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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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entgegengehen.«
    David griff nach der Hand des Alten. »Sie sollten die Hoffnung noch nicht aufgeben.« Mit aufmunterndem Lächeln fügte er hinzu: »Morgen Abend findet eine Zusammenkunft statt.« Er nahm ein Stück Papier aus seiner Hemdtasche und legte es vor Spielman hin. Bestimmt würden die acht Namen auf der Liste seine Aufmerksamkeit fesseln.
    Spielman setzte die Lesebrille auf und warf einen Blick auf das Blatt. Mit einem Mal war sein Mund vollständig ausgedörrt. Was er da vor sich sah, war praktisch das Who’s Who der Terroristen in den besetzten Gebieten. Es war mehr, als er je hätte hoffen können. Als er vor vielen Jahren Jabrils Freundschaft gesucht hatte, war ihm bewusst gewesen, dass dieser junge Palästinenser zu großen Dingen fähig sein würde. Seine Eltern waren vernünftige Menschen, die großen Wert auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder legten und sich von den Hetzreden und der Gewalttätigkeit der PLO fern hielten. Spielmans Überzeugung nach konnte Jabril eines Tages ein wirklicher Führer seines Volkes werden. Doch so sehr er gehofft hatte, dass ihre Freundschaft eines Tages Früchte tragen würde, er hätte nie geglaubt, je einen so wundervollen Augenblick zu erleben.
    Der Mossad, der Jabril stets aufmerksam beobachtet hatte, war erst kürzlich dahinter gekommen, mit welchem Erfolg der junge Palästinenser Gelder für die verschiedenen Terroristengruppen aufbrachte. Während all dieser Zeit hatte Spielman durch Monsignore Lavins Mittlerrolle ihre Beziehung sozusagen durch die Hintertür am Leben erhalten. Es war der Mühe wert gewesen, denn er hatte in Jabril einen wahren Freund gewonnen, einen Pragmatiker, der an die Möglichkeit eines Friedens glaubte.
    Jetzt hob er das Blatt hoch und sagte: »Eine interessante Versammlung.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Er ließ den Jüngeren nicht aus den Augen. »Vermutlich sind Sie nicht bereit, mir zu sagen, wo diese Zusammenkunft stattfinden soll?«
    David biss sich auf die Lippe und schob dann nach längerem Zögern ein zweites Stück Papier über den Tisch. Es enthielt eine mit Abmessungen versehene Skizze eines Aktenkoffers. »Ich brauche zwei davon. Lassen Sie die von Ihren Leuten nach meinen Angaben herstellen. Ich komme morgen wieder, um mit Ihnen über die Einzelheiten zu sprechen.«
    Misstrauisch musterte Spielman den jungen Palästinenser. Gab es möglicherweise einen Hinweis darauf, dass er doch kein ehrliches Spiel trieb? Sofern es der Mann aufrichtig meinte, hatte er Abe Spielman soeben den Eingang zu der Goldgrube geöffnet, nach der jeder Geheimdienstmann sein Leben lang sucht.

15
    Unbequem zusammengekrümmt hockte Rapp vor einem Laptop. Er hatte seine muskulösen Arme in eine unnatürliche Stellung bringen müssen, um die Tasten erreichen zu können. Nachdem er gelesen hatte, was auf dem Bildschirm stand, warf er einen Blick durch das Fenster der Langstrecken-Düsenmaschine vom Typ Gulfstream V der CIA. So weit das Auge reichte, sah er blaues Wasser. Das luxuriös mit bequemen Ledersesseln, Sofa, Bordküche und Schlafraum ausgestattete Flugzeug verfügte unter anderem über ein abhörsicheres Kommunikationssystem für eine ständige Verbindung mit Washington. Rapp wusste nicht, auf welche Weise Kennedy erreicht hatte, dass der Präsident seinem Vorhaben zugestimmt oder sich zumindest bereit erklärt hatte, so zu tun, als wisse er von nichts, auf jeden Fall war es ihr gelungen. Genau genommen, war es auch nicht besonders wichtig. Dann aber verbesserte er sich im Stillen – das stimmte nicht ganz, denn es war weit besser, wenn der Präsident offiziell nichts von dem wusste, was die Orion-Einsatzgruppe zu tun gedachte.
    Er war fest überzeugt, dass die meisten Amerikaner lieber nichts von dem wissen wollten, was er trieb. Man hatte das Land angegriffen. Es befand sich im Krieg, und der Krieg hat ein hässliches Gesicht. Niemand wollte Einzelheiten über die grausame Art wissen, wie er geführt wurde. Auch wenn Amerika den Krieg nicht vom Zaun gebrochen hatte, wollte es ihn auf keinen Fall verlieren. Also musste jemand wie Mitch Rapp die Drecksarbeit erledigen. Die größten Schwierigkeiten bereiteten wie immer die Politiker.
    Da ihnen jedes Mittel recht war, um ihren Gegnern eins auszuwischen, hielten sie ständig Ausschau nach möglichen Skandalen. Mithin war es logisch, dass Rapps Aussichten, von Washingtons imaginärem Radar nicht erfasst zu werden, umso besser standen, je weniger Menschen im Weißen Haus etwas von seinem

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