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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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Briar gehen. Hol Briar!«, flüsterte ich und schob sie von mir. Sie blickte mich kurz an und mit einer Handbewegung schickte ich sie fort.
    Ich lauschte der Stille, ob sie vielleicht entdeckt wurde, doch nichts war zu hören. Ich lehnte mich an die Mauer und träumte von besseren Zeiten.
    Schritte holten mich wie so oft aus meinen Gedanken. Es waren Helaku und Akash, die zwar beide in Felle gehüllt waren, aber ich erkannte sie auch so. Der Riese öffnete die Zelle und kam auf mich zu. Bisher hatte ich keine Angst vor ihm gehabt, doch jetzt war sein Gesichtsausdruck anders als sonst.
    Er zog ein Messer und kam mir bedrohlich nahe. Ich fing an zu schreien und drehte meinen Kopf Richtung Wand. Dann merkte ich, dass er lediglich den Haken mit den Fesseln aus der Wand gerissen hatte. Was soll das denn? Lassen sie mich frei?
    Er packte mich am Handgelenk und zog mich ohne ein Wort am Seil aus der Zelle. Akash lächelte mich an und ich hätte ihm am liebsten das Gesicht zerkratzt.
    »Habe gehört, du möchtest gerne duschen. Kein Problem. Ihr Wunsch ist uns Befehl, Hoheit.«
    Er machte eine Verbeugung und wies mir die Richtung nach draußen. Sein widerliches Lachen versprach nichts Gutes.
    Die Höhle war länger, als ich gedacht hatte, erst nach vielen Schritten erreichten wir den Ausgang. Selbst wenn ich um Hilfe schrie, hätte man mich vor der Höhle nicht gehört. Abgesehen davon dröhnte von draußen ein unheimlicher Krach herein, der alle Geräusche übertönte. Mir war klar, dass es sich um den Wasserfall handelte, der dieses ohrenbetäubende Schwirren abgab.
    Als ich ins Freie trat, war es tiefste Nacht, doch durch die dunkle Höhle hatten meine Augen kein Problem damit, sich an das blasse Licht des Mondes zu gewöhnen.
    Ich schaute mich um und vor Staunen blieb mir der Mund offenstehen. Es war nicht der Fluss oder der Wasserfall, den ich gehört hatte.
    »Wir sind auf den Steinfeldern!«, stotterte ich überrascht.
    Akash lachte laut und schüttelte den Kopf. »Was hast du gedacht, Schätzchen? Dass wir dich im Wald verstecken, wo uns dein Gefolge sofort findet?«
    Ich konnte es nicht glauben. Hier auf den Steinfeldern würde niemand nach mir suchen und es wunderte mich, dass mich Lala hier draußen gewittert hatte. Doch sie kannte die Regel nicht, dass man die Steinfelder nicht betreten durfte.
    Ob Briar hier rauskommen würde, wenn Lala ihm den Weg zeigte? Jegliche Hoffnung schwand und ich schaute mich um. In weiter Entfernung sah ich den Wald. Er wirkte klein, aber dennoch so bedrohlich, dass ich dort im Dunkeln keinen Fuß reinsetzen würde.
    Ich schaute in die andere Richtung, wo das Meer tobte. Direkt neben dem Eingang zu meiner Höhle lief ein Wasserfall aus der Wand. Das Wasser schoss schnell und reißend aus einer Öffnung und verschwand in der schwarzen, tobenden See. Wie wunderschön es hier war. Schade, dass es uns verboten war, an einem so einzigartigen Ort zu sein. Man konnte nicht erkennen, wo das Land der Amaren lag. So weit man schauen konnte, befand sich in der Ferne nur Wasser.
    Doch irgendwo da draußen lebten sie und ihre Krieger waren hier und bedrohten uns, bedrohten Briar. Ob er noch am Leben war? Würde ich es spüren, wenn ihm etwas geschah?
    Die tosende See brach mit heftigen Wellen gegen die Steinklippen und die aufgewirbelte Luft schmeckte salzig. Trotz des Krachs hatte dieser Ort etwas Friedliches.
    Nun vermisste ich Briar noch mehr, es gab so vieles, das ich ihm jetzt gerne gesagt hätte. Würde er auf die Steinfelder kommen? Ja, für mich würde er dieses Risiko eingehen. Er würde auf den glatten Steinen keinen Unterschlupf finden, keinen Schutz suchen können. Vom Wald führten die Steinfelder hierhin, wo die Höhlen begannen, doch der Boden war glatt und so konnte man nicht unbemerkt her gelangen. Vom Wald aus konnte man die Höhlen nicht sehen.
    Helaku zog an dem Seil, das an meinen Fuß gebunden war, und hielt es in seinen Händen.
    »Komm!«, befahl er in rauem Ton.
    Wo war nur die Freundlichkeit der letzten Tage geblieben? Als er sich wegdrehte, sah ich die Striemen an seinem Rücken. Das Blut war noch nicht komplett getrocknet und man konnte erkennen, dass er bestimmt zwanzig Peitschenhiebe bekommen hatte. Eine Foltermethode, die ich bisher nur von den Uhuru gehört hatte. Aber warum hatte man ihn ausgepeitscht, etwa meinetwegen? Hatte er darum gebeten, dass ich ein Bad bekam?
    Er sprang ein paar Felsen herunter und an manchen Stellen musste er mich auffangen, weil es für

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