Das Kommando
Abu-Nidal-Weg und Osama-Bin-Laden-Gasse entschieden. Dumond, der bei der Aufteilung des Raums und der Namensvergabe federführend gewesen war, hatte dafür gesorgt, dass er am Ende einer Sackgasse saß, in die man nicht so leicht fand.
Während sein MP3-Spieler vor sich hin dudelte, tanzten seine Finger virtuos über die Computertastatur, wobei er immer wieder zwischen drei Bildschirmen hin und her schaltete, hier Fenster öffnete, dort schloss, verkleinerte oder vergrößerte. Er war auf einer heißen Spur, auch wenn er noch nicht sicher war, worum es dabei genau ging. Auf Rapps Anregung hin hatte er sich die von Prinz Omars rechter Hand in jüngster Zeit getätigten finanziellen Transaktionen genauer angesehen. In die gesicherten Netze der fraglichen Banken einzudringen hatte sich als einfach erwiesen, Schwierigkeiten bereiteten ihm aber die unvorstellbaren Dimensionen von Omars Vermögen. Da sich der Prinz für dessen Verwaltung buchstäblich hunderter von Banken bediente, verschwendete Dumond seine Zeit nicht damit, den einzelnen Transaktionen nachzuspüren, die von der Chase Manhattan Bank, der Deutschen Bank oder welchen Banken auch immer in den Vereinigten Staaten, England, Japan, Kanada und Deutschland verbucht wurden, sondern konzentrierte sich auf die Länder, die dafür bekannt waren, dass ihre Gesetze es den Banken gestatteten, verschwiegen zu sein wie ein Grab.
Er hatte die Akte über den Diener des Prinzen nur ein einziges Mal zu lesen brauchen, um sogleich zu wissen, wohin er seine Aufmerksamkeit zu richten hatte. Bei einem Snob wie LeClair konnte es nur eine Wahl geben: die unübertroffen tüchtigen Schweizer, die an alle Eventualitäten dachten. Ihre Achtung gebietende Professionalität und ihr sprichwörtlicher Perfektionismus waren genau das, was solche Menschen suchten.
Da es sich als zu mühselig erwiesen hatte, nach Konten mit Prinz Omars Namen oder denen seiner verschiedenen Holdings zu suchen, blieben Dumond noch zwei Möglichkeiten, die er versuchen wollte, bevor er die Finanzspezialisten des FBI und des Finanzministeriums um Hilfe bat. Er war schon Zeuge gewesen, wie diese Männer und Frauen jede einzelne telegrafische Überweisung oder Belastung und jeden Scheck bis an ihr Ziel verfolgten. Eine solche gründliche Durchleuchtung von Prinz Omars Finanzgebaren konnte ohne weiteres fünfzig Beamte sechs Monate lang beschäftigen, und selbst dann bestand noch die Möglichkeit, dass ihnen etwas entging. Sie hatten Anweisung, nach den geltenden Gesetzen und Vorschriften vorzugehen, damit weder aus juristischer noch aus politischer Sicht der kleinste Schatten eines Vorwurfs auf sie fallen konnte.
Aus diesem Grund hätten sie sich, selbst wenn ihnen die Kniffe bekannt wären, mit denen Dumond arbeitete, gehütet, sie anzuwenden. Der achtundzwanzigjährige Hacker mit MIT-Diplom konnte sehr viel schneller Ergebnisse erzielen. Zwar würde keine der Informationen, die er auf diese Weise beschaffte, vor einem Gericht bestehen, doch arbeitete Dumond schon lange genug mit Rapp zusammen, um zu wissen, dass dieser am liebsten möglichst wenig vor der Öffentlichkeit ausbreitete.
Dumond hatte sich bei drei Schweizer Banken umgesehen, die zu den ältesten und angesehensten im Lande gehörten, und in der Tat stand LeClair mit ihnen in Verbindung. Zwei hatten ihren Sitz in Zürich, die dritte in Genf. Anfangs konzentrierte er sich auf die höheren Beträge zwischen fünf und zehn Millionen Dollar. Als er dabei nicht fündig wurde, versuchte er festzustellen, ob Gelder des Prinzen zwischen diesen drei Banken hin und her geschoben worden waren. Auch damit kam er nicht weiter.
Als Letztes ging er jedes der Konten einzeln durch und stellte über den vergangenen Monat hinweg Tag für Tag fest, ob von verschiedenen Banken kleinere Beträge auf ein und demselben Konto eingegangen waren. Ganz besonders achtete er auf die Institute, an die das Geld anschließend weitergeleitet worden war, weil er damit auf die richtige Spur zu stoßen hoffte.
Während er auf Beträge und Überweisungsdaten achtete, zeichnete sich vor seinem inneren Auge ein Muster ab: erst eine Anzahlung, auf die nach erfolgreicher Erledigung des Auftrags der Restbetrag folgte. Er fand nichts, das sich auch nur von ferne auf fünf Millionen Dollar summiert hätte – nicht einmal auf die Hälfte. Mit einem Mal aber stutzte er. Am Montag der vergangenen Woche waren von einer der beiden Züricher Banken aus fünfhunderttausend Dollar telegrafisch
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