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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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widersprach seinem Instinkt. Eigentlich war er nicht länger bereit, sich mit Ben Freidman und dessen Lügengespinst herumzuschlagen, doch nahm er an, dass sie Recht hatte. Er sah zu ihr hin und nickte. »Schön… im Augenblick halten wir uns bedeckt. Stellen Sie aber fest«, fügte er mit einem Blick auf Rapp und Turbes hinzu, »wer der Mann auf dem Foto ist und ob er etwas mit dem Attentat zu tun hat.«
    Während Rapp nickte, las Turbes aufmerksam eine E-Mail auf seinem kleinen Blackberry-Handcomputer. Dann hob er den Blick und verkündete mit finsterer Miene: »Vor wenigen Augenblicken haben sich in Israel drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.«
    Präsident Hayes legte eine Hand vor den Mund und stieß hervor: »Großer Gott… das wird ja immer schlimmer.«

55
    Auch wenn das alte viktorianische Haus genau auf der Grenze zwischen dem nordwestlichen und dem nordöstlichen Sektor Washingtons weder in der besten Wohngegend lag noch in besonders gutem Zustand war, erfüllte es seinen Zweck. Verglichen mit dem Südosten der Stadt ging es dort friedlich zu, trotzdem war es auch dort nicht ratsam, um zwei Uhr nachts allein auf die Straße zu gehen. So lagen die Dinge in der Regierungshauptstadt der Vereinigten Staaten nun einmal. Auf jemanden wie David allerdings, der den größten Teil seines Lebens unter der Herrschaft einer Besatzungsmacht verbracht hatte, wirkte die Gegend ausgesprochen sicher.
    Dem Vermieter hatte er sich als französischer Softwareentwickler vorgestellt, der eine eigene Firma betrieb und auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen versuchte. Er werde sich nur gelegentlich in Washington aufhalten, hatte er ihm mitgeteilt, wenn er Gespräche mit Vertretern des Handelsministeriums führen musste, dann aber viel Platz brauchen, um arbeiten zu können. Die Mietforderung war annehmbar, und es schien den Hausbesitzer nicht zu stören, als ihm David entgegen amerikanischen Gepflogenheiten die ersten beiden Monatsmieten zusammen mit der Kaution in bar übergab. In den fünf Monaten danach hatte er die Miete unter dem Namen Jean Racine von einer Pariser Bank pünktlich überweisen lassen.
    Den Hausbesitzer hatte er lediglich um zweierlei gebeten. Zum einen sollten die elektrischen Leitungen in einem der Räume im Obergeschoss erneuert werden, deren Leistungs-Fähigkeit seinen Anforderungen nicht genüge, und zum anderen brauche er einen Breitband - Internetanschluss. Für die Kosten beider Maßnahmen, hatte er hinzugefügt, werde er selbstverständlich aufkommen. Der Mann, der knapp zwei Kilometer entfernt wohnte, versprach, die Arbeiten durchführen zu lassen, und hielt sich auch daran. David, erklärte er, dürfe in seinen Räumen nach Belieben schalten und walten, solange er niemanden störte und sich an die Hausordnung hielt.
    Jetzt saß David in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock und konzentrierte sich auf die acht an der Wand angebrachten 21-Zoll-Flachbildschirme von Sony, die jeweils über tausend Dollar gekostet hatten. Auf einem Tapeziertisch standen zwei PCs. Der linke diente ihm dazu, eingehende E-Mails zu lesen, seine Konten bei verschiedenen Banken rund um die Welt zu verwalten und mehrere Online-Nachrichtendienste zu verfolgen, die ihm fast augenblicklich mitteilten, was jeweils im Gebäude 1600 Pennsylvania Avenue geschah. Der andere Computer lieferte Aufnahmen der an den zahlreichen Kreuzungen Washingtons angebrachten Kameras zur Verkehrsüberwachung an die sieben anderen Bildschirme.
    Diesen Teil seines Planes zu verwirklichen war weniger schwierig gewesen, als er angenommen hatte. Einfache Bestechung hatte ihm Zugang zum Kameranetz der Verkehrsüberwachung verschafft, und jetzt konnte er jederzeit mit wenigen Mausklicks jede beliebige der über hundert Kameras ansteuern, die über die Hauptstadt verteilt waren. Für das Passwort, das ihm Zugang zu diesem System verschaffte, hatte er lediglich zweitausend Dollar hinblättern müssen. Viele Mitarbeiter in der Verkehrsleitzentrale waren Einwanderer, und die meisten von ihnen kamen aus Ländern der Dritten Welt, in denen es üblich war, die Gehälter staatlicher Stellen durch solche Nebeneinnahmen aufzubessern. So war es ihm nicht schwer gefallen, den jungen Palästinenser zu bestechen, an den er sich gewandt hatte – der Mann hatte nicht einmal wissen wollen, aus welchem Grund sein unbekannter Landsmann an solche Informationen gelangen wollte.
    Nie hätte er raten können, welches ehrgeizige Ziel sich David gesteckt hatte. Er

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