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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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mein Gesicht und sofort nahm Kinthos mich in den Arm. Das war gut, denn meine Beine gaben nach. »Es tut mir leid, Lilia.«
    Ich lag in Kinthos Armen und ließ mich fallen. Er gab mir Halt, auch wenn seine Schultern nicht so breit waren, wie die von Briar.
    Ich schluckte schwer, denn ich wollte nicht weinen, aber der Tod meines Vaters war noch zu frisch. Kinthos streichelte mir übers Haar und nach einer Weile fragte er: »Geht es wieder?«
    Ich nahm den Kopf hoch und wir schauten uns in die Augen. »Ja, ich denke schon.«
    Kinthos Gesichtszüge waren so weich, tief schaute er mir in die Augen und doch war da nichts außer tiefer Freundschaft.
    In diesem Moment bog Briar um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, erschien neben ihm auch noch Hanna. Sofort lösten wir uns aus unserer Umarmung und lächelten die beiden verlegen an. Hanna und Briar standen mit offenen Mündern da und die Situation war mehr als unangenehm. In beiden Gesichtern standen Trauer und Enttäuschung.
    »Hey ihr zwei, schön euch zu sehen«, fand Kinthos seine Stimme als erster wieder.
    »Ich glaube, wir stören hier. Komm Hanna, wir gehen woanders hin.«
    Briar fasste Hanna bei der Hand und führte sie wieder zurück, in Richtung Tempel. Kinthos und ich rührten uns nicht.
    »Lilia?«, sagte er nach einer Weile.
    »Ja?«
    »Die beiden haben die Situation sicher falsch verstanden, kannst du nach Hanna sehen?«
    »Wenn du mir sagst, warum du sie nicht nach Hause geschickt hast?«, fragte ich zurück.
    »Das sage ich dir bald, in Ordnung?«
    Damit war unser Spaziergang beendet und wir gingen zurück zum Tempel.
    Als wir an der Kapelle vorbeikamen, hörte ich ein Wimmern. Kinthos und ich blieben stehen, weil wir vermuteten, dass es sich um Hanna handelte. Doch dann erkannte ich die Stimme und wusste, wer dort so herzergreifend weinte.
    »Bitte geh‘, das ist meine Mutter. Ich möchte mit ihr allein sein.«
    »Ist in Ordnung. Reiten wir heute Nachmittag zusammen aus?«
    »Ja, sehr gerne.«
    Er nickte und verabschiedete sich.
    Langsam ging ich durch den Korridor und musste mich zwingen, nicht so stark zu zittern. Die Erinnerungen an die furchtbare Nacht, in der mein Vater gestorben war, kamen wieder und mein Hals schnürte sich zu. Heute hallten meine Schuhe nicht auf dem Boden und es lagen auch keine Wachen tot vor dem Eingang zur Kapelle. Vier Wachen standen an der schweren Eisentür und ließen meiner Mutter ihre Privatsphäre.
    Die Tür stand offen und so konnte ich unbemerkt die Kapelle betreten. Ich nickte dem Wachposten zu und betrat die imposante Halle. Sofort schaute ich zu der Stelle, wo mein Vater gelegen hatte. Und Briar hatte dort neben ihm gekniet.
    Ich hatte ihm vorgeworfen, meinen Vater getötet zu haben. Mir wurde heiß, als ich wieder daran dachte. Niemals würde er mir so etwas antun!
    Meine Mutter kniete vor dem Stein der Erde und betete. Weinend bat sie ihn um Hilfe.
    »Bitte, Stein, lass mich sterben«, flehte sie.
    Ich trat näher, doch sie bemerkte mich nicht. »Lass mich zu unseren Ahnen. Lass mich zu meinem Mann«, bettelte sie. Ich kniete hinter ihr nieder und legte meine Hand auf ihren Rücken. Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich zu mir. »Oh Lilia«, weinte sie und fiel mir in die Arme.
    Ich versuchte, für uns beide stark zu sein. Ich durfte jetzt nicht weinen, doch es tat mir sehr weh, sie so zu sehen.
    »Mutter, was sagst du denn da? Wieso sagst du so was?«
    Sie vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Sie wirkte schwach, die letzten Tage hatten sie hager und dürr werden lassen. »Warum wünschst du dir nicht, dass er wieder lebt?«
    »Oh Lilia.«
    Sie blickte zum Stein. »Ich könnte es nicht ertragen, ihn noch einmal zu verlieren.«
    Nachdem ich meine Mutter auf ihr Zimmer gebracht hatte, wartete ich, bis sie eingeschlafen war. Dann ging ich, um nach Hanna zu sehen. Lieber wäre ich zu Briar gegangen und hätte mit ihm gesprochen. Ich hoffte, dass der Vorfall vorhin die neue Annäherung zwischen uns nicht wieder zerstört hatte. Jetzt musste ich erst mal mit Hanna reden. Wahrscheinlich war sie ohnehin schlecht gelaunt, weil Kinthos ihr versprochen hatte, sie gehen zu lassen. Doch jetzt hatte er Alana nach Hause geschickt und das würde Hanna bestimmt aus der Bahn werfen. Wer hätte gedacht, dass Hanna, Misaki und ich die letzten von so vielen Königsmädchen sein würden?
    Doch obwohl Misaki und Kinthos ebenfalls viel Zeit miteinander verbrachten, erkannte

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