Das Kommando
konnten. Meist galten die Angriffe dieser jungen Spezialisten Unternehmen, Banken, militärischen Einrichtungen und Regierungsstellen im Ausland. In fremde Rechner hineinzugelangen war dabei nicht die eigentliche Herausforderung, wohl aber, das System ohne den geringsten Hinweis darauf zu verlassen, dass sich ein Unberechtigter dort umgesehen und Informationen gesammelt hatte. Dumond war ein Naturtalent auf diesem Gebiet, und die Antiterrorzentrale nutzte es auf ihre Weise.
Bourne wie Dumond bedeuteten Rapp durch Gesten, dass sie mit ihm sprechen wollten. Sie hielt ihm ein Blatt mit einem Foto hin und wies darauf. Rapp ging an der Schlange vorüber auf sie zu, nahm sie am Ellbogen und führte sie ein Stück beiseite.
»Was ist?«, fragte er flüsternd.
Sie lächelte. »Wir haben eine Spur von unserem großen Unbekannten.«
Rapp wandte sich zu Turbes um. Als er sah, dass zwei Angestellte der CTC ihm wild gestikulierend etwas vortrugen, wohl in der Hoffnung, dass er den Streitschlichter spielen werde, sagte Rapp mit einem Blick auf Dumond und Bourne: »Kommen Sie mit.«
Sie gingen durch den Seitengang zu einem großen Raum mit einer Vielzahl durch Stellwände voneinander abgetrennter Arbeitsplätze. Die Menschen, die von dort aus gegen den Terrorismus kämpften, nannten dieses Labyrinth aus einen Meter sechzig hohen und mit Stoffbahnen bespannten Raumteilern, das immer weiter wucherte, je mehr neue Beamte eingestellt wurden, scherzhaft den ›Bullenpferch‹. Rapp schloss sein Büro auf, und sie traten ein. Er forderte Dumond auf, die Tür zu schließen, dann wandte er sich an Bourne. »Was haben Sie?«
Sie gab ihm den Computerausdruck. »Unser Mann ist am Sonntag von Nizza über Paris zum John-F.- Kennedy-Flughafen in New York geflogen.«
Rapp warf einen Blick auf die grobkörnige Schwarz - Weiß-Aufnahme. »Woher stammt das?«
»Von der Überwachungskamera der Einreisekontrolle am JFK. Wir haben die Fotos der Briten in das Gesichtserkennungssystem eingescannt und dann Computerabgleichungen vorgenommen. Weil wir bei unserer eigenen Datenbank mit Terroristen und Terrorismusverdächtigen nicht weitergekommen sind, habe ich erst einmal bei den Leuten von der Einreisekontrolle angeklopft, statt gleich unsere Verbündeten aufzustören. Ich hatte mir überlegt, dass der Mann am Sonntag, spätestens Montag ins Land gekommen sein müsste, falls er etwas mit dem Attentat auf den palästinensischen Botschafter zu tun hatte.«
Rapp nickte und sah erneut auf das Foto. »Ist er das bestimmt?«
»Zu 98,36 Prozent«, gab der Genauigkeitsfanatiker Dumond zur Antwort.
»Und hat er auch einen Namen?«
»Charles Utrillo«, erteilte ihm Bourne Auskunft.
Rapp wandte sich Dumond zu, weil ihm klar war, dass dieser bereits gründlich nachgeforscht hatte.
»Vermutlich ist das nicht sein richtiger Name.«
»Nein.« Dumond schüttelte den Kopf. »Ich habe in mehreren Datenbanken der französischen Regierung nachgesehen und nichts gefunden, das dazu passen würde.«
Er gab Rapp einen Ausdruck. »Hier sind die Angaben über die Kreditkarte, mit der er den Flug bezahlt hat. Wir suchen zurzeit bei Mietwagenfirmen und Hotels im Umkreis von rund hundertfünfzig Kilometern um New York. Sofern er die Kreditkarte noch einmal verwendet hat, wissen wir das in der nächsten halben Stunde.«
»Haben Sie auch am anderen Ende der Karte nachgeforscht?«, fragte Rapp.
»Klar. Eine Bank in Paris hat sie für automatische Auszahlungen ausgestellt. Auf dem Konto sind etwas weniger als acht Riesen.«
Obwohl Rapp vermutete, dass er die Antwort auf die nächste Frage bereits kannte, stellte er sie doch. »Und wie ist das Geld auf das Konto gekommen?«
»Durch vier Bareinzahlungen.«
Rapp schäumte innerlich. Der Bursche verschleierte seine Spuren wie ein ausgefuchster Profi. Als Nächstes sagte er, was ihm aus seiner Erfahrung heraus klar war:
»Der Name bringt uns nicht weiter. Ganz gleich, wo er sich jetzt aufhält, tritt er unter einem anderen Namen auf.«
»Sollen wir seinen Pass trotzdem im Behördenrechner markieren und das FBI auf ihn ansetzen?«
»Markieren Sie den Pass«, sagte Rapp, obwohl er bezweifelte, dass das etwas nützen würde, »lassen Sie aber vorerst das FBI aus dem Spiel. Zuerst möchte ich mit Kennedy darüber sprechen und sehen, wie sie die Sache handhaben will.« Er versetzte sich in die Lage des Mannes und versuchte zu überlegen, was dieser als Nächstes tun würde. Falls er der Attentäter war, konnte er entweder in
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