begrüßung. In der anderen Hand hielt Briar seine Feldflasche. Je näher ich kam, desto merkwürdiger erschien mir die Szene, denn keiner von beiden bewegte sich und noch immer gaben sie einander die Hand.
    »Briar?«, fragte ich vorsichtig, als ich nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt war. Der Mann in dem dunklen Umhang drehte den Kopf zu mir und ich erschrak, als ich seine komplett schwarzen Augen sah. Ich konnte nicht erkennen, von welchem Volk er stammte, zu unserem gehörte er definitiv nicht. Im Bruchteil von Sekunden ging ich die anderen Völker durch. Die Amaren vom Wasservolk hatten blondes Haar, waren sehr schlank und mittelgroß. Sie trugen selten Umhänge und wenn, dann waren diese hell, auf keinen Fall schwarz. Ihre Erscheinung wirkte immer angenehm auf mich und sie begrüßten Fremde stets mit einem Lächeln. Nicht so wie dieser Mann hier. Zu den Uhuru vom Wüstenvolk gehörte er sicher auch nicht, auch sie kleideten sich selten mit Umhängen, meist zeigten sie viel Haut. Die Uhuru hatten meistens hellbraune, blonde und manchmal sogar weiße Haare. Ständig lachten sie über irgendetwas oder jemanden und stolzierten eingebildet durch

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