Das Königsmädchen
denn?«
Er hatte die Panik im Gesicht stehen. »Nein! Verschwinde sofort von hier!«
Ich warf einen Blick hinter ihn in die Kapelle und dort lag jemand.
»Briar, was …?«
»Lilia, verschwinde jetzt endlich!«
Er schubste mich von sich fort, doch ich ließ nicht locker. Ich drehte mich um, als wollte ich gehen, um dann im Sprint an seiner Seite vorbeizustürmen. Briar packte mich am Bauch und riss mich zurück, doch ich hatte ihn längst erkannt. Vater! Mein Vater lag blutüberströmt am Boden.
»NEIN!« Ich schrie so laut ich konnte. Versuchte mich von Briar zu befreien. »Lass mich zu meinem Vater!«, schrie ich und schlug auf seine Arme, die mich fest im Griff hatten.
»Lilia, er ist tot. Wir können nichts mehr tun.«
»Was hast du nur getan? Warum hast du das getan?«
Ich bekam keine Luft mehr. Ich schluchzte und schnappte immer wieder nach Luft. »Lass mich endlich los!«, schrie ich wieder. Und sein Griff löste sich. Ich stürzte zu meinem Vater. »Vater, oh nein. Vater!«
Ich schüttelte ihn, doch er öffnete seine Augen nicht. Keine Bewegung kam mehr von ihm. Ich starrte auf die Blutlache unter ihm und erst jetzt erkannte ich den Pfeil in seinem Rücken.
»Es war Akash«, sagte Briar ruhig. »Ich weiß nicht, warum sie gekämpft haben.«
»Hast du ihn gesehen?«, fragte ich und drückte mich an meinen Vater.
»Er ist zum Fenster rausgesprungen, ich wollte bei Nodosa bleiben. Er hat noch gelebt, als ich kam.« Ich schaute zu der zersprungenen Scheibe, doch natürlich war Akash längst fort. Ich weinte und presste meinen Vater immer wieder an mich.
»Er hat nur noch ein paar Wörter gesprochen, dann war er tot. Er hat nicht lange gelitten.«
»Was hat er gesagt?«, schluchzte ich.
Briar trat näher.
»Er hat gesagt: ›Beschütze Lilia! Töte Akash!‹«
Zärtlich legte er mir seine Hände auf die Schultern. »Es tut mir leid, Lilia. Nodosa wollte Akash davon abhalten, den Stein der Erde zu klauen«, flüsterte Briar, doch auch das war mir kein Trost. Mein Blick ging zu dem Stein, der noch immer an Ort und Stelle war und in diesem ganz besonderen Braun leuchtete, wie leuchtende Erde. Der Stein! Warum war ich nicht eher auf die Idee gekommen?
Ich lief zum Stein und nahm ihn vorsichtig von seinem Platz.
»Was tust du da?«
Ich legte ihn auf die Brust meines Vaters, doch es passierte nichts.
Es ist zu spät! Ich bekam keine Luft mehr. Alles schnürte sich in mir zu und so weinte ich bitterlich in Briars Armen.
Eine gefühlte Ewigkeit verharrte ich in seinen Armen, bis weitere Wachen eintrafen. Ich konnte nicht glauben, was hier passiert war.
Als die Wachen meinen Vater fortbrachten, rannte ich weg. Wie sollte ich das alles nur meiner Mutter erklären? Ich rannte so schnell mich meine wackeligen Beine trugen, immer weiter in die tiefe, dunkle Nacht. Ich konnte nicht aufhören zu weinen.
Irgendwann fiel ich hin. Ich wusste nicht, wo ich war, aber als ich mich umsah, stand ich vor der Wand zu Ja-Han. Die Dunkelheit wirkte bedrohlich und ich bekam Angst.
Was, wenn Akash noch hier war? Ich zog meine Knie an die Brust und vergrub mein Gesicht in den Händen. Wie konnte das alles nur passiert sein? Warum hatte Akash meinen Vater getötet?
Ich weinte bitterlich dort auf dem Boden. Da hörte ich plötzlich etwas hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und im Licht des Mondes erkannte ich Briar. Er kam langsam auf mich zu.
»Oh Briar«, schluchzte ich.
Er kniete sich zu mir. »Es tut mir so leid, Lilia. Ich wünschte, ich wäre früher gekommen.«
»Nein. Nein, es tut mir leid, wie konnte ich nur«, wieder schlug ich die Hände vors Gesicht. »Oh Briar, wie konnte ich nur denken, dass du ….«
Er schüttelte den Kopf.
»Schon gut, meine Schöne. Schon gut.«
Er nahm mich in den Arm und wiegte mich, während ich unendlich weinte. Irgendwann beruhigte ich mich und richtete mich auf. Er war da. Er war immer da.
Briar war mehr als nur ein Freund, er war meine Liebe. Und dann ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Ich schmiegte mich an ihn und legte meine Lippen auf seine. Obwohl er erst überrascht war, erwiderte er den Kuss. Für einen Moment, der mir wie die Ewigkeit vorkam, küssten wir uns innig. Ich spürte seine Wärme, den rasenden Herzschlag in seiner Brust und seine zärtlichen Hände auf meinem Hals. Seine andere Hand vergrub sich in meinem Haar. Das macht mein Vater immer bei meiner Mutter. Oh nein. Mein Vater.
Er war eben erst ermordet worden und ich gab mich hier meinen
Weitere Kostenlose Bücher