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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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rechtfertige es, die Sicherheit des ganzen Landes aufs Spiel zu setzen, eines Volkes, das der vollständigen Ausrottung nur um Haaresbreite entgangen war.
    Er war darauf angewiesen, dass in Amerika Menschen die Interessen seines Landes vertraten, die bei den richtigen Persönlichkeiten vorstellig wurden und Zugang zu solchen hatten, durch deren Hände ging, was die Politik am Leben hielt: Geld. Es mussten Menschen sein, die Einfluss in den drei Staaten besaßen, auf deren Stimmen jeder Präsidentschaftskandidat angewiesen ist: New York, Florida und insbesondere Kalifornien. Mehr denn je war er auf die Unterstützung Amerikas angewiesen und bereit, mit großem Eifer darauf hinzuarbeiten, dass er sie bekam, wenn die Zeit reif war.
    Jetzt allerdings brauchte er vor allem einen starken Premierminister, der auf dem einmal eingeschlagenen Weg weiterging. Es hatte in jüngster Zeit Anzeichen dafür gegeben, dass seinen alten Freund der Kampfesmut allmählich verließ. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Der Premierminister musste unbedingt mit der Aufgabe fortfahren, die er in Angriff genommen hatte, und jeden weiteren Vorstoß der Liberalen abwehren.
    Während Freidman diesen Gedanken nachhing, kam David Goldberg mit zwei Flaschen Goldstar-Bier auf die Veranda. Er gab ihm eine und bat um Entschuldigung, weil er ihn hatte warten lassen. Zwar wäre Freidman ein ordentlicher Schnaps lieber gewesen, doch er nahm das Bier und sah zu, wie sich Goldberg in den Schaukelstuhl neben ihn setzte.
    Auf den ersten Blick hätte niemand den rundlichen Premierminister für einen Falken gehalten. Er wirkte viel zu weich für einen Kriegshelden; aber sein markantes Kinn zeigte, dass er eine Kämpfernatur war. Das schlohweiße Haar, das er ziemlich lang wachsen ließ, umrahmte sein gebräuntes Gesicht. Zwar war er groß und breitschultrig, aber inzwischen eher schwammig als muskulös. Wer ihn sich allerdings als erwachsene Ausgabe eines der kleinen pummeligen Jungen vorstellte, auf denen in der Schule jeder herumhackt, beging einen schweren Fehler. Die Tapferkeit dieses Mannes, der gleich einem wütenden Stier jeden Gegner annahm, war ebenso legendär wie seine Zornausbrüche. Goldberg hatte sich auf dem Schlachtfeld mehrfach ausgezeichnet, und zumindest dafür zollten ihm seine Landsleute Respekt. Unglücklicherweise war das keine dauerhafte Garantie für ihre Unterstützung.
    Nachdem er einen Schluck genommen hatte, sagte Goldberg: »Ben, du hast in ein Wespennest gestochen.« Freidman lauschte auf das Bellen eines Hundes in der Ferne und fragte: »Tu ich das nicht immer?«
    »Schon, aber wir leben in schwierigen Zeiten.«
    Die Richtung, die das Gespräch nahm, missfiel Freidman schon jetzt. »Wann waren die Zeiten je anders?«
    Der Premierminister schüttelte den Kopf. »Wir haben noch nie unter so großem Druck durch die Völkergemeinschaft gestanden wie jetzt.«
    »Entschuldige, dass ich das so offen sage, David, aber die Völkergemeinschaft ist mir schnuppe.«
    »Glaub mir, ich bin ganz deiner Meinung, aber wir können es uns einfach nicht leisten, sie zu missachten. Was gestern Abend passiert ist, bringt mich in Teufels Küche.«
    Freidman sah beiseite und nahm seinerseits einen Schluck aus der Flasche. »Du wolltest, dass ich zurückschlage. Das habe ich getan – und wie! Es wird Jahre dauern, bis sie sich davon erholen.«
    Davon war der Premierminister nicht mehr überzeugt, seit sogar junge Frauen Selbstmordanschläge verübten. Er kam immer mehr zu der Überzeugung, dass es sinnvoll sein könnte, sich aus dem Westjordanland und den besetzten Gebieten zurückzuziehen. Nur zweierlei hinderte ihn noch daran: die Angst um sein Leben und die jüdischen Siedlungen. Die Menschen waren zu tausenden in diese Gebiete geströmt und würden eher sterben wollen, als sie wieder zu verlassen. Wenn er diesen Abzug und die Anerkennung eines eigenständigen Staates Palästina unterstützte, würde der Mann, der da auf der Veranda neben ihm saß, zusammen mit vielen anderen dafür sorgen, dass man ihn umbrachte, weil er ihrer Überzeugung nach die Sicherheit Israels leichtfertig aufs Spiel setzte.
    Im Bewusstsein dessen, dass er Freidman gegenüber besonders vorsichtig sein musste, sagte er: »Der Angriff war die Krönung deiner Laufbahn, Ben.« Er hielt ihm die Flasche hin und prostete ihm zu.
    »Danke.« Freidman stieß mit ihm an. »Aber?« Goldberg trank aus und musterte ihn verwirrt. »Aber was?«
    »Du brauchst keine Rücksicht auf mich zu

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