Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
Vorhaben wussten.
    Sofern sich Präsident Hayes politisch isolieren wollte, kam ihm das gelegen. Vom Standpunkt des Unternehmens aus, das er plante, war diese Situation wünschenswert. Falls der Präsident nicht damit in Verbindung gebracht werden wollte, würde er mit keinem der Berater darüber sprechen. Das verminderte die Wahrscheinlichkeit, dass etwas davon durchsickerte.
    Vom moralischen Standpunkt aus war diese Situation nicht unbedingt vertretbar, doch hielt Rapp Moral nicht für übermäßig wichtig. Niemand brauchte seine Hand zu halten, ihn aufzubauen oder ihm Mut zuzusprechen.
    Am Anfang seiner Laufbahn – er war gerade dreiundzwanzig Jahre alt gewesen – hatte er die Ansprache seines Offiziers gehört, bevor das Kommando zu einer Geiselbefreiung aufbrach. Er hatte seine Männer um sich geschart und lediglich gesagt: »Wer von euch jetzt eine anfeuernde Rede braucht, hat den falschen Beruf. Wir alle wissen, warum wir hier sind, also wollen wir anfangen.« Keiner hatte ein Wort gesagt, keiner hatte das gebraucht.
    Diese Szene war ihm all die Jahre in Erinnerung geblieben, in denen er gegen den Terror gekämpft hatte. Zwölf der unerschütterlichsten und härtesten Burschen, die er je gesehen hatte, waren in zwei Black-Hawk - Hubschrauber gestiegen und hatten ihren Auftrag erledigt. Alles war abgelaufen wie ein Uhrwerk. Es gehörte zu seinen eindrucksvollsten Erlebnissen.
    Obwohl ihm bei seinen Einsätzen Sicherheit äußerst wichtig war, fühlte er sich von Präsident Hayes enttäuscht. Er hatte mehr von dem Mann gehalten und begann sich zu fragen, ob dessen Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus nachzulassen begann. Bisher war stets Verlass auf ihn gewesen. Es war Rapp unerfindlich, warum der Präsident jetzt mit einem Mal einen so unentschlossenen Eindruck machte.
    Als er ihn am Vormittag in seinem Amtszimmer aufgesucht hatte, war er fest überzeugt gewesen, es werde keine zwei Sekunden dauern, bis er seinen Einsatzbefehl bekam. Sobald er wieder in Washington war, musste er unbedingt mit Kennedy über die Veränderung reden, die mit dem Präsidenten vor sich gegangen zu sein schien. Wenn überhaupt jemand wusste, was mit ihm los war, dann sie.
    Dr. Kennedy war eine erstaunliche Frau. Sogar nachdem der Präsident ihn hatte abblitzen lassen, war er sicher gewesen, dass sie es schaffen würde, Hayes umzustimmen. So verblüffend war ihre Überredungsgabe, dass Rapp gern scherzte, falls sie je keine Lust mehr haben sollte, die CIA zu leiten, könne sie bei der Washingtoner Polizei eintreten und Selbstmordkandidaten vom Sprung in die Tiefe abhalten. Ihre Fähigkeit, im politischen Labyrinth der Hauptstadt unbeirrbar den richtigen Weg zu finden, war einfach verblüffend.
    All das war Rapp durch den Kopf gegangen, während er die nötigen Vorkehrungen getroffen hatte, um das Unternehmen in Gang zu bringen. Als Erstes hatte er Kontakt mit einem Mann bei der SEAL Demolition and Salvage Corporation in Baltimore aufgenommen. Mit dieser aus ehemaligen Marineangehörigen bestehenden Firma, die sich als »SEAL Abwrack und Bergungsunternehmen« tarnte, hatte er schon des Öfteren zusammengearbeitet. Da sie ihr Gespräch auf einer nicht abhörsicheren Leitung führten, war es nur kurz und kryptisch gewesen. Trotzdem war es Rapp gelungen, dem anderen genug Informationen zukommen zu lassen, sodass dieser seine Gruppe zusammenstellen und sich für einen baldigen Einsatz bereitmachen konnte.
    Auf dem Rest des Weges nach Langley hatte er sich mit Anna unterhalten, seiner frisch angetrauten Frau. Ihre Ansicht, dass er mit dem Tag ihrer Heirat aufhören sollte, sich aktiv an solchen Einsätzen zu beteiligen, hatte er geteilt – zumindest, als sie sich verlobt hatten.
    Allerdings hatte er seither dank seiner neuen Stellung an einer endlosen Abfolge von Sitzungen teilnehmen müssen, bei denen herzlich wenig herausgekommen war. Schon bald war ihm aufgegangen, dass ein Rückzug von praktischen Einsätzen unter Umständen nicht so einfach sein würde, wie er sich das vorgestellt hatte. Von einem Schreibtisch aus ließ sich einfach nichts erreichen. Anna wusste das ebenso gut wie er , doch waren sie sich einig, dass wirklich gefährliche Einsätze nicht mehr in Frage kamen.
    Rapp hatte sich vorgestellt, er könne die Planung von Einsätzen übernehmen. Auch wenn er nicht mehr selbst den Abzug betätigte, war er keinesfalls bereit, ausschließlich in einem behaglichen Büro in Virginia zu sitzen und über eine Entfernung

Weitere Kostenlose Bücher