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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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lächelte. »Nur Freunde!«
    »Erzähl mir von euren Kriegern. Warum lassen sie sich das Zeichen der Erde auf die Schulter brennen?«
    Ich erzählte ihm von unserer Vereidigung, bei der die Jungkrieger zu Kriegern gemacht wurden. »Tut es nicht weh?«, fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Nein, ein Krieger der Jeer-Ee kennt keinen Schmerz.« Wir lachten beide.
    »Immerhin peitschen wir unsere Krieger nicht aus, nur weil sie einer Gefangenen Brot bringen und mit ihr sprechen.«
    Helaku überlegte kurz.
    »So hat jeder seine Eigenheiten, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    Plötzlich fragte er mich: »Du liebst diesen Briar, oder?«
    »Es darf nicht sein, ich bin ein Königsmädchen, und so lange das so ist, gehört mein Herz nur einem.«
    »Also im Wüstenvolk gibt es so was nicht. Da darf sich jeder Uhuru eine Frau aussuchen, und wenn er eine gewählt hat, dann ist sie die seine. Ohne diesen ganzen Deligo-Kram.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach, dann fragte ich ihn »Sag mal, was wollt ihr eigentlich von mir?«
    Helaku sah mich plötzlich bedrückt an. »Tut mir leid, Lilia, aber darüber darf ich mit dir nicht sprechen.«
    Als hätte ich etwas Falsches gesagt, stand er auf und ging.
    Ich aß das Fleisch auf und streckte mich. Heute würde ich mich von diesen blöden Fesseln befreien. Wenn ich doch nur meinen Fächer hätte. Mit ihm würde ich diese Fesseln im Nu durchgeschnitten haben.
    Der Tag zog sich und ich rubbelte immer wieder die Fesseln über den Boden, aber ohne Erfolg. Ich überlegte, ob ich den Fluchtversuch bleiben lassen sollte, aber ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun, also scheuerte ich weiter.
    Gegen Mittag hörte ich etwas Vertrautes. Ich krabbelte so nah an die Gitterstäbe, wie es nur eben ging. Da kam Lala um die Ecke gelaufen. Ich freute mich so sehr über ihr Erscheinen, dass mir Tränen in die Augen schossen.
    Sie hatte tatsächlich wieder den Weg zu mir gefunden und quetschte nun ihren Kopf durch die Gitterstäbe, um meine Hände abzuschlecken.
    »Oh Lala, wie schön dich zu sehen!«
    Ich wischte mir mit der einen Hand die Tränen fort und mit der anderen streichelte ich sie hinter den Ohren.
    Die Freudentränen liefen unaufhörlich weiter, so viele Tage hatte ich nun niemanden von meinen Vertrauten gesehen. Ich sah nach, ob der grüne Fetzen Stoff noch an ihren Hals gebunden war – doch er war weg!
    Das bedeutete entweder, dass sie ihn verloren hatte, oder dass sie Briar gefunden hatte. Mein Herz begann zu rasen und ich zog an den Fußfesseln, um noch näher an die Stäbe zu kommen. Briar. Ob er ebenfalls hier war? Wenn ich schreien würde, kämen die Krieger gelaufen und würden Lala töten. Was sollte ich nur machen? Im Blick der Wölfin konnte ich natürlich nichts lesen, was Aufschluss über Briar brachte – sie sah mich einfach nur abwartend an.
    Und dann hörte ich auf einmal Schritte in der Höhle. Mein Herz beruhigte sich nicht, es schlug noch schneller. Ich deutete Lala sich zu verstecken, obwohl sie jeder hören würde. Ihr Schwanz knallte immer wieder auf den Höhlenboden und es war unmöglich, sie zu übersehen. Schließlich konnte ich sie nicht mal mehr aufhalten, dass sie wieder zum Gang lief.
    »Komm hierhin, sofort,« flüsterte ich und versuchte dabei wütend zu klingen, damit sie auf mich hörte. Doch sie schaute weiter in den Gang, der zu meiner Zelle führte. Sie würde doch nur einen so begrüßen, redete ich mir ein. Ich traute mich nicht hinzusehen, weil ich so gespannt war, wer aus dem Dunkel des Höhlengangs zu mir trat. Nervös strich ich mir über das Kleid, das nicht nur in Fetzen an mir herunter hing, sondern auch noch von oben bis unten verschmutzt war. Das Kleid, das Hanna mir genäht hatte, war nicht mal mehr im Ansatz zu erkennen.
    Die Person hatte angehalten und verharrte in der Dunkelheit. Briar würde doch zu mir gelaufen kommen. Die Angst überwog wieder und ich begann zu zittern.
    »Briar?«, flüsterte ich. Lala winselte und lief vor der Zellentür immer hin und her. Sie hörte nicht auf mit dem Schwanz zu wedeln.
    Und dann trat er in den Fackelschein.
    Ich schlug meine Hände vor den Mund, um den drohenden Schrei zu ersticken. Ich konnte mich nicht bewegen, mein Körper war starr. Es war, als stünden wir uns endlos gegenüber und sein Blick machte mir Angst. Ich hätte niemals gedacht, dass sein Anblick dieses Gefühl in mir auslösen könnte.
    Er öffnete die Zelle, kam langsam auf mich zu und schnitt die Fesseln an meinen Füßen durch.

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