Das Kommando
ihn wirklich verstanden, schätzten ihn sehr, während ihn das Heer der Bürokraten in dunklen Anzügen, denen Vorschriften wichtiger waren als Ergebnisse, hasste.
Doch selbst diejenigen Mitarbeiter der Bundespolizei, die an ihrem Schreibtisch nichts weiter taten, als Däumchen drehend auf ihre Pensionierung zu warten, brachten McMahon widerwillig Respekt entgegen. In einer Behörde, in der 99,9 Prozent der Beschäftigten ihre Schusswaffe noch nie im Dienst abgefeuert hatten, hatte er das öfter getan, als er zählen konnte. Er verstand sich weder als Anwalt noch als Buchhalter, sondern als altmodischer Polizist.
»Wer ist eigentlich dieser General Moro?«, fragte er Rapp und sah ihm dabei in die Augen.
Rapp antwortete nicht sogleich. Insgeheim verfluchte er sich, weil er nicht vorsichtig genug gewesen war, sodass McMahon auf seinem Bildschirm hatte mitlesen können. Dann überlegte er, wie viel er sagen konnte. Es war McMahons Auftrag, Botschafter Cox im Auge zu behalten, ihn festzunehmen, sobald ihn Rapp dazu aufforderte, und ihn dann zurück nach Amerika zu begleiten.
Auf Drängen der Leiterin der CIA hatte der Präsident ausdrücklich verlangt, dass McMahon mit dieser Aufgabe betraut wurde. Zwischen ihm und Kennedy bestand eine Beziehung, die über die Arbeit hinausreichte. Rapp hatte nie zu fragen gewagt, wie weit, aber McMahon war unstreitig der ideale Mann für die Aufgabe, denn ihm eilte der Ruf voraus, dass er die Gabe besaß, sich notfalls bestimmten Dingen gegenüber blind zu stellen.
Er überlegte, dass McMahon mit einem einfachen Telefonanruf feststellen konnte, wer der General war, und so sagte er ihm die Wahrheit. »Er ist Angehöriger der philippinischen Armee.«
»Tatsächlich?«, fragte McMahon mit gespielter Überraschung. »Ob ich das von alleine rausgekriegt hätte…?« Er kratzte sich an einem behaarten Unterarm und fragte:
»Und was wollen Sie von dem Mann? Ist er Freund oder Feind?«
Rapp lächelte. »Vorsicht, Skip.«
»Warum Vorsicht? Könnte ich sonst in einen Hundehaufen treten?« McMahons Gesicht verzog sich zu einer ärgerlichen Grimasse. »Hören Sie, Mitch, ich trete schon mein Leben lang in Hundehaufen. Verschonen Sie mich also mit Ihrer Geheimnistuerei. Ich weiß ziemlich viel über Sie und…« – er beugte sich vor und wies mit dem Daumen über die Schulter – »… und auch über Blondie da hinten. Wer die anderen sind, weiß ich nicht, aber ich habe den Verdacht, dass sie alle ziemlich gut schießen können und den ganzen Kung-Fu-Quatsch beherrschen, den man euch Jungs beibringt. Warum also …« – er beugte sich noch weiter vor – »… reden wir nicht einfach offen miteinander und sparen uns gegenseitig einen Haufen Zeit und Mühe?«
Belustigt schüttelte Rapp den Kopf. Der Mann, den McMahon »Blondie« genannt hatte, war Scott Coleman, der frühere Kommandeur des SEAL-Teams 6.
Coleman, der seinen Dienst bei der Marine quittiert hatte, betrieb jetzt eine Firma mit dem unverfänglichen Namen SEAL Demolition and Salvage Corporation. Die Männer bildeten Angehörige örtlicher Polizeibehörden von Baltimore bis hinab nach Norfolk im Tauchen und in der Unterwasserrettung aus und erledigten auch von Zeit zu Zeit Aufträge für die CIA. McMahons und Colemans Wege hatten sich vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einer spektakulären Morduntersuchung gekreuzt. Auch wenn der Fall nie vor Gericht gekommen war, kannten Rapp und McMahon die wahren Hintergründe. Scott Coleman hatte in diesem Drama eine Hauptrolle gespielt.
Man hatte McMahon zur Mitarbeit an dem Unternehmen herangezogen, weil er absolut vertrauenswürdig war. Er war keiner der übereifrigen FBI-Männer, die darauf aus waren, der CIA nach Möglichkeit eins auszuwischen, um auf der Karriereleiter weiter emporzusteigen, denn ihm war klar, dass sie alle im selben Boot saßen. Trotzdem fühlte sich Rapp nicht besonders wohl bei der Vorstellung, äußerst geheime Informationen preiszugeben. »Skip, glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es besser ist, nicht allzu tief in diesen Sumpf einzudringen?«
McMahons Miene verdüsterte sich. »Weder ich noch Sie brauchen ein Kindermädchen.« Der Ton, in dem er das sagte, ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht bereit war, Rapps Ausrede gelten zu lassen. »Bestimmt wäre ich imstande, den Botschafter ganz allein festzunehmen, und deshalb fällt mir nur ein einziger Grund dafür ein, warum Sie mit diesen vier Pfadfindern um die halbe Welt fliegen.«
Rapp schob
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