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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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später und brachte Brot und Wasser für Briar. Ich bekam nichts, weil Akash wütend auf mich war.
    »Schlaf noch etwas«, sagte er zu Briar. »Ich wecke dich am Abend, dann bist du nachts im Tempel und kannst den Stein stehlen« Sein Blick wanderte zu mir. »Ihr wird nichts geschehen, das verspreche ich.«
    Briar nickte. Als Helaku verschwunden war, kam er zu mir und hielt mir sein Brot hin. Ich drehte mich übertrieben weg.
    »Bitte, Lilia, du musst etwas essen.«
    »Ich muss sterben,« sagte ich verbittert. »Wenn es das ist, was unser Volk schützen kann, dann ist es so. Ich opfere mich freiwillig!«
    »Lilia, bitte.« Er schaute mich betroffen an, legte das Brot neben mich und ging dann zurück zu seinem Schlafplatz.
    »Was ist aus den Amaren geworden?«, fragte ich, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    »Sie wollten uns gar nicht angreifen. Sie wollten uns als Verbündete haben, im Kampf gegen die Uhuru. Es war genau das Gegenteil von dem, was Akash euch im Festsaal gesagt hat. Akash ist im Besitz des Steins des Wassers und wir können getrost davon ausgehen, dass er auch im Besitz des heiligen Steins der Luft ist.«
    »Ja, aber unseren Stein wird er nicht bekommen!«
    »Lilia, ich kann nicht anders. Du kannst mich nicht umstimmen.«
    Damit beendete er die Diskussion und ich wünschte mir, er hätte mich nie gefunden.
    Als sein Atem gleichmäßig wurde, flüsterte ich leise seinen Namen, um mich zu vergewissern, dass er schlief. Er rührte sich nicht, also brach ich etwas von dem Brot ab und kaute drauf herum. Mein Magen knurrte und ich hatte großen Hunger.
    Ich grübelte, wie ich Briar davon überzeugen konnte, zurück zum Tempel zu reiten und die Krieger zu alarmieren. Ich konnte keinen Schlaf finden, ich suchte nach einer Lösung.
    Mein Blick ging durch die Zelle und da sah ich sein Messer am Boden liegen. Getrocknetes Blut klebte an der Schneide und ich lächelte befriedigt, weil es Akashs Blut war. Leise krabbelte ich zum Messer und hob es vorsichtig auf. Ich schaute es mir lange an. Wieso könnten wir nicht gemeinsam von hier abhauen? Briar würde mühelos ein paar von ihnen töten.
    Ich wog die Möglichkeiten ab und mir wurde klar, dass Briar sich nicht darauf einlassen würde. Irgendwo da draußen saß ein Uhuru mit Pfeil und Bogen und würde mich innerhalb von Sekunden töten können. Nein, dieses Risiko würde Briar niemals eingehen.
    Für ihn gab es nur eine Möglichkeit, er musste den Stein der Erde stehlen und unser Volk verraten. Damit wären sie alle des Todes. Akash würde unendlich viel Macht erlangen, so besagte es die Legende.
    Wenn er alle Steine zusammenführte, bekäme er so viel Macht und wäre so stark, dass es die Kraft des einzelnen Steins übertrumpfen würde. Kein Mensch hätte mehr die Möglichkeit, ihn zu töten. Er würde nie die gerechte Strafe für den Mord an meinem Vater bekommen.
    Im Grunde wusste ich, was zu tun war. Und ich hatte die Wahl. Entweder tötete ich Briar, dann könnte er den Stein nicht stehlen. Oder ich tötete mich selbst, dann bräuchte er den Stein nicht mehr zu stehlen. Aber dann hätte Akash keine Verwendung mehr für Briar. Würde er ihn dann töten? Er würde es zumindest versuchen. Wenn ich tot wäre, könnte Briar sich den Weg freikämpfen, allein könnte er es schaffen.
    So saß ich nun da, das Messer in der Hand und die Wahl für sein oder mein Leben. Briar. Mein lieber Briar. Er hatte mein Leben vor dem Nebulos gerettet. Er hatte mich gesucht und wollte mein Leben vor Akash retten. Er würde alles tun, damit ich lebte. Er würde sogar unser Volk verraten!
    Ich musste ihn schützen. Ich war tieftraurig, wollte ihm sagen, was ich für ihn fühlte, was ich immer für ihn empfunden hatte. Nicht mal weinen konnte ich, so verzweifelt war ich.
    Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn auf die Stirn.
    »Leb wohl, Briar.«
    Ich stand auf und umfasste das Messer mit beiden Händen, so fest ich konnte. Ich hielt es über mir in der Luft. Ich atmete tief ein und hielt die Luft an. So verharrte ich ein paar Sekunden, die Hände hoch erhoben, das Messer fest im Griff.
    Ich kniff die Augen zusammen und ließ die Hände zu meinem Bauch sausen. Doch plötzlich wurden mir die Beine weggetreten – Briar war wach geworden! Vor Schreck ließ ich das Messer fallen, bevor ich mir auch nur einen Kratzer zufügen konnte. Ich fiel direkt auf ihn und landete in seinen Armen.
    »Was, beim Stein der Erde, hast du vor?«, rief er wütend und packte mich hart an den Schultern.

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