Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
nehmen, David. Vergiss nicht, ich höre alles. Ich weiß, dass die Kabinettsmitglieder wegen der vielen Opfer toben.«
    »Die sind selten einer Meinung, ganz gleich, worum es geht.«
    »Nun, wenn du möchtest, dass ich mit ihnen spreche, bin ich gern dazu bereit.«
    Goldberg dachte einen Augenblick lang über das Angebot nach. Schlecht war der Gedanke nicht. Ben Freidman besaß die Fähigkeit, selbst die unerschrockensten Gegner einzuschüchtern. »Vielleicht später. Im Augenblick bereitet mir die Frage größere Sorgen, auf welche Weise ich der Weltöffentlichkeit erklären soll, wie es möglich war, dass so viele unschuldige Zivilisten ums Leben gekommen sind.«
    Freidman fühlte sich versucht, ihn daran zu erinnern, dass man die dort lebenden Palästinenser kaum unschuldig nennen konnte, unterließ es aber. Aus dem Krieger Goldberg war der Politiker Goldberg geworden. Also sagte er stattdessen: »Es handelt sich um bedauerliche Kriegsopfer.«
    »Aber sechzehn Hellfire-Raketen, Ben! Was hast du dir dabei gedacht?«
    Freidman zuckte die Achseln. »Das war eine einmalige Gelegenheit. Ich wollte auf keinen Fall auch nur einen einzigen Terroristen entkommen lassen, wenn ich es verhindern konnte.«
    »Man hat mir gesagt, dass der Sprengstoff in den Aktenkoffern des Mannes, der sich da eingeschleust hat, genügt hätte, alle bei der Zusammenkunft Anwesenden in die Luft zu jagen.«
    Freidman war verblüfft. Woher wusste Goldberg diese Einzelheiten? Doch er überspielte sein Erstaunen rasch. Er hatte ihm vor dem Kommandounternehmen absichtlich nur wenig gesagt, damit der Premierminister im Fall eines Fehlschlags reinen Herzens abstreiten konnte, etwas davon gewusst zu haben. Offensichtlich aber gab es in seiner eigenen Behörde jemanden, der den Mann informierte. Er würde feststellen müssen, wer das war.
    »Komm jetzt bloß nicht und sag, dass du auf einmal Angst hast.«
    Ein ärgerlicher Ausdruck trat auf Goldbergs Gesicht.
    »Du solltest die Dinge nicht miteinander vermengen, Ben. Ich erfahre aus verschiedenen Quellen dies und jenes. Man sagt mir, dass du in dieser Sache zu weit gegangen bist… Es wäre nicht nötig gewesen, all die unschuldigen Zivilisten zu töten.«
    Freidman hielt in der Bewegung seines Schaukelstuhls inne und sah den alten Weggefährten kalt an.
    »Tu mir einen Gefallen und hör auf, die Leute unschuldig zu nennen. Die jagen seit Jahren Frauen und Kinder in die Luft, und du weißt ebenso gut wie ich, dass die einzige Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, darin besteht, sie härter zu treffen als sie uns.«
    Goldberg war sich dessen nicht mehr so sicher. Als junger Panzerkommandant hatte er selbst so gedacht und auch noch, als er zwei Jahre zuvor die Zügel des Landes in die Hand genommen hatte. Doch nach all den Selbstmordattentaten war er in seiner Überzeugung schwankend geworden. »Ben, wir leben in schwierigen Zeiten. Die Augen der Welt ruhen auf uns.«
    Goldbergs Worte verursachten Freidman Übelkeit. Am liebsten hätte er ihn aufgefordert, sein Amt zur Verfügung zu stellen, wenn ihm der Mumm fehlte, die Sache zu Ende zu führen. Stattdessen sagte er: »Die Augen der Welt haben schon immer auf uns geruht. Das dürfte jetzt keine größere Rolle spielen als früher. Wir sind nicht die Angreifer, David, und das weißt du auch. Die Palästinenser haben uns immer wieder überfallen , und wir beide sind schon lange genug dabei, um zu wissen, dass sie auf nichts anderes reagieren als auf Gewalt.«
    »Aber irgendwann muss das aufhören. Wir müssen einen Ausweg finden.«
    »Willst du dich etwa aus den Gebieten zurückziehen und deinen verdammte Sperrwall bauen?«, schnaubte Freidman. »Hast du keine Lehre aus der Geschichte gezogen? Damit überlässt du ihnen doch nur Gebiete, von denen aus sie uns eines Tages angreifen werden. Spätere Generationen werden dich den Neville Chamberlain Israels nennen.«
    »Ich habe an nichts dergleichen gedacht«, gab Goldberg gereizt zur Antwort. »Und sitz nicht da und wirf mir vor, ich wäre wie Neville Chamberlain, wo du erst gestern Abend hundert unschuldige Frauen und Kinder umgebracht hast. Das Heer hat mich informiert, Ben. Ich weiß, dass da keinerlei Sprengstoff hergestellt worden ist. Der Tod dieser Menschen war nicht nötig.«
    Zwar wollte Freidman nicht, dass ihr Gespräch in diese Richtung ging, trotzdem dachte er nicht daran, klein beizugeben. »Ich bin bereit einzuräumen, dass der eine oder andere dieser Todesfälle bedauernswert ist, aber das

Weitere Kostenlose Bücher