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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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um dann den Weg fortzusetzen. Aber die Zeit lief ihnen davon, sie mussten rasch weiter. Also mussten sie sich ein Stück zurückziehen und die Männer durch den Dschungel umgehen. Wie er es auch drehen und wenden mochte, die Zeit brannte ihnen auf den Nägeln. Noch wollte er sich nicht eingestehen, dass sie es wohl nicht rechtzeitig auf den Hügel schaffen würden, aber es sah immer mehr danach aus.
    Er spürte Wickers Hand auf dem Oberarm und wandte sich ihm zu. Wicker hob Zeige und Mittelfinger und machte die Bewegung des Gehens. Offensichtlich kamen noch mehr Leute. Der Mann musste geradezu übernatürlich scharfe Sinne haben. Coleman, der auf dem Gebiet des Dschungelkriegs nun wirklich alles andere als ein Neuling war, hatte nichts gehört.
    Mit einem Mal warfen die drei Filipinos an der Brücke die Zigaretten zu Boden und traten sie mit ihren Sandalen aus. Einer nach dem anderen nahm seine Waffe von der Schulter und tat so, als spähe er aufmerksam umher. Coleman hörte, wie sie von jemandem ein Stück weiter hinten auf dem Dschungelpfad angesprochen wurden, und gleich darauf herrschte an der kleinen Brücke geschäftiges Treiben. Zwei der Männer eilten auf die andere Seite und nahmen dort Aufstellung, während ein vierter aus dem Dschungel trat. Coleman sah, dass er mit einem M-16 bewaffnet war und…
    Blitzartig duckte er sich, wie auch Wicker. Der Neuankömmling trug unverkennbar eine Nachtsichtbrille. Während sie reglos hinter dem Baum am Boden lagen, lauschten sie angestrengt auf Hinweise, denen sich entnehmen ließ, ob der Mann sie entdeckt hatte. Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, spähte Coleman um den Baum herum. Von dort konnte er den Mann mit der Nachtsichtbrille nicht sehen, da nur eine Seite der Brücke in seinem Blickfeld lag. Vorsichtig robbte er ein wenig rückwärts über den Boden und dann ans Bachufer.
    Jetzt sah er wieder die ganze Brücke und auch den Mann, um den es ihm ging. Er hatte die Nachtsichtbrille hochgeschoben und sprach mit den beiden am jenseitigen Ufer. Er wies vor sich, und sofort machten sie sich auf, dem Dschungelpfad zu folgen. Dann zog sich der Mann mit der M-16 erneut die Nachtsichtbrille über die Augen und sah sich aufmerksam um. Flink glitt Coleman wieder hinter den Baum. Das Klügste, was sie jetzt tun konnten, war, sich nicht zu rühren, damit niemand auf sie aufmerksam wurde.
    Während er überlegte, welche Möglichkeiten er hatte, fragte er sich, ob ihr Eindringen in den Urwald bemerkt worden war und ihnen die Guerillakämpfer den Weg versperren wollten. Sofern weitere Männer bachabwärts zogen, war die Sache klar. Rasch entwarf er einen Plan, wie er sie in einen Hinterhalt locken konnte. Nötigenfalls konnten sie bei dessen Durchführung improvisieren.
    Er würde Wicker an Ort und Stelle lassen und mit Hackett eine Position in der Mitte einnehmen. Dann würden sie warten, bis der Gegner weit genug bachabwärts gegangen war, um ihn dann von zwei Seiten in die Zange zu nehmen. Es dürfte nicht schwer fallen, mindestens ein Dutzend von ihnen zu erledigen, bevor sie auch nur einen Warnschuss abfeuern konnten.
    Gerade wollte er sich vorsichtig zurückziehen, als ihn Wicker fest am Arm fasste und nicht losließ. Er sah zu ihm hin und erkannte, dass er von der anderen Seite des Baumes aus den Blick auf die Brücke gerichtet hielt. Langsam schob sich Coleman ein Stück vor. Zweimal schloss er ungläubig die Augen. Es dauerte einen Augenblick, bis er verarbeitet hatte, was er da sah, und einen weiteren, bis er merkte, dass sich sein Zeigefinger automatisch vom Sicherungshebel wegbewegt und um den schmalen Abzug seiner MP-10 gelegt hatte.

22
    Fassungslos sah Coleman, wie gleich einem Traumbild fünf Weiße – zwei Erwachsene und drei Kinder – im Dunst über die kleine Brücke an ihm vorüberzogen. Ihre rötlich blonden Haare standen in deutlichem Kontrast zu den schwarzhaarigen Bewaffneten um sie herum. Die ausgemergelten Gestalten waren aneinander gefesselt; ein lose durchhängendes Seil lief von einer der Geiseln zur anderen. Die Mutter voraus, zwei Kinder in der Mitte und der Vater, der das Jüngste trug, am Ende der Reihe. Sie sahen mitgenommen aus und wirkten unterernährt, aber sie lebten. Schritt für Schritt schob sich der Zug über die Brücke und weiter über den schmalen Pfad. Eine Nachhut blieb einige Augenblicke stehen und folgte dann gemächlich den anderen. Im nächsten Augenblick waren sie im Dickicht des Dschungels

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