Das Königsmädchen
zählen? Wären die Uhuru bereit, sich mit uns zu verbrüdern und gemeinsam mit uns gegen die Amaren in den Kampf zu ziehen?«
»Lilia, sei still!«, brüllte Kinthos plötzlich. »Wie kannst du unsere Gäste so verschrecken?«
»Schon gut, schon gut«, sagte Akash schnell. »Sie ist etwas impulsiv, wie mir scheint. Wir werden morgen darüber reden, warum sollten wir so unangenehme Themen beim Abendessen besprechen?«
Kinthos sah mich wütend an und schüttelte den Kopf. Er war dankbar, dass Akash das Thema wechselte und ein paar Anekdoten aus Sith Beag erzählte.
Alle lauschten seinen Erzählungen und die Zeit verging schnell. Nach einer Weile kam das Thema auf uns Königsmädchen und Kinthos war die Unterredung sichtlich unangenehm. Trotzdem hakte Akash weiter nach.
»Wie könnt ihr euch der Liebe eurer Auserwählten sicher sein? Oder spielt sie etwa keine Rolle?«
Alle Augen waren auf Kinthos gerichtet.
»Ich wähle die, die ich liebe und bei der ich das Gefühl habe, dass sie meine Gefühle erwidert.«
Unsicher schaute er zu mir rüber und mein Herz schlug schneller. »Oder sich Gefühle entwickeln können. Es muss einfach passen.«
Akash nickte.
»Und habt ihr eure Wahl bereits getroffen?«
Es wurde ganz still am Tisch, nur die Musik spielte noch, doch irgendwie leiser. Kinthos lächelte verlegen. Dann sagte er: »Ja, ich habe meine Wahl schon lange getroffen.«
»Aber«, entfuhr es Hanna und sie schlug sich die Hand vor den Mund. Sie wurde knallrot und Kinthos sah sie an.
»Warum ich die anderen noch nicht nach Hause geschickt habe, meinst du?«, fragte er.
Sie nickte, ohne auch nur einen Ton zu sagen. Eine Ader an ihrem Hals pulsierte vehement. Nun schaute Kinthos auf seinen Teller. »Ich war mir ihrer Gefühle noch nicht sicher.«
»Wie rührend«, sagte Akash und unterbrach die Stille. »Ich möchte jedenfalls unterrichtet werden, für welche Schönheit ihr euch entschieden habt.«
»Ihr werdet zur Vermählung geladen«, versprach Kinthos.
Nach dem Essen war Akash müde und verschwand mit seinem Gefolge in den Gemächern. Noch ein paar Krieger, Kinthos, Hanna und ich saßen am Tisch. Hanna hatte ihr Lachen verloren und auch alle anderen wirkten niedergeschlagen.
Nach und nach leerte sich der Saal und selbst die Musiker gingen heim. Kinthos fragte meinen Vater, ob er mit ihm im Park spazieren gehen wollte und ich blieb mit Hanna zurück. Als die Männer den Raum verlassen hatten, sprang Hanna auf und rannte weinend davon. Ich beschloss, sie fürs erste in Ruhe zu lassen. Manchmal müssen Tränen vergossen werden.
Nach einer Weile war ich allein im Saal und da ich in Gedanken war, merkte ich nicht, wie die Zeit verging. Wir mussten jetzt in den Krieg ziehen, und zwar gemeinsam mit den Uhuru, so hatten wir die besten Chancen und das Wüstenvolk war uns eine wertvolle Unterstützung.
Ich musste über meine Überlegungen eingeschlafen sein, denn ein lautes Geräusch ließ mich aufschrecken. Ich erkannte den Klang von aufeinanderschlagenden Schwertern. Erschrocken drehte ich mich in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
Es kommt aus der Kapelle! Ich schnappte mir eine Waffe von der Wand, die dort zur Zierde hing, und stürzte los. Ich rannte durch den Innenhof und lauschte den immer wieder aufeinanderschlagenden Schwertern.
Erst hatte ich vermutet, dass mein Vater und Kinthos sich zum Abschluss des Abends ein Duell lieferten, doch das würden sie ganz sicher nicht in der Kapelle tun. Von dort dröhnte der Schall jetzt lauter zu mir und ich blieb erschrocken stehen, als die Geräusche mit einem Mal verstummten. Was war hier los?
Ich lief durch den Korridor, der vom Tempel zur Kapelle führte, und sah die beiden Wachen tot am Boden liegen. Meine Schuhe hatten ein lautes Klackern auf dem Marmorboden verursacht – und egal, auf wen ich jetzt treffen würde, er war gewarnt, dass ich kam. Nur noch wenige Meter von der verzierten Tür entfernt, konnte ich das Blut auf der Brust der Wachen genau erkennen.
Die Tür schwang nach innen auf und Briar stand mit erhobenem Schwert vor mir. Er war blutverschmiert! Sein Blick war so ängstlich, wie damals in der Höhle, als er dachte, ich müsste sterben. Nein, schlimmer noch.
»Lilia«, seine Augen weiteten sich, »nicht du.«
Ich verstand nicht.
»Briar, was ist mit dir? Was ist hier los?«
Während er sein Schwert sinken ließ, stürzte ich zu ihm und legte meine Hand auf seine Brust.
»Lilia, verschwinde!«, schrie er laut.
»Was ist
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